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Fisch des Jahres 2024: Die Schleie

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.01.2024)

Wien, 19.01.2024

Der VGT schlägt vor, Schleien zu schützen, anstatt sie nur zu nutzen.

Jedes Jahr ernennt die österreichische Fischereigemeinschaft eine heimische Fischart zum Fisch des Jahres. Um die jeweilige Fischart stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen und auf Bedrohung und Gefährdung hinzuweisen. Im Jahr 2024 wurde die Schleie (Tinca tinca) zum österreichischen Fisch des Jahres ernannt.

Der VGT informiert aus Sicht des Tierschutzes und der Tierrechte über den Fisch des Jahres. Das ist notwendig, denn eines fällt auf, wenn es um Fische geht: Sie werden immer nur genutzt. Als Nahrung, als Ware, als Handelsprodukt oder als Objekt der Begierde von Angler:innen. Aus Sicht des VGT sind Fische außergewöhnliche Wassertiere, die es vor allem zu respektieren und zu schützen gilt.

Nach den Fischarten Barbe (Barbus barbus) im Jahr 2022 und der Fischart Huchen (Hucho hucho) im Jahr 2023 widmen wir unsere Aufmerksamkeit im Jahr 2024 besonders dem Schutz der Schleie.

Schleie ist gefährdet bis stark gefährdet

Fisch des Jahres war die Schleie schon einmal. Das war im Jahr 2007. In den vergangenen 17 Jahren hat es scheinbar keine Aktivitäten gegeben, die der Schleie als Fischart in ihrer Bestandsgefährdung geholfen haben. Denn bereits damals wurde die Schleie in der im Jahr 2007 veröffentlichten, österreichweit geltenden Roten Liste gefährdeter Fische aufgrund der starken Bestandsrückgänge …. als gefährdet eingestuft.1

Im Burgenland gilt die Schleie laut einer aktuelleren Bestandsuntersuchung aus dem Jahr 2022 nach wie vor als gefährdet.2 In Kärnten ist für die Schleie eine drohende Gefährdung erkennbar, wie in der Roten Liste gefährdeter Tiere Kärntens aus dem Jahr 2023 zu erfahren ist.3 Für die Steiermark wurde die Rote Liste der Tiere im Jahr 2021 aktualisiert. Derzufolge gilt die Schleie als stark gefährdet.4 Von allen anderen Bundesländern gibt es keine aktuelleren Roten Listen für Fische.

Wir Menschen sind für Schleien gefährlich

Die größte Bedrohung der Schleie – für die gesamte Art, aber auch für das einzelne Individuum – kommt von uns Menschen. Menschen fischen Schleien, Menschen machen Geschäfte mit Schleien, Menschen zerstören die Lebensräume von Schleien, Menschen züchten Schleien und Menschen essen Schleien. Wie viele andere Tierarten auch, ist die Schleie ein Opfer des Menschen und seiner zerstörerischen, ausbeuterischen und egozentrischen Lebensweise.

Angelfischerei bedroht Schleien

Die Fischereigemeinschaft schreibt von Bedrohung und Gefährdung der Schleien. Nicht erwähnt wird, dass die Fischer:innen selbst die größten Bedrohung für die in österreichischen Gewässern frei und natürlich lebenden Schleien ausgeht. Denn: Fischer:innen angeln jedes Jahr Tausende von Schleien aus den Gewässern und töten sie.

Es gibt keine öffentlich zugänglichen Zahlen darüber, wie viele Schleien jedes Jahr aus den Gewässern geangelt werden. Die Fischereigemeinschaft hat die Zahlen, weil der Fang jeder Schleie in einem Fangbericht verzeichnet werden muss. Leider ist es gesetzlich nicht vorgeschrieben, dass die Zahlen der gefangenen Schleien veröffentlicht werden. Freiwillig geben die Fischer:innen diese Daten auch nicht bekannt. Es wäre wünschenswert und im Sinne eines modernen Managements der Gewässer und ihrer Lebewesen auch notwendig, wenn die Zahlen der geangelten Schleien und anderer Fische bekannt wären.

Zirka 400.000 Fischer:innen angeln in österreichischen Gewässern.5 Die meisten von ihnen auch auf Schleien. Wenn also jeder und jede Fischer:in rein rechnerisch nur eine Schleie pro Jahr fängt, sind das bereits 400.000 Schleien. Wenn diese 400.000 Schleien nicht aus den Gewässern gefischt würden, wäre das für die Erhaltung der Art sehr gut und wichtig.

Sehr wahrscheinlich liegen die tatsächlichen Zahlen von geangelten Schleien in Österreich über dem erwähnten Rechenbeispiel. Vielleicht mehr als eine Million Schleien pro Jahr? Die Magazine, Webseiten und Foren der Angler:innen-Community sind voll mit Erzählungen, die darauf hinweisen, dass Schleien von vielen Fischer:innen gerne geangelt werden.

Appell an Fischer:innen: Keine Schleien angeln

Der VGT appelliert an die Fischer:innen-Gemeinschaft, nicht nur öffentlich auf Bedrohung und Gefährdung der Schleie hinzuweisen, sondern eine effiziente, sinnvolle und nachhaltige Aktion zu starten, nämlich auf den Fang von Schleien im Jahr 2024 zu verzichten. Mag. Erich Schacherl, VGT-Kampagnenteam: Wir ersuchen die Fischer:innen in Österreich, im Jahr 2024 keine Schleien zu fangen. Das wäre eine sinnvolle und nachhaltige Maßnahme, die den Schleien tatsächlich helfen würde. Lasst die Schleien in den österreichischen Gewässern in Ruhe.

Angelfischerei von Schleien ist Tierquälerei

Abgesehen vom Thema Artenschutz ist die Angelfischerei von Schleien ein klarer Akt der Tierquälerei. Der VGT hat darüber berichtet.

Fischereigesetze schützen Schleien nicht

Laut geltenden Fischereigesetzen dürfen Schleien in allen Bundesländern mit Angelzeug gefangen werden. Die Grundintention der fischereirechtlichen Bestimmungen sehen leider vordergründig die Nutzung der Fische vor. Schutz ist zweitrangig. Daraus resultieren unklare, sinnlose und in ihrer Ernsthaftigkeit anzuzweifelnde gesetzliche Bestimmungen, wie etwa die Schonzeiten.

Sinnlose unterschiedliche Schonzeiten

Schonzeiten sind einige Wochen im Jahr, während derer Schleien nicht gefangen werden dürfen. Die geltenden Schonzeiten sind in den Bundesländern unterschiedlich. Macht null Sinn, ist aber so! Im Burgenland und der Steiermark sind Schleien von 1. Mai bis 30. Juni geschont. In Kärnten, Niederösterreich und Oberösterreich von 1. Juni bis 30. Juni, also nur halb so lange. In Wien dürfen Schleien von 1. Juni bis 15. Juli nicht gefischt werden. In Vorarlberg gilt die Schonzeit von 1. Mai bis 15. Juni und in Tirol ist Schonzeit von 15. Mai bis 30. Juni. Einen Schutz für die Schleien bedeuten diese unterschiedlichen Schonzeiten nur bedingt. Die Bestimmungen wirken willkürlich und unseriös.

Unzureichende Schonzeiten

Die Schonzeiten nehmen auch auf die natürlichen Abläufe im artspezifischen Reproduktionsgeschehen von Schleien nicht ausreichend Rücksicht. Die Schonzeiten sind von der Grundidee so angelegt, dass die Fische in der Laich- und Reproduktionszeit nicht durch Angelfischerei gestört und beeinflusst werden. Das Laichverhalten von Schleien zieht sich zeitlich über mehrere Wochen bis Monate. In der Literatur sind Angaben von April bis August zu finden. Das heißt, seriös und dem aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand angemessen wäre eine Schonzeit für Schleien von Anfang April bis Ende August. Die geltenden Schonzeitenbestimmungen sehen leider ganz anders aus.

Der VGT schlägt eine Änderung der Schonzeiten im Sinne einer seriösen und den geltenden wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung tragenden Modernisierung vor. Der VGT bittet die dafür in den Bundesländern zuständigen Politiker:innen, dahingehend aktiv zu werden.

Es ist Zeit für eine grundlegende gesellschaftliche Änderung des Denkens über Fische. Damit einhergehend auch ein respektvoller und mitfühlender Umgang mit diesen Wassertieren. Mag. Erich Schacherl: Ein neuer Blick auf Fische und ein anderer Umgang mit ihnen als bisher sind notwendig.

Quellen

  1. Georg Wolfram, Ernst Mikschi: Rote Liste gefährdeter Fische (Pisces) Österreichs, 2007
  2. Rote Liste gefährdeter Fische und Neunaugen des Burgenlandes, 2022
  3. Christian Komposch (Hrsg.): Rote Liste gefährdeter Tiere Kärntens, 2023, Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten
  4. Rote Listen der Tiere der Steiermark, 2021
  5. Soziale und ökonomische Bedeutung der Angelfischerei in Österreich Repräsentativumfrage Juni – September 2000

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