Tiroler Tierschützer:innen protestieren im Dirndl vor der Landwirtschaftskammer - vgt

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Tiroler Tierschützer:innen protestieren im Dirndl vor der Landwirtschaftskammer

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (07.12.2022)

Wien, 07.12.2022

VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN und die Vegane Gesellschaft Österreich kritisieren Protektionismus zu Gunsten der Milchindustrie

Der Tiroler Landwirtschaftskammerpräsident Hechenberger zeigte sich extrem schockiert darüber, dass ein Krampus in einem Werbespot in einer Tiroler Berghütte einen Latte Macchiato statt mit Kuhmilch mit Hafermilch bestellt (zum Video der TirolWerbung). Das sei ein „Affront gegenüber der Tiroler Landwirtschaft“ und die „tägliche Arbeit der Bauernfamilien“ werde nicht „entsprechend respektiert“. Die Reaktion von Hechenberger verkennt, dass in Tirol auch Hafer angebaut wird und zeugt damit von einer Geringschätzung der Tiroler Landwirtschaftskammer gegenüber den Ackerbauern und -bäuerinnen.

Die völlig überzogene Reaktion seitens des Landwirtschaftskammerpräsidenten, der gleichzeitig ÖVP Tierschutzsprecher ist, wirkt an sich schon wie Satire. So herrschte auch in den sozialen Medien in den Tagen nach diesem Negativ-Stunt großes Amüsement. Der VGT hat es sich trotzdem nicht nehmen lassen, heute gemeinsam mit der Veganen Gesellschaft vor der Österr. Landwirtschaftskammer Aufstellung zu beziehen. Als Ackerbäuer:innen verkleidete Tierschützer:innen demonstrierten im Dirndl ihre Liebe zu gesunder Hafermilch und fordern eine faire Besteuerung der pflanzlichen Milchalternativen.

Ann-Kathrin Freude, Tiertransport-Campaignerin des VGT: Herr Ing. Hechenberger verkennt, dass nicht nur Bäuerinnen und Bauern, die Tiere halten, Landwirtschaft betreiben und den Respekt ihrer Interessensvertretung verdienen. Der Fokus auf Kuhmilch stellt Österreich vor enorme Probleme - Kälbertransporte und Exporte von Kalbinnen in Drittländer, Überdüngung durch Gülle – während von der Landwirtschaftskammer ein idyllisches Bild der Landwirtschaft gezeichnet wird. Gleichzeitig wundern sich alle, dass die Konsument:innen nicht ihre vermeintliche Macht auf den Markt ausüben und weiterhin Billigprodukte kaufen.

Obwohl Hafermilch einen wesentlich kleineren ökologischen Fußabdruck hinterlässt als Kuhmilch und für Hafermilch keine Kälber quer durch Europa transportiert, gemästet und getötet werden müssen, ist sie nach wie vor teurer für Konsument:innen. Das liegt vor allem an der unfairen Besteuerung von pflanzlichen Milchalternativen. Während Kuhmilch als Grundnahrungsmittel gilt, das dem begünstigten Mehrwertsteuersatz von 10 % unterliegt, wird Hafermilch und Co. nach wie vor mit dem normalen Mehrwertsteuersatz von 20 % besteuert.

In Zeiten von Massenaussterben und Klimaerhitzung die schützende Hand über die Milchindustrie zu legen, obwohl Kuhmilch und die aus ihr erzeugten Produkte zu den klimaschädlichsten und ressourcenintensivsten Lebensmitteln zählen, beweist einmal mehr, dass die Politik nicht die Interessen der Menschen vertritt, sondern die der Konzerne, in diesem Fall der Molkereikonzerne, so VGT-Campaignerin Isabell Eckl.

Viele Lagen in Tirol eignen sich zum Getreideanbau1. In der Nachkriegszeit wurde auf 14.000 Hektar Getreide angebaut, 2018 waren es nur mehr 645 Hektar Anbaufläche. Und das, obwohl die Nachfrage stetig steigt. Durch die protektionistische Vorgehensweise der Landwirtschaftskammer zu Gunsten der Kuhmilchindustrie verwundert es nicht, dass Landwirt:innen abgeschreckt werden, dieses Potential auszuschöpfen. Dieser Umstand schadet den Tieren – für Kuhmilch sterben und leiden ja bekanntlich Kälber und ihre Mütter. Aber auch dem Klima, der Biodiversität und damit den Menschen.

Laut Statistik Austria ist der Kuhmilchkonsum im Vorjahr um sechs Prozent gesunken2. Felix Hnat, Obmann der Veganen Gesellschaft: Der Trend zu stärkerer pflanzlicher Ernährung ist unaufhaltsam. Österreich könnte auf dieser Welle mitreiten. Derzeit wird dieses Geschäft aber offenbar lieber internationalen Konzernen überlassen, wie etwa dem schwedischen Lebensmittelriesen Oatly.

Petition: Unfaire Besteuerung von pflanzlicher Milch stoppen

Pressefotos (Copyright: VGT.at)

Presseclips


(1) Tiroler Tageszeitung online, 20.6.2018, "Früher wurde 20mal mehr Getreide in Tirol angebaut"

(2) Statistik Austria, Versorgungsbilanzen für tierische Produkte 2021

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