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Tierschutzbericht Fiaker 2006: Ergebnisse in Kürze

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.05.2006)

15.05.2006

Die Ergebnisse der Recherche bzgl. der Stallungen

Im Frühjahr 2006 wurde der VGT auf Missstände im Bereich der Pferdehaltung von Fiakerunternehmen in Wien aufmerksam gemacht. Das uns zugespielte Fotomaterial zeigte Pferde in dunklen, muffigen Stallungen in Anbindehaltung. Einige der Ställe waren sogar in Kellern mitten im Wiener Wohngebiet untergebracht. Es fehlten Tränkevorrichtungen, die Pferde sahen abgearbeitet aus und wiesen zum Teil Fellabschürfungen von Geschirr und Kutsche auf. Auf den Liegeflächen einiger Pferde fehlte sogar Einstreu.

In den darauffolgenden Wochen wurden 14 von 34 Fiakerunternehmen in Wien besucht. Es gelang ein recht umfassendes Bild von der Situation der Pferde in Wiener Fiakerunternehmen zu gewinnen. So konnte die Unterbringung von etwa 142 Pferden der insgesamt 320 zugelassenen Fiakerpferde begutachtet werden, was 44% entspricht.

Erschreckend war vor allem, dass nach wie vor die Anbindehaltung von Pferden weit verbreitet ist. Gleichzeitig verfügen aber die wenigsten Unternehmen über Koppeln, die den Pferden einen freien Auslauf ermöglichen würden. 79% der besuchten Betriebe haben keine Koppeln und 71% der besuchten Unternehmen hielten Pferde in Anbindehaltung. Es muss also davon ausgegangen werden, dass diesen Pferden der nach dem Bundestierschutzgesetz vorgeschriebene tägliche freie Auslauf vorenthalten wird.

Insgesamt liegen dem VGT Daten über 14 Fiakerunternehmen vor. Hier die zusammengefassten Ergebnisse:

  • 11 von 14 Fiakerunternehmen (79%) verfügen über keinen Freiauslauf (also keine Koppel)
  • 10 von 14 Fiakerunternehmen (71%) wurden vom VGT angezeigt
  • 10 von 14 Fiakerunternehmen (71%) halten Pferde in Anbindehaltung
  • Bei 6 von 14 Fiakerunternehmen (43%) kam zuwenig natürliches Licht in die Stallung
  • 4 von 14 Fiakerunternehmen (29%) sind im Keller untergebracht
  • 4 von 14 Fiakerunternehmen (29%) verfügten über keine Tränkevorrichtungen
  • Bei 4 von 14 Fiakerunternehmen (29%) wurden an den Pferden Fellabschürfungen oder leichte Verletzungen festgestellt
  • 3 von 14 Fiakerunternehmen (21%) hielten Pferde ohne Einstreu

Angesichts der von uns festgestellten Übertretungen des Tierschutzgesetzes überrascht es, dass eine im April 2006 durchgeführte Kontrolle der Stadt Wien, wie in den Medien berichtet wurde, nichts an den Stallungen zu bemängeln hatte. Das kann nur durch enormes Entgegenkommen der kontrollierenden Behördenvertreter erklärt werden. Hier wird offenbar schnell einmal ein Auge zugedrückt. Der VGT hat jedenfalls 10 der 14 besuchten Betriebe nach dem Tierschutzgesetz angezeigt. Die meisten Übertretungen bezogen sich auf Anbindehaltung in Kombination mit fehlender Auslaufmöglichkeit (8 Betriebe bzw. 57% der untersuchten Fiakerunternehmen), zuwenig Licht im Stall (6 Betriebe bzw. 43% der untersuchten Fiakerunternehmen), fehlende Tränkevorrichtungen (4 Betriebe bzw. 29% der untersuchten Fiakerunternehmen) und mangelhafte Betreuung, wie fehlende Einstreu oder Fellabschürfungen von schlecht angepasstem Kutschengeschirr (6 Betriebe bzw. 43% der untersuchten Fiakerunternehmen).

Aber auch die Situation der Pferde in den nicht angezeigten Fiakerunternehmen ist aus Sicht des Tierschutzes kritisch zu betrachten. Denn auch im Falle einer Boxenhaltung sollte den Pferden täglicher Auslauf auf einer Koppel möglich sein, was aufgrund fehlender Einrichtungen aber nicht immer gegeben ist. Inwieferne Betriebe die über Auslaufmöglichkeiten verfügen, diese den Pferden auch regelmäßig zur Verfügung stellen, könnte nur eine Kontrolle der laufenden Betriebsgepflogenheiten ergeben.

Für alle Pferde gilt aber die Kritik von Seiten des Tierschutzes am Fahrbetrieb in der Stadt. (siehe Tierschutzrelevante Probleme)

Der Alltag der Fiakerpferde

Der Arbeitstag eines Kutschenpferdes darf 14 Stunden betragen, 14 Stunden ununterbrochenes Stehen im Kutschengeschirr, keine Möglichkeit auch nur einen freien Schritt zu setzen. Wenn sie sich endlich im Rahmen einer Stadtrundfahrt bewegen dürfen, müssen die Pferde immer auf Asphalt gehen, sie sind dem ständigen Straßenlärm und den Auspuffabgasen ausgesetzt, keine Chance zu fliehen. Den Pferden (Fluchttiere) werden die Ohren mit Ohrenstöpsel verschlossen und ihr Gesichtsfeld wird durch Scheuklappen eingeschränkt, um ihrem natürlichen Verhalten entgegenzutreten. Dies ist ein Versuch ihr Leben zwischen den Autos auch nur einigermaßen erträglich zu machen. Jedes Pferd würde sonst die Flucht ergreifen.

Nach Betriebsschluss kommen die meisten Pferde in Stallungen mit Anbindehaltung, die sich mitten im Wohngebiet in Wien befinden. Aufgrund fehlender Auslaufmöglichkeiten (Koppeln) bedeutet das, dass die Pferde sich auch in ihrer Freizeit nicht frei bewegen können. Kein lockeres gehen auf einer Koppel, geschweige auf einer grünen Wiese. Es gibt keine Erholung für diese Tiere nach anstrengender Arbeit. Zusätzlich darf man nicht vergessen, dass im Winter die Fiaker weniger unterwegs sind und daher viele Pferde lange Zeit fast gänzlich ohne Tageslicht in den Stallungen stehen müssen.

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