Wien, 21.10.2025
Die Viruserkrankung Myxomatose fordert in Ostösterreich bei Feldhasen derzeit zahlreiche Opfer. Diese heikle Lage sollte auch von der Jägerschaft ernst genommen werden
Vor allem in Ostösterreich ist eine besonders virulente Virusrekombinante im Umlauf, die bereits eine ungewöhnlich hohe Anzahl an Feldhasen das Leben kostete. Trotz der schwierigen Lage, in der sich die Feldhasen befinden, begann in weiten Teilen Österreichs am 1. Oktober die dreimonatige Jagdsaison auf diese Tiere. Die Seuche wird vor allem durch blutsaugende Insekten oder durch direkten Kontakt untereinander auf andere Tiere übertragen. Im Burgenland werden Spaziergänger:innen gewarnt, die Tiere möglichst wenig zu beunruhigen, da sich dadurch ein erhöhter Kontakt zwischen den Tieren ergibt und so die Ausbreitung der Seuche beschleunigt wird (1).
Treibjagd auf kranke Feldhasenpopulation
Ist eine Treibjagd nicht die größte mögliche Beunruhigung der Tiere? Aber genau diese soll wie üblich stattfinden, denn es gibt kein Jagdmoratorium auf Feldhasen. Pro Jagdsaison werden in Österreich rund 100.000 Feldhasen getötet, und das, obwohl die Feldhasenpopulationen seit Jahrzehnten kontinuierlich zurückgehen. Die Bedrohung durch das Virus ist ernst. Jene überlebenden Feldhasen, die nicht Opfer der Seuche wurden, können eine Immunität gegen den Virus aufbauen und sind damit unverzichtbar für die Gesundheit der zukünftigen Feldhasen. Die Folgen des aktuellen Myxomatose-Ausbruchs sind noch nicht abschätzbar (2).
Die Begegnung mit Feldhasen bei einem Spaziergang wird immer seltener, da die Anzahl der Tiere kontinuierlich sinkt. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Die industrialisierte Landwirtschaft, der Straßenverkehr, aber auch kurzfristigere Ereignisse wie das Hochwasser im September 2024 und heuer der Ausbruch der Myxomatose setzen den Feldhasen stark zu. Zusätzlich sollen nun die Feldhasen, die all diese Widrigkeiten überstanden haben, in der heurigen Jagdsaison in grausamen Treibjagden abgeschossen werden.
VGT-Vize-Obperson Georg Prinz dazu: "Es ist für uns unverständlich, dass in Zeiten einer virulenten Tierseuche weiterhin mir nichts, dir nichts Hasen abgeschossen werden. Geht es wirklich um Regulation oder geht es um die Lust am Abschuss? Laut Aussage eines Insiders wird der Wildhandel in Niederösterreich heuer den Jäger:innen keine Feldhasen abnehmen. Jäger:innen argumentieren, dass sie Tiere erschießen, um sie dann zu essen – wozu werden sie dann erschossen, wenn dieses Argument wegfällt? Wir fordern, dass die überlebenden Feldhasen geschont werden, weil die aktuelle Situation für diese Tiere mehr als herausfordernd ist."
Prof Dr. Rudolf Winkelmayer, ehemaliger Jäger und Amtstierarzt, sowie Initiator des Volksbegehrens für ein Bundes-Jagdgesetz, ergänzt: „In dieser Seuchensituation jetzt Hasen zu jagen ist unverantwortlich, da dabei gerade die widerstandsfähigen und die bereits immunen Tiere geschossen werden, die für den Wiederaufbau der Population von entscheidender Bedeutung sind.“
Pressefotos (Copyright: VGT.at)
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(1) vgl. Meinbezirk Burgenland: Burgenland warnt Hundehalter und Outdoor-Fans [20.10.2025]
(2) vgl. VetmedUni Wien: Myxomatose Ausbruch in Österreich [20.10.2025]