Schlachthof-Prozess: Jetzt sprechen die Tierärzt:innen! - vgt

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Schlachthof-Prozess: Jetzt sprechen die Tierärzt:innen!

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (04.03.2021)

Graz, 04.03.2021

Neue Aussagen im Gammelfleisch-Prozess gegen steirischen Schlachthofbetreiber decken zahnloses Kontrollsystem auf: Schlachthof-Tierärzt:innen ohne Rückendeckung gegen wütenden Schlacht-Betreiber!

Am gestrigen und heutigen Verhandlungstag am Landesgericht Graz sagten mehrere ehemalige Schlachthof-Tierärzte und -Tierärztinnen zu den Gammelfleischvorwürfen aus. Der gemeinsame Tenor: Vorwürfe, auch im Tierschutzbereich, waren schon länger bekannt, wurden über Jahre dokumentiert und gemeldet – doch ohne relevante Konsequenzen!

Als Grund gaben die Zeug:innen an: Niemand fühlt sich wirklich zuständig, die Tierärzt:innen müssen sich bei Beanstandungen dem Zorn des Schlachthofbetreibers aussetzen. Rückendeckung von den übergeordneten Behörden gab es häufig nicht. Ein Tierarzt sagte aus, dass ihm sogar das Handy aus der Hand geschlagen wurde.

Gelbe Farbe gegen Gammelfleisch

Verdachtsmomente und Gerüchte über die Verarbeitung von genussuntauglichem Fleisch soll es schon seit vielen Jahren gegeben haben. 2010 wurden die Tierärzt:innen angewiesen, die aussortierten Schweine mit gelber Farbe großflächig unbrauchbar zu machen. Das wurde nur von Einzelnen überhaupt durchgeführt – als die Farbe aufgebraucht war, schickte die Behörde keinen Nachschub. Für die Tierärzt:innen, die als Fleischbeschau-Kontrollen fungieren, war offenbar meist nicht nachzuvollziehen, was mit Schweinen, die von ihnen als genussuntauglich deklariert wurden, passiert ist.

TKV-Tiere und Gammelfleisch an Verarbeitungsbetrieb geliefert

Schon zwischen 1999 und 2008 soll der Schlachthof immer wieder Gammelfleisch – Fleischstücke mit Abszessen, faulendes Fleisch – und TKV-Tiere (sprich Tiere, die in die Tierkörperverwertung gebracht hätten werden müssen) an einen Weiterverarbeitungsbetrieb geliefert haben. Die dortige Fleischbeschau schrieb regelmäßig Meldungen und Anzeigen.

Zahlreiche Meldungen, keine Reaktion der Behörden

Mehrere Fleischbeschau-Tierärzt:innen bestätigten, dass es regelmäßig Meldungen und Beanstandungen auch direkt im Betrieb gab. Tierschutz-Übertretungen in der Anlieferung wurden kritisiert, sowie die Hygienestandards und der Umgang mit genussuntauglichem Fleisch. Zwei Zeugen beschrieben Gewalt gegen sie und wüstes Beschimpfen, wenn sie Meldungen schrieben oder Tiere als genussuntauglich stempelten. Dem VGT wurde intern auch schon von Drohungen gegen das Leben von einzelnen Tierärzt:innen berichtet.

Wie kann es sein, dass etliche unterschiedliche Kontrollorgane über Jahre von groben Missständen berichten und es die übergeordneten Behörden offensichtlich gar nicht interessiert?, fragt sich VGT-Aktivistin Lena Remich. Die Fleischbeschau-Tierärzt:innen sind offizielle Kontrollorgane der Länder, keine Angestellten der Schlachthöfe selbst. Dennoch müssen sie laut den Aussagen immer wieder verbale und gar physische Gewalt ertragen oder sich bedrohen lassen. Da ist es doch gar kein Wunder, dass es so viele Missstände in der Schlachthofbranche gibt!

Der VGT fordert genaue Aufklärung des Falls und der Inaktivität der Behörden.

Es gilt die Unschuldsvermutung.

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