Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (04.03.2008)
Wien, am 04.03.2008Jagdgesetznovelle Burgenland: Anti-Tierschutz Maßnahme
VGT sieht bedenklich undemokratischen Einfluss der Jägerschaft auf den Landtag
Im Herbst 2007 wurden mehrmals Treibjagden im Burgenland dokumentiert und angezeigt. Die JägerInnen betrieben gesetzwidrige Fasanerien oder setzten Rebhühner zur Treibjagd aus Käfigen in Maisfeldern aus. Es gab auch einmal eine Jagdstörung, auf die die Jägerschaft mit brutaler Gewalt reagierte. TierschützerInnen wurden geschlagen, bespuckt und wüst beschimpft, einem Aktivisten wurde mit dem Schrotgewehr in den Regenschirm geschossen, den er in der Hand hielt. Alle diese Gesetzesübertretungen der Jägerschaft konnten dokumentiert und angezeigt werden. Die Beweise sind auf der Webseite des VGT einsehbar.
Doch statt als Reaktion auf das Aufdecken dieser Missstände und der Jägergewalt mit mehr Kontrolle seitens der Behörde zu reagieren, versucht man den Tierschutz zu kriminalisieren
Und der Einfluss der Jägerschaft reicht dabei sogar offenbar bis in den burgenländischen Landtag. Jetzt wurde ein zusätzlicher Absatz in das Jagdgesetz eingefügt, der auf Kosten der SteuerzahlerInnen die Polizei verpflichtet, TierschützerInnen, die die Jagd dokumentieren oder dagegen protestieren wollen, zu behindern und zu verfolgen. Der Menschenrechtssprecher der Grünen im Burgenland, Josko Vlasich, sieht in diesem Gesetz einen Verstoß gegen die Menschenrechte und meinte in einer Aussendung wörtlich: „Dieser Passus ist offensichtlich darauf ausgelegt, den JagdgegnerInnen die Möglichkeit zu nehmen, sich zu Kundgebungen gegen die Treibjagd zusammen zu finden. […] Wir Grüne sehen darin eine Beschneidung der Meinungsäußerung und lehnen die Gesetzesnovelle ab.“
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch hat selbst im
Herbst im Burgenland Treibjagden dokumentiert:
„Die Tierquälerei auf solchen Jagden ist unbeschreiblich,
überall flattern angeschossene Fasane erbärmlich
am Boden, oder angeschossene Hasen werden von
Hunden angegriffen und zerrissen. Dabei wurden
diese Fasane und Hasen in großen Massentierhaltungen
gezüchtet und nur für die Jagd ausgesetzt. Besonders
absurd und der Öffentlichkeit unbekannt dürfte
auch sein, dass die auf den Treibjagden erschossenen
Tiere danach oft mit dem Bagger im Wald verscharrt
werden. Und dieser perverse Zeitvertreib wird
vom Landtag gedeckt. Schlimmer noch, der Einfluss
der Jagd reicht sogar so weit, dass statt die
Jagd einzuschränken, ein Gesetz gegen den Tierschutz
erlassen wird, offenbar um weitere Anzeigen
gegen diese Machenschaften der Jagd zu verhindern.
Nur 1,3% der Bevölkerung sind JägerInnen. Wieso
kann eine so kleine Minderheit in der Gesellschaft
der Mehrheit auf der Nase herumtanzen, der sinnlosen
Tierquälerei frönen und dann auch noch den Landtag
dazu bringen, ihre KritikerInnen per Gesetz
mundtot zu machen! Kulturgeschichtlich stellte
die vermögende Oberschicht - der Großgrundbesitz
- die Jägerschaft und hat deshalb bis heute
einen demokratiepolitisch äußerst bedenklichen
Einfluss. Doch wir wissen die große Mehrheit
der Bevölkerung auf unserer Seite und werden
deshalb auch angesichts dieser undemokratischen
Machenschaften weiterhin Jagden dokumentieren,
anzeigen und gegebenenfalls dagegen protestieren.“