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Kärntner AMA-Skandal ist Österreich-weites Problem

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (07.04.2022)

Wien/Klagenfurt, 07.04.2022

VGT fordert Reformierung der Schweinehaltung noch dieses Jahr!

Die Aufdeckung eines Kärntner Schweinemastbetriebes hat das Kontrollversagen und die Überforderung auf allen Ebenen ins öffentliche Bewusstsein gebracht. Die österreichischen Konsument:innen bekommen bei weitem nicht das, was ihnen Werbung und Politik hochheilig versprechen.

Die Landwirtschaftskammer wusste es, die AMA auch, die Kärntner Veterinärbehörden ebenso. Und trotzdem wurde weggesehen; auch bei diesem Betrieb. Denn Schweinefleisch ist Massenware – Handel und Gastronomie fordern Niedrigstpreise. Viele Millionen Euro fließen in aufwändige Werbekampagnen von Politik und Wirtschaft – Geld, das für die längst überfällige Reformierung der Intensivtierhaltung und für die eigentlich versprochenen Kontrollen dringend fehlt.

Die Veröffentlichung des grausamen Tierleids in der Kärntner Schweinmast sorgte österreichweit für Aufsehen. VGT-Kampagnenleiter David Richter, der selbst vor Ort beim Protest vor der Schweinemast war und die dem VGT zugespielten Aufnahmen gesichtet hatte, kommentiert die Reaktionen von AMA, Landwirtschaft und Politik.

AMA-Kontrollen mit massiven Problemen

Der Gundbaustein des AMA-Kontrollsystem ist die „Selbstevaluierung“ der Landwirt:innen. Der Bauer oder die Bäuerin kontrollieren sich also selbst. Richter dazu: Es ist nicht verwunderlich, wenn Selbstkontrolle versagt. Wir kennen die Aussagen der aufgedeckten Landwirte und Landwirtinnen. Problemeinsicht gibt es da meistens nicht. Das Tierleid scheint ihnen egal. Die Selbstkontrolle als Grundbaustein des AMA-Systems ist ein Problem.

Externe Kontrollen durch die AMA (via Agrovet) finden hingegen nur alle paar Jahre statt. Dem Standard gegenüber gab die AMA-Marketing zu, dass die letzte Betriebskontrolle im Skandalstall schon zwei Jahre her gewesen sei – schon damals soll es Missstände gegeben haben.

Richter: Die AMA behauptet, dass die Kontrollen bei Problemen verschärft werden. Das wurde hier offensichtlich vernachlässigt. Doch selbst wenn Kontrollen stattfinden, ziehen die offensichtlich viel zu selten tatsächliche Konsequenzen nach sich! Missstände werden ignoriert oder normalisiert. Sogenannte Nachbesserungen sind nur ein Tropfen auf den glühenden Stein des Tierleids!

Kontrollsystem ist krank

Auch am Schlachthof finden Kontrollen statt, veterinärmedizinische Probleme werden dokumentiert. Richter: Auch Tierschutz-Probleme fallen dort auf! Werden gehäuft Schweine mit hochgradig entzündeten Augen und abgebissenen Schwänzen angeliefert, muss es eine Meldung an die zuständige Behörde geben! Doch das findet viel zu selten statt. Was hat der Klagenfurter Schlachthof zu den Tierqual-Schweinen zu sagen, die von der Skandalmast dort getötet wurden?

Staatliche Kontrollen müssen nur in 2% (!) aller Tierhaltungsbetriebe pro Jahr stattfinden. Im Schnitt wird ein Betrieb also gerade einmal alle 50 Jahre von Amtstierärzt:innen besucht. Richter dazu: Das ist natürlich viel zu wenig! Wir wissen, dass 80% der Schweine in Österreich ohne Einstreu auf hartem Boden gehalten werden – die Haltung führt unweigerlich zu Problemen und viel höheren Tierschutz- und Gesundheitsrisiken für die Tiere! Die amtlichen Kontrollen müssen massiv erhöht werden!

Vollspaltenboden und Intensivtierhaltung brauchen ein Ablaufdatum

Die Landwirtschaftskammer Kärnten spricht dem ORF gegenüber von einer „absoluten Ausnahme“. Dieses Narrativ weist der VGT klar zurück. Richter: Wir sehen alle, wie unzureichend das Kontrollsystem ist und wie häufig Missstände aufgedeckt werden müssen. Statt von „Einzelfällen“ zu reden, sollten wir uns eher Sorge um die Dunkelziffer an Tierqual-Betrieben in Österreich machen!

Der VGT macht seit Jahren auf die haltungsbedingten Probleme in der Vollspaltenbodenhaltung aufmerksam und appelliert an ein Ende dieser legalen Tierqual-Haltung. Richter erklärt: Die Missstände im Kärntner Skandalbetrieb sind auf die Haltung zurückzuführen! Enge, strukturlose Beton-Spaltenboden-Buchten führen zu Schwanzbeißen, Infektionen, Gelenkserkrankungen! Dass die erkrankten und verletzten Tiere nicht oder nicht ausreichend versorgt wurden, ist ein Skandal – doch die Ursache (!) liegt in der völlig artwidrigen Spaltenbodenhaltung und den legalen Standards der konventionellen Schweinehaltung in Österreich!

Österliches Versteck-Spiel der Landwirtschaftsministerin?

Allen ist in Wirklichkeit klar: die Tierquälerei in der Vollspaltenhaltung ist ein großes, österreich-weites Problem. Von der Landwirtschaftsministerin Köstinger sieht und hört man nichts, wenn Skandale aufgezeigt werden. David Richter: Die Bevölkerung, die Konsument:innen und sogar der Lebensmittelhandel fordern Reformen in der Landwirtschaft. Wir brauchen keine Ministerin, die sich versteckt und vor dem Tierschutz davonläuft und Schönrednerei betreibt. Die Menschen erwarten sich noch dieses Jahr eine grundlegende Reform der Schweinehaltung. Und wir als Tierschützer und Tierschützerinnen fordern von Handel und Gastronomie als ersten Schritt eine ehrliche und aufschlussreiche Kennzeichnung nach Haltungsart beim Fleisch, damit diesem Versteck-Spiel des Tiermissbrauches mithilfe der Konsument:innen ein rasches Ende gesetzt wird.

Der VGT wird heute einen bundesweiten Protest durchführen und fordert damit ein Verbot der tierquälerischen Vollspaltenboden-Haltung.

KURZ-VIDEO VOM SKANDAL-BETRIEB

LANG-VIDEO VOM SKANDAL-BETRIEB

Pressefotos honorarfrei (Copyright: VGT.at)

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