Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10.03.2020)
Wien, am 10.03.2020Aktuelle Zahlen belegen: Österreichische Landwirtschaft auf Irrwegen. Zu viel Milch, zu viele Kälber.
Aus einem kürzlich erschienenen Bericht des Ministeriums geht hervor, dass die Transporte ungehindert weitergehen – es werden sogar aktiv neue Exportmärkte gesucht.
In einem gestern gesendeten Interview in Vorarlberg Heute erklärt Landwirtschaftsministerin Köstinger, sie sehe in Bezug auf die grausamen Kälbertransporte aus Österreich keinen Handlungsbedarf. Während ganz Österreich immer noch aufgrund der vom VGT veröffentlichten bilder schockiert ist und Änderungen fordert, lobt die Ministerin den Export von Zuchtrindern und verschiebt die Verantwortung über die Transporte in Drittstaaten in Richtung EU.
Vor Kurzem hat das Bundesministerium den sogenannten „TRACES Bericht“1 für das Jahr 2019 veröffentlicht. Dieser beinhaltet die Daten von Tiertransporten aus und nach Österreich. Daraus geht hervor, dass im vergangenen Jahr aus Österreich rund 90.000 Rinder, 40.000 Schweine und 20 Millionen Hühner ins Ausland transportiert wurden. Die Importzahlen überraschen: Es wurden ähnlich viele, oder sogar mehr Tiere gleichzeitig importiert.
Tobias Giesinger: Dieses System krankt an allen Ecken. Wir schicken eine unvorstellbar hohe Zahl an Tieren auf leidvolle Transporte und holen uns ebenso viele Tiere wieder ins Land. Eine Tatsache, die entsetzt. Hier kann man nicht mehr von ‘unbedingt notwendigen‘ Transporten sprechen. Das ist sinnloses Leid.
So wurden 66.262 Kälber und Rinder zur Mast in andere EU-Staaten exportiert und gleichzeitig 103.125 Rinder zum Zweck der Schlachtung nach Österreich importiert. Und das soll so bleiben - trotz großem Entsetzen in der Bevölkerung auf die jüngsten Veröffentlichungen des VGT, werden neue Märkte sogar aktiv gesucht. Der Rinderzuchtverband Vöcklabruck schreibt in einer aktuellen Aussendung an seine Mitglieder: „Aktuell sind größere Ankäufe für Länder wie Algerien, Aserbaidschan, Usbekistan und Iran geplant.“
Auch Milch und Milchprodukte werden in großen Mengen exportiert. Laut der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) wurde 2019 Käse im Wert von 323 Mio. Euro, Milch im Wert von 222 Mio. Euro und Joghurt und andere fermentierte Produkte im Wert von 110 Mio. Euro exportiert - ein Millionengeschäft auf dem Rücken der Tiere.
Tobias Giesinger: Dass es so nicht weitergehen kann, ist jedem klar und die Bevölkerung fordert es mit jeder neuen Veröffentlichung des VGT lauter und deutlicher. Es wird sich etwas ändern müssen! Wir fordern die Ministerin auf, im Sinne des Tierschutzes und der Österreicher_innen zu handeln und jetzt neue Lösungsvorschläge statt alte Ausflüchte zu präsentieren.
Forderungen des VGT
Der VGT macht seit Jahren darauf aufmerksam, dass Kälber, die das Land verlassen, schlussendlich auf grausame Art und Weise in Ländern außerhalb der EU geschlachtet werden. Der Verein fordert eine konsequente Systemänderung, hin zu einer nachhaltigen Landwirtschaft, die ohne diese Transporte auskommt.
Weitere Forderungen:
- Zukünftig konsequenter Vollzug der EU-Verordnung zu Tiertransporten
- Kein Transport von Tieren, die noch nicht von der Muttermilch entwöhnt sind
- Eine maximale Transportdauer von 8 Stunden für alle Tierarten
- Keine Transporte in Drittstaaten, also Länder außerhalb der EU
- Förderung von Alternativen für den Export von Kälbern aus der Milchproduktion
Bereits knapp 150.000 Menschen haben die Petition des VGT gegen Tiertransporte unterzeichnet. Zu finden unter: transportestoppen.at
(1) TRACES-Bericht