Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (08.06.2001)
Laaben, am 08.06.2001Zuchtsauen: Ein Leben in verschärfter Einzelhaft
VGT und 24 andere europäische Tierschutzgruppen plädieren für ein Verbot der Kastenstände
Das grausame Einsperren trächtiger Mutterschweine in sogenannten Kastenständen während des Großteils ihres Erwachsenendaseins soll endlich EU-weit und ausnahmslos verboten werden. Das fordert der Verein gegen Tierfabriken (VGT), gemeinsam mit 24 weiteren Tierschutzgruppen der ECFA (European Coalition for Fram Animals) vor der diesbezüglichen Entscheidung im Europaparlament und im Agrarministerrat. Zu diesem Zweck präsentiert der VGT erstmalig am 12. Juni 2001 am Wiener Stock-im-Eisen-Platz ein halbstündiges schockierendes Beweis-Video aus dem traurigen Leben einer von mehr als 90% der Zuchtsauen in Österreich und anderen EU-Ländern. Zuvor sind die natürlichen Verhaltensweisen der Schweine in Freiheit zu sehen.
Jeden Tag müssen EU-weit mehr als sechs Millionen Schweine in derartigen "Eisernen Jungfrauen" dahinvegetieren, in denen sie sich nicht einmal umdrehen können. In Österreich sind 86% der Zuchtsauen in Einzelständen gehalten! In einigen Fällen sind sie zudem noch derartig kurz angebunden, daß sie nicht einmal richtig aufstehen können! Sie müssen darin die gesamten 16 ½ Wochen ihrer Schwangerschaft verbringen, unterbrochen nur durch die nicht weniger grausame Abferkelbucht während der Säugeperiode, um dann für die nächste Trächtigkeit wieder in den Kastenstand zu kommen. Bis sie zu schwach ist, um noch weitere Junge zu "produzieren".
Jetzt drängt der VGT gemeinsam mit der ECFA den Agrarministerrat, Kastenstände sowie weitere grausame Praktiken in der Schweinezucht - und Mast, wie Anbindehaltung, Vollspaltenböden oder Kastrieren und Schwanzkupieren in der geplanten Neufassung der Schweinehaltungs-Richtlinie von 1991 zu verbieten. Der Rat sollte seine Entscheidung noch im Juni, also noch während der als vergleichsweise tierfreundlich eingestuften schwedischen Rats-Präsidentschaft, treffen.
Der VGT-Geschäftsführer meint dazu: "Wir hoffen, daß unser neues Video, welches auch bereits in Brüssel präsentiert wurde, die Landwirtschaftsminister überzeugen wird, die unermeßlich grausamen Kastenstände endlich zu verbieten, welche die Sauen unschuldig zu einem Leben in verschärfter Einzelhaft verurteilt. Wegen des permanenten Mangels an Bewegung leiden diese Tiere unter schweren Gesundheitsstörungen wie Herzschwäche, Fruchtbarkeitsstörungen, Lahmheiten sowie degenerierte Knochen und Muskeln. Die meisten entwickeln wegen der frustrierenden Enge und des Fehlens an adäquaten Beschäftigungsmöglichkeiten stereotype Verhaltensstörungen, wie ständiges Stangenbeißen, Kopfweben und Speicheln. Diese brutalen Haltungsmethoden sollten in einem modernen zivilisierten Europa keinen Platz mehr haben".
Sogar der wissenschaftliche Veterinärausschuß der Kommission verurteilte bereits im Jahr 1997 die Kastenstände und stellte fest, daß diese "ernsthafte tierschutzrelevante Probleme verursachen" und "Sauen vorzugsweise in Gruppen gehalten werden sollten". Die ECFA, bei der der VGT die österr. Repräsentanz stellt, befürchtet nun, daß der Agrarministerrat zwar prinzipiell die Kastenstände verbieten will, jedoch in den ersten 4 Wochen der Trächtigkeit und während der Stillperiode weiterhin erlauben wird. Zudem soll die Übergangsfrist mehr als 10 Jahre, bis zum Jahr 2012, betragen!
Der VGT wird das Video "Kein Herz für Lucie? - Alltag in Österreichs Schweinefabriken" anläßlich einer Kundgebung am 12.6.01 ab 10 Uhr am Stock-im-Eisen-Platz in Wien präsentieren. Dabei wird auch wieder unser bekanntes Modell-Schwein "Lucie" in einem Original-Kastenstand aufgestellt.