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70 Stunden Hungerstreik aus Solidarität mit 70 Std. Horrorfahrt österr. Kälber

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10.06.1999)

10.06.1999

Vor fünf Wochen ging ein Recherche-Team des "Verein gegen Tierfabriken" (VGT) der Frage nach, wo eigentlich unsere österreichischen Überschußkälber landen, wenn sie -- ein bis zwei Wochen alt -- von ihrem Hof abgeholt werden: Bekanntlich starten ja jeden Montag mehr als 1.000 Saugkälber von den Umschlagplätzen aus der Steiermark, aus Bergheim bzw. aus Tirol in Richtung Süden und Westen.

Was wir zu sehen bekamen, war ernüchternd: Jeden Montag, teilweise bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag, werden die Tierbabies, oft aus Ostösterreich, verladen und in der Steiermark bzw. Salzburg gesammelt. Ab Montag Mittag beginnt das große Umladen auf die dreistöckigen, internationalen LKW-Züge -- ca. 240 Kälber pro Tiertransporter! Um ca. 17 Uhr geht es dann weiter von Salzburg nach Tirol, wo bei Bedarf nochmal zugeladen wird, zur nächsten Umschlagstelle in Italien. Dort kommen sie noch in der Nacht oder am Montag morgen an. Jetzt haben die Tierkinder teilweise bis zu 36 Stunden nichts mehr zum Trinken gehabt. Denn die alibihalber auf den LKWs vorhandenen Tränknippeln bleiben von den gestreßten Tieren unbenützt, weil sie diese gar nicht bedienen können. Und die eigentliche Tortur fängt nun erst an...

Ein Teil der Kälber geht zur Weitermast nach Italien, ein ("minderwertiger") Teil auf verschlungenen Kanälen zu den "Herodes"-Schlachthöfen nach Frankreich und ein oder zwei große Transporter gehen gar bis nach Spanien! Von Dienstag morgen an sind sie nochmal fast 24 Stunden -- praktisch ohne Pause und natürlich ohne Versorgung -- unterwegs über Verona, Genua, Nizza, Montpellier bis in die Nähe von Barcelona. Dort erwartet sie aber -- nach bereits 60 Stunden Reise - noch keineswegs Futter oder Erholung. Nein, sie warten bis zum Morgen am LKW und werden dann nochmals in den nächsten LKW umgeladen. Erst jetzt geht es -- am Mittwoch vormittag -- zur endgültigen Bestimmung in eines der vielen Kälbermastfabriken Spaniens, wo sie nach fast 70 Stunden Transportzeit (!) völlig entkräftet ankommen. Dort erwartet sie nun in einer engen Kälberbox ein trauriges, bewegungsloses Dasein -- bis zum letzten Transport in den Schlachthof.

Um die Machenschaften dieser "Nutz"-Tierausbeuter einmal öffentlich aufzuzeigen, wollen wir vom VGT ein Zeichen setzen:
Fünf VGT-AktivistInnen werden vom Freitag, 11.6.1999, 9.00 Uhr bis zum Montag, 14.6.1999, 7.00 Uhr, also 70 Stunden, am Stephansplatz sitzen und aus Solidarität mit den Kälbern in den Hungerstreik treten.

Nicht durch Zufall geschieht diese Aktion unmittelbar vor der EU-Wahl, denn bekanntlich hat ja erst vor vier Wochen der EuGH entschieden, daß unser vorbildliches österr. Tiertransportgesetz-Straße (6 Stunden Transportzeit) zugunsten der EU-Richtlinie (bis zu 29 Stunden am Stück) abgeschafft werden muß, weil es angeblich den freien "Waren"-Verkehr behindert! Unterstützt werden wir zu Beginn der Aktion von der NR-Abg. Dr. Madeleine Petrovic und von der Schauspielerin und EU-Kandidatin der Grünen, Mercedes Echerer.

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