Hochriskantes Schweineimpfstoff-Versuchslabor mitten in der Großstadt - vgt

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Hochriskantes Schweineimpfstoff-Versuchslabor mitten in der Großstadt

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (07.09.2009)

Wien, 07.09.2009

BürgerInnen von Hannover bemühen sich verzweifelt um Stopp des Wahnsinnsprojekts Helfen Sie mit, unterschreiben Sie die online-petition

BürgerInnen von Hannover bemühen sich verzweifelt um Stopp des Wahnsinnsprojekts

Nachdem das Ansinnen des deutschen Pharmakonzerns Boehringer-Ingelheim, sich in der deutschen Stadt Tübingen niederzulassen, gescheitert war, weil zu viele BürgerInnen Einwände gegen das unheimliche Projekt eines Großtierversuchslabors hatten, wurde der Standort Hannover auserkoren.

Für 35 Millionen Euro soll ein Tierimpfstoffversuchszentrum gebaut werden, in dem eine variable Anzahl an Schweinen und später auch an Rindern und Pferden in verfliesten Räumen gehalten werden sollen.

Die Tiere sollen mit Krankheiten infiziert werden, um anschließend Impfstoffe an ihnen zu testen. Nach den Tests sollen die Versuchstiere getötet, ihre Körper in Lauge aufgelöst werden! Ursprünglich sollten die in den Chemikalien aufgelösten Tiere in die Kanalisation abgeleitet werden – eine Genehmigung für dieses schauerliche Vorhaben wagten die Behörden dann aber doch nicht zu geben.

Nach den jüngsten Konzeptionen plant der Chemo-Pharma-Riese jetzt, die Lauge mit Transportern zu Tierverwertungsanlagen zu fahren.

Die Grundfläche des Hochsicherheitsstalls soll 90 Meter lang und ca. 50 Meter breit werden - das entspricht etwa der Größe eines Fußballfeldes. Nach aktuellen Planungsunterlagen der Stadt Hannover soll die Belegung der Anlage auf „200 Großvieheinheiten beschränkt" werden. Dies würde eine maximal mögliche Belegung mit 4.000 Jungschweinen von einem Durchschnittsgewicht von 25 kg bedeuten, deren Lebensdauer nur ein paar Monate betragen wird. Im Rahmen einer zweiten Ausbaustufe ist auch die Forschung an Rindern beabsichtigt, so dass sich die Einstellplätze dann auf Schweine und Rinder verteilen würden. Nach dem Entwurf des in Aufstellung befindlichen Bebauungsplans ist ein riesiger fensterloser Schweinebunker geplant: der größte dauerhaft verseuchte Schweinestall Europas!

Es ist auch anzunehmen, dass Boehringer auch für den Standort Hannover keine Versuchstierstatistiken veröffentlichen würde – der tatsächliche Umfang der Forschungen und die Bedingungen für die Versuchstiere blieben damit für die interessierte Öffentlichkeit im Dunkeln.

Ziel der Forschungen ist die Massentierhaltung noch ertragreicher zu machen, noch mehr Tiere auf engstem Raum und unter den Bedingungen der strapaziösen Massen- und Intensivtierhaltung mit Hilfe der lukrativen pharmakologischen Tiermedizin durchbringen zu helfen ist ist das Kalkül. Hannover unterstützt dieses Vorhaben, um sich als Stadt als „Wissenschaftsstandort“ zu etablieren.

Offizielle Stellen argumentieren für die Ansiedlung des Tierversuchslabors, weil damit Arbeitsplätze enstehen würden. Anfangs wurden noch 200 Arbeitsplätze in Aussicht gestellt – zum jetzigen Zeitpunkt sind es nur noch 15. Die Tierärztliche Hochschule Hannover unterstützt die Ansiedlung des Pharmakonzerns, weil ihrer Meinung nach durch die Nähe eine lukrative Zusammenarbeit entstehen könnte.

Ein ansässiger Kleingartenverein wurde durch Androhung von Zwangsenteignungen dazu genötigt, das Gelände aufzugeben.

In direkter Nachbarschaft befindet sich auch ein Heim für behinderte Menschen, welches sich mit Boehringer darauf einigte, zwischen Labor und Heim Grünstreifen anzupflanzen. Inzwischen ist von der Heimleitung angekündigt worden, die noch dort lebenden Behinderten durch Schwerstbehinderte auszutauschen. Diese zählen für die BetreiberInnen des Schweineversuchslaborprojekts und seine BefürworterInnen scheinbar nicht als vollwertige Menschen – ihnen will man offensichtlich die zweifellos vorhandenen Risiken eines Infektionslabors ebenso wie alle Unannehmlichkeiten wie den durch die Massentierhaltung generierten Gestank und Lärm zumuten.

Und die Gefahren und Risiken haben es tatsächlich in sich: Da in der Anlage teilweise mit hochinfektiösen humanpathogenen Erregern der sogenannten „biologischen Sicherheitsstufe 3“ gearbeitet werden soll, besteht im Fall einer Freisetzung dieser Keime eine erhebliche Gefahr für die Gesundheit der Menschen im Wohngebiet.

Wie jede Forschungs- und Industrieanlage birgt auch dieser überdimensionale Hochsicherheitsstall ein immenses Störfallpotential, dem die Bevölkerung einer ganzen Stadt völlig unnötig ausgesetzt wird. Kein vernünftiger Konzern, keine Behörde mit Verantwortungsbewusstsein baut ein derartig risikobefrachtetes Großversuchslabor in einem Wohngebiet!

Durch die unvermeidlichen Tier- und Gülletransporte sowie durch die Haltung einer so großen Anzahl von Schweinen kann es zudem zu einer erheblichen Geruchs- und Lärmbelästigung kommen, wenn der Mega-Schweinestall tatsächlich ins Wohngebiet kommt.

Wenn die Anlage überhaupt gebaut werden muss, so dürfe dies keinesfalls in der Nähe einer Wohnbebauung geschehen, argumentieren Bürgerrechtler, aber auch tierschutzethische Einwände und Bedenken spielen in der Debatte eine zentrale Rolle.

Über 5000 BürgerInnen haben ihre Einwendungen gegen das Projekt bereits eingelegt. Ratsvorsitzende der Stadt ignorierten die Petitionen und bis auf die Partei „Die Linke“ haben alle dem geplanten Bau zugestimmt - CDU, SPD, FDP, aber auch die Grünen.

Sehr merkwürdig ist auch, dass Boehringer Ingelheim eine Tochterfirma gegründet hat , was dazu führt, dass der Mutterkonzern bei Störfällen nicht direkt haftbar gemacht werden kann und auch die Tochterfirma nur begrenzt haftbar ist.
Aber auch Tierschutzorganisationen laufen wie die lokalen Bürgerinitiativen Sturm gegen das Projekt.

Denn mit der Großversuchsanlage wird forschungspolitisch genau der verkehrte Weg beschritten: statt alternative, tierschonende, artgerechte und biologische Landwirtschaft zu fördern wird durch die geplante Forschung, die im wesentlichen aus Tierversuchen an Schweinen besteht, der Status Quo der Massentierhaltung gestützt - Praktiken und Grausamkeiten der Intensivtierhaltung werden damit weiterhin einzementiert.

Eine online-Petition gegen das Unsinnsprojekt unter
http://www.thepetitionsite.com/1/Nein-zum-Tierversuchszentrum-Hannover

Die Website einer Bürgerinitiative gegen das Großversuchslabor mit näheren Informationen unter
http://www.schweinerei-hannover.de/


 

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