Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (03.01.2006)
Wien, am 03.01.2006EU-Subventionen für Lebendtiertransporte fließen doch zum Teil weiter
Österreich intervenierte: EU-Exporterstattungen für Zuchtrinder werden weiter gewährt
Wie jetzt bekannt wurde kam es in der Sitzung des Verwaltungsausschusses für Rindfleisch am 23. Dezember 2005 zu einer Abänderung des ursprünglichen Vorschlags der EU-Kommissarin Mariann Fischer Boel. Es wurde zwar beschlossen die EU-Förderungen für Schlachtrindexporte zu streichen, die EU-Förderungen für Zuchtrindexporte aber, die nach Vorschlag der zuständigen EU-Kommissarin ebenfalls gestrichen hätten werden sollen, wurden unangetastet gelassen und damit aufrechterhalten.
Hintergrund der österreichischen Intervention ist, dass Österreich der größte Zuchtrind-Exporteur der EU ist. Allein im Jahr 2004 kamen mehr als 11.000 der exportierten Rinder aus Österreich. Insgesamt wurden im Jahr 2004 EU-weit 21.000 Zuchtrinder exportiert.
"Es ist traurig, dass sich Österreich hier mit einer tierfeindlichen Initiative hervorgetan hat", kommentiert Harald Balluch, Geschäftsführer des Verein gegen Tierfabriken. "Für die 21.000 oft über weite Strecken, vor allem nach Osteuropa transportierten Zuchtrinder, bedeutet der Transport großes Leid und Stress. Abgesehen davon sind österreichische Hochleistungsrinder, deren Körper durch Zuchtauswahl in Richtung Profitopimierung verändert worden sind, was auf Kosten des Wohlbefindens und der Gesundheit der Tiere geht (man denke nur an die Turbomilchkühe), kein Export"artikel" auf den man stolz sein kann. Die Tiere könnten ebensogut vorort geboren werden. So werden neben dem provozierten Tierleid, durch diese Maßnahme auch weniger 'produktive' Rinderrassen die in den Ostländern noch existieren ausgelöscht."
"Wir müssen nun genau darauf achten, dass dieses Schlupfloch nicht für die Finazierung verdeckter Schlachtrind-Exporte genutzt wird. Japan etwa betreibt ja nach offiziellen Angaben auch nur mehr Walfang zu wissenschaftlichen Zwecken, weil der kommerzielle Walfang verboten ist. Trotzdem ist klar, dass die massenhaften Waltötungen durch japanische Flotten eigentlich einen kommerziellen Hintergrund haben. Ebenso wäre es denkbar, dass Exporteure Rinder als Zuchtrinder deklarieren, obwohl es sich eigentlich um Schlachtrinder handelt. Und dass es bei den Kontrollen der Tiertranporte mangelt, ist ja eine allgemein bekannte Tatsache."
Die berüchtigten Lebendtiertransporte aus der EU in den Libanon hatten sich 2005 gegenüber dem Vorjahr halbiert. Offenbar hat Brasilien die Marktanteile der EU im Libanon übernommen. So lieferte 2003 das südamerikanische Land "noch lediglich" 1.000 Schlachttiere. In den ersten zehn Monaten 2005 wurden aus Brasilien - quer über den halben Erdball - bereits 84.000 lebende Schlachttiere in den Libanon verfrachtet. Über die Bedingungen bei den Transporten ist bisher noch nichts bekannt geworden.