Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (08.04.2008)
Wien, am 08.04.2008Wiener Fiakergesetz: Ein Lichtstreif am Horizont
Durch einen Personalwechsel im Wiener Magistrat kommt endlich Schwung in diese Angelegenheit
Ende letzter Woche organisierte das Wiener Magistrat ein Arbeitstreffen. Thema waren effektivere Kontrollen und Überprüfungen der Fiakerbetriebe sowie der Fiakerstandplätze mit dem Ziel eine Verbesserung der Situation der Wiener Fiakerpferde zu erreichen. Eingeladen waren neben VertreterInnen der verschiedensten Magistratsabteilungen auch die Polizei und Tierschutzvereine.
Als erstes gab es eine kurze Bestandsaufnahme: Mängel in den Stallungen (die vor mehr als drei Jahren von unserem Verein aufgedeckt und angezeigt wurden) wurden zum Teil behoben. Die Anbindehaltung ist in einigen Betrieben noch vorzufinden. Bauliche Umbaumaßnahmen bekamen durch die letzte Tierschutzgesetznovelle ja leider eine Verlängerung bis zum Jahre 2020.
Schattenplätze:
Die längste direkte Sonneneinstrahlung haben
die Pferde auf dem Wiener Heldenplatz zu ertragen.
Hier wurde nun angedacht, ob es eine generelle
Regelung geben soll, sodass für die heißesten
Monate der Michaelerplatz als Standplatz verpflichtend
angefahren werden muss. Bis jetzt wurde immer
für einen bestimmten Tag vom Magistrat bestimmt,
ob es für den Heldenplatz zu heiß ist.
Arbeitszeit:
Freie Tage sollen verpflichtend vorgeschrieben werden, auch die tägliche Arbeitszeit soll um mindestens zwei Stunden verkürzt werden. Dies vor allem aus dem Grund, weil eingesehnen wurde, dass die bisherige gesetzliche Regelung, die das Anschirren und Anfahren zum Arbeitsplatz in die Arbeitszeit inkludiert, nicht kontrollierbar ist und sich so gut wie kein Betrieb daran hält.
Maulkorb:
Dieser wurde leider von den meisten anwesenden
Personen nicht als weitere schwerwiegende Einschränkung
der Pferde gesehen. Einig war man sich, dass
das Beißen der Pferde durchwegs auf das falsches
Benehmen der PassantInnen zurückzuführen ist
und gerade unvorsichtiges Vorgehen aber keinesfalls
ausgeschlossen werden kann.
Einigkeit herrschte nur, dass gewisse Arten
der Beißkörbe nicht mehr zugelassen werden sollen.
Von der Veterinärmedizinischen Universität Wien
wurde ein Modell aus ganz leichtem, grobmaschigem
Textil empfohlen, mit diesem soll es zu keiner
Einschränkung der Luftzufuhr kommen. Der VGT
wird sich hier für ein generelles Maulkorbverbot
stark machen.
Konzessionen:
Ein sehr großes Problem stellt die steigende
Anzahl der ausgestellten Konzessionen dar. Laut
EU-Recht darf bei Erfüllung der geforderten
Bedingungen keine Konzession verwehrt werden.
Standplätze gibt es aber nach wie vor genau
58 für ganz Wien, diese Zahl wird sich auch
nicht ändern. Diese 58 Standplätze werden halbjährlich
auf 49 Betriebe mit insgesamt 173 Konzessionen
verteilt. Sehr viele Pferde stehen nun als sogenannte
Platzhalter für die Konzessionen teilweise monatelang
ohne bewegt zu werden in den Stallungen. Hier
ist auch zu überlegen, ob man die Regelung,
dass die Pferde in Wien oder den angrenzenden
Gemeinden untergebracht sein müssen, fallen
lässt. Sodass immer einige der Pferde die Möglichkeit
bekommen könnten, im weiteren Umland zumindest
für ein paar Monate auf einer richtigen Weide
Auslauf zu finden.
Eine weitere Regelung besagt aber auch, dass
jeder Betrieb zumindest eine Standplatzkarte
bekommen muss. Das hat nun wieder zur Folge,
dass größere Betriebe weitere Unternehmen auf
Familienangehörige anmelden. Hat ein Betrieb
mit einer Konzession einen Standplatz könnte
er diese zwei Pferde täglich im Einsatz haben.
Im Herbst wird es ein weiteres Arbeitstreffen
geben, bleibt zu hoffen, dass zu diesem Zeitpunkt
schon einige der Verbesserungen für die Tiere
verpflichtend vorgeschrieben sein werden.
Diese Verbesserungen werden von unserem
Verein sicher begrüßt, allerdings werden wir
nicht von unserer Endforderung, der Abschaffung
des Fiakerbetriebes in Wien, abweichen.
Falls auch Sie dieses Ziel unterstützen und
helfen wollen, schicken wir Ihnen geren unsere
Unterschriftenliste zu.
Bestellen können Sie diese per Mail: office@vgt.at
Diesen Sommer werden auch von Seiten des Tierschutzes wieder häufige Kontrollen der Standplätze durchgeführt werden.