Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.04.2007)
Wien, am 20.04.2007Demos für Demofreiheit vor Kleider Bauer
Am 19. und 20. April verteidigten über 40 AktivistInnen das Grundrecht auf Demofreiheit in Österreich und protestieren direkt vor dem Geschäft
Seit 10. April verbietet die Versammlungsbehörde in Wien alle Demos gegen Pelz vor pelzführenden Geschäften. Die Begründung: das sei Geschäftsschädigung. Erstmals in Österreich wurde eine derartige Begründung für eine Untersagung genannt. Ein bedrohlicher Präzedenzfall – weil welche erfolgreiche Demo bedeutet nicht für irgendein Geschäft einen Rückgang in der Kundennachfrage? Wenn die Menschen unsere Argumente gegen Pelz überzeugend finden und von ihrem Recht Gebrauch machen, nur dort einzukaufen, wo sie wollen, dann kann das durchaus einen Umsatzrückgang für Kleider Bauer bedeuten. Aber das ist ein normaler und ein zu begrüßender demokratischer Vorgang, beweist er doch, dass die Menschen mündig sind und bereit, Verantwortung für ihre Kaufentscheidungen zu übernehmen.
Wenn die Behörde damit durchkäme, Demos immer
dann zu untersagen, wenn sie einen Umsatzrückgang
bedeuten, dann müsste jede Kritik durch NGOs
an Firmen aufgrund deren unethischen Handels
untersagt werden. Ebenso dürfte es keine Streiks
mehr geben, die sogar ganz bewusst eine finanzielle
Schädigung der Betriebe zum Ziel haben.
Geschäftsschädigung ist aber ein zivilrechtliches
Delikt und damit nicht Sache der Polizei.
Unsere
Berufungen gegen diese Untersagungen sind
bereits bei der Behörde. Bis allerdings einmal
der Verfassungsgerichtshof entschieden hat,
können Jahre vergehen, in denen wir nicht
mehr demonstrieren dürften. Deshalb gab es
am 19. und am 20. April Demos für die Demonstrationsfreiheit
vor der Kleider Bauer Filiale in Wien Mariahilferstraße.
Mehr als 40 Personen hielten Transparente
und verteilten Flugblätter für Demonstrationsfreiheit.
Aufgrund der Dringlichkeit der Situation waren
natürlich auch die Sprechchöre entsprechend
deutlich und emotional. Zunächst reagierte
die massiv auftretende Polizei mit Unverständnis
und wollte die DemonstrantInnen vor den Auslagenscheiben
entfernen. Wiederum war die Begründung: wenn
die Auslagenscheiben nicht eingesehen werden
könnten, dann wäre das Geschäftsschädigung
und dann würde die Demo aufgelöst. Einige
DemonstrantInnen leisteten durch Niedersetzen
passiven Widerstand. Nach 30 Minuten versammelten
sich alle gegenüber dem Eingang zu Kleider
Bauer und hielten dort 2 Stunden lang ihre
Demonstration ab.
Am nächsten Tag, den 20. April, begann die
Demo von vornherein schon gegenüber dem Eingang.
Die wieder massiv präsente Polizei wollte
die Sprechchöre verbieten, weil sie zu laut
seien. Doch die DemonstrantInnen ließen sich
von derart verfassungswidrigem Verhalten nicht
einschüchtern.
Bedenklich ist auch der hohe Grat an primitivster Aggression, den die anwesenden zivilen Beamten des LVT (Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung) zeigten. Der VGT-Obmann DDr. Balluch wurde von einem Beamten verächtlich als „Affe“ bezeichnet. Ein anderer bedrohte ihn physisch in der kindischen Manier eines Fussballrowdys. Die Beamten, die selber mit lästiger Penetranz die AktivistInnen filmten und fotografierten, zeigten sich selber sehr kamerascheu. Einige hielten die Hand vor die Linse, andere drohten mit Anzeige wegen Körperverletzung durch den Blitz.
Österreich muss ja eine terrorismusfreie Insel der Seligen sein, wenn unsere „Terrorismusbekämpfer“ nichts Besseres zu tun haben, als TierschutzaktivistInnen zu belästigen. Man fragt sich wirklich, ob das eine sinnvolle Investition unserer Steuergelder ist.