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Landwirtschaftsmesse Wels 2006: keine Hoffnung auf Änderung des Nutztierleids in Österreich

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.09.2006)

Wien, 05.09.2006

Vom 30. August bis 3. September präsentierten 1.200 Aussteller ihre Angebote: Enthornungsbox (siehe Bild), Vollspaltenböden, Kastenstände, Abferkelgitter …

Vom 30. August bis 3. September präsentierten 1.200 Aussteller ihre Angebote: Vollspaltenböden, Kastenstände, Abferkelgitter …

Diese Messe ist ein sehr großes Ereignis. Trotz € 8 Eintritt strömten den ganzen Tag die Menschenmassen in das Ausstellungsareal. Und natürlich hatte nicht alles mit der Nutztierhaltung zu tun, ja, die Nutztierhaltung machte den kleineren Teil der Messe aus. Trotzdem war es für einen Menschen mit einem offenen Herzen Tieren gegenüber nicht möglich, die Messe zu genießen.

Zahllose Rinder waren in langen Ställen nebeneinander angekettet. Die Kühe wurden in einem Ring vorgeführt, und man sollte ihr Euter bewundern, das bei einer gezeigten Kuh bereits mehr als 100.000 Liter Milch in 3 Jahren geliefert hätte. „Ein Euter, das wir uns alle wünschen!“, rief der Sprecher begeistert. Alle nicht. Manche der Kühe wehrten sich mit aller Macht gegen die Vorführungen, sie wurden aber durch den Ring gezerrt, z.T. auch getreten und es wurde ihnen der Schwanz verdreht.

Danach kamen die Zuchtstiere an die Reihe. Sie wurden an einem schmerzhaften Nasenring an der Stange durch den Ring geführt. Sie gingen so vorsichtig, dass man sich lebhaft vorstellen konnte, wie schmerzhaft so ein Nasenring sein muss.

Die Firmen, die „Stalleinrichtungen“ zur Schau stellten, hatten auch einiges im Angebot, das den mitfühlenden Beobachter nachdenklich stimmen musste. So gab es Enthornungsboxen für Kälber und Kastrierhalterungen für Ferkel. Dazu winzig enge Kälberboxen, 50 cm x 120 cm, auf denen tatsächlich stand: „für artgerechte Tierhaltung von Kälbern bis 200 kg“!

Für Schweine waren unzählige enge Kastenstände ausgestellt, dazu Abferkelgitter und überall Vollspaltenböden. Nirgendwo fand ich Angebote für Freilauf- oder gar Freilandstalleinrichtungen, oder wenigstens Stallsysteme mit Stroheinstreu. Die Vollspaltenböden ohne Stroh scheinen der absolut normale Alltag zu sein, selbst für Ställe, die heute verkauft und gebaut werden. Und für das von der EU vorgeschriebene Beschäftigungsmaterial für die Schweine war eine Metallhalterung im Angebot, die an die Wand montiert ein darin festgeschraubtes Holz enthält. Das war alles. Das Abferkelgitter wurde als jene Haltungsform beschrieben, die für Mensch und Tier sich als die beste herausgestellt hat.

Zusätzlich wurde der Bau von riesigen Tierfabriken angeboten, scheinbar unendlich langen Hallen, rein funktional und ohne jegliche Berücksichtigung der Tierbedürfnisse. Ein Aussteller zeigte sogar neue sogenannte „Kleinvolieren“, kombinierte Legebatteriekäfige der Größe von ca. 3 Käfigen in die Länge, in die Höhe und in die Breite, in die 150 Hühner gesperrt werden könnten. Damit hätte man eine Besatzdichte von 18 Hühnern pro m2 nutzbare Bodenfläche. Nach dem österreichischen Bundestierschutzgesetz, das Legebatterien an und für sich verbietet, könnten derartige neue Käfigsysteme durchaus wieder zugelassen und eingeführt werden. Das Gesetz verbietet eben leider nicht grundsätzlich jede Käfighaltung, sondern nur die Käfighaltungen, die bisher bekannt geworden sind.

Auf einer Kleintierbörse konnte man vom Meerschweinchen bis zu Wachtel und Steinhuhn alle Tiere erstehen bzw. in kleinen Käfigen anstarren. Auch verschiedenste Hähne und Hennen, sowie Truthühner und Enten saßen in Käfigen. Manche schreckhaften Tiere steckten ihre Köpfe in der den BesucherInnen abgewandten Käfigecke zusammen und duckten sich nieder, vor Stress richtiggehend gelähmt.

Natürlich gab es auch wieder eine Halle, die der Jagd gewidmet war. Unzählige Geweihe von totgeschossenen Tieren, sogenannte Trophäen, sowie zahllose ausgestopfte Tiere waren zu sehen. Und dazwischen ein lebender Raubvogel, mitten im Gedränge, mit Kopfmaske, die nur seinen Schnabel freiließ. Und dazu ein vielsagendes Bild an der Wand, wo ein derartig dressiertes Tier gerade einen Fasan zerreißt, und das, obwohl es laut Bundestierschutzgesetz verboten ist, ein Tier auf ein anderes zu hetzen. Aber halt, die Jagd ist ja vom Tierschutzgesetz ausgenommen!

 

 

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