

Pest der kleinen Wiederkäuer nahe Österreich aufgetreten
Tierseuche wurde mittels Tiertransport von Schafen von Rumänien nach Ungarn eingeschleppt – VGT fordert gesetzl. Verbesserungen
Ungarn berichtete letzte Woche über den Ausbruch der Pest der kleinen Wiederkäuer (PPR) bei Schafen, nur 24 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt. Diese Tierseuche kam in Österreich noch nie vor. Sie dürfte mittels Tiertransport von Rumänien nach Ungarn verbreitet worden sein.
Es handelt sich bei dieser Krankheit um eine hochansteckende Virusinfektion, an der Schafe und Ziegen erkranken können. Die Infektion verläuft hoch fieberhaft und die Mortalitätsrate liegt bei 90–100 %.1 Die PPR wird in den meisten Fällen durch engen Kontakt mit infizierten Tieren oder deren Ausscheidungen übertragen, kann aber auch über die Luft übertragen werden. Jungtiere leiden besonders stark darunter: Bei Ziegenkitzen, die älter als vier Monate sind, führt sie in jedem Fall zum Tod.2 Es ist vorgeschrieben, dass bei einer Infektion die gesamte Herde getötet werden muss.3 Das heißt, dass auch gesunde Tiere getötet werden. Obwohl das Gesundheitsministerium appelliert, keine Tiere aus betroffenen Gebieten zu importieren, besteht kein gesetzliches Verbot.
Eine weitere Viruserkrankung, die seit Monaten in Österreich erstmalig seit 2016 wieder im Umlauf ist, ist die Blauzungenkrankheit.4 Auch sie betrifft Wiederkäuer. Die Übertragung erfolgt über Stechmücken, sogenannte Gnitzen
. Bei Schafen liegt die Sterblichkeitsrate bei einer Infektion bei 1 % bis 5 %, bei Ziegen und Rindern bei 1,5 %. Gegen die Blauzungenkrankheit gibt es eine Impfung, die vom Gesundheitsministerium eindringlich empfohlen wird. Da Österreich zur Blauzungenzone
erklärt wurde, finden derzeit keine Lebendtierexporte in die Türkei statt, die für heimische Rinderzüchter eines der wichtigsten Exportländer darstellt. Im Herbst letzten Jahres wurden mehrere Fälle bekannt, bei denen Tiertransporter aus Deutschland, Polen und Rumänien, beladen mit schwangeren Kalbinnen, an der türkischen Grenze über Wochen festgehalten wurden. Angeblich wurde ihnen die Weiterfahrt verweigert, da die Tiere aus Gebieten stammten, die von der Blauzungenkrankheit betroffen waren. Die jungen Kühe standen wochenlang in ihren eigenen Exkrementen, einige brachten am LKW sogar ihre Kälber zur Welt. Letztendlich wurden alle Tiere in einem Schlachthof nahe der Grenze notgetötet
.
Der VGT veröffentlichte letzten September Bilder von dem brutalen Umgang mit Kühen und frisch geborenen Kälbern bei einer derartigen Nottötung
in einem türkischen Schlachthof.
Ein weiterer schockierender Vorfall ereignete sich in Deutschland: Am 10. Jänner 2025 wurde der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche bei einem Betrieb mit Wasserbüffeln in Brandenburg gemeldet. Alle Tiere wurden getötet, ebenso wurden Tiere von benachbarten Betrieben vorsorglich gekeult
.5
VGT-Tiertransporte-Campaignerin Isabell Eckl zeigt sich bestürzt: Schwere Krankheiten, die bislang nur in fernen Gebieten aufgetreten sind, kommen durch den internationalen Handel mit vor allem landwirtschaftlich genutzten Tieren immer näher zu uns und vice versa. Oft werden Seuchen durch Tiertransporte über die ganze Welt verbreitet. Die Leidtragenden sind einerseits erkrankte Tiere, die dadurch teils gravierende Schmerzen ertragen müssen. Andererseits auch oft völlig gesunde Tiere, die rein
vorsorglich
vorzeitig getötet werden, um den wirtschaftlichen Schaden der Tierindustrie zu begrenzen.
Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN fordert seit vielen Jahren deutlich strengere Gesetze für Tiertransporte:
- Ausgewachsene Tiere sollen maximal acht Stunden transportiert werden
- Nicht entwöhnte Jungtiere, wie Kälber sollen gar nicht mehr transportiert werden
- Statt Lebendtiertransporten sind gekühlte Fleischtransporte zu bevorzugen, um den Tieren wenigstens einen letzten stunden- bis tagelangen strapaziösen Leidensweg zu ihrer Tötungsstätte zu ersparen
Quellen
- ÖBSZ - Ungarn: Ausbruch: Pest der kleinen Wiedekäuer
- AGES: PRR
- KVG: PRR
- AGES: Blauzungenkrankheit
- KVG: MKS