Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.08.2010)
Wien, am 06.08.2010Wirtschaftskriminelle narrenfrei? Tierschutz vogelfrei?
Dr. Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins und selbst durch die jahrelangen Repressalien gegen den Tierschutz betroffen, findet in einer Pressekonferenz vor dem Jusitzministerium klare Worte:
Österreich hat – trotz aller Mängel – weltweit
eines der besten Tierschutzgesetze. Das ist
auf die Jahrzehnte lange, erfolgreiche und vorbildliche
Arbeit der heimischen Tierschutzbewegung zurückzuführen.
Nur durch ihren legalen (!) Druck gibt es hierzulande
Freilandeier oder eine Kontrollstelle für artgemäße
Nutztierhaltung. Idealistische Tierschützer_innen
waren es, die für ein Ende der abscheuliche
Legebatterien gesorgt haben! Dieser Erfolg missfiel
einigen Tierausbeutungslobbys immer mehr. Es
musste etwas getan werden, damit nicht noch
bessere Tierschutzgesetze geschaffen werden
konnten. Also erklärte man die Tierschutzbewegung
für vogelfrei und versuchte einige ihrer aktivsten
Sprachrohre hinter Gitter zu bringen. Das ist
ist der WAHRE Hintergrund des "Tierschutz-Prozesses",
der derzeit in Wiener Neustadt abläuft. Wirkliche
Wirtschaftskriminelle scheinen hingegen – durch
Seilschaften gut geschützt – Narrenfreiheit
zu genießen.
Betroffene Tierschutz-Aktivist_innen
Am 21. Mai 2008 wurden 10 Tierschutz-Aktivist_innen
verhaftet, Ihre Mobiltelefone, Computer und
privaten Aufzeichnungen wurden ebenso beschlagnahmt
wie die Buchhaltungsunterlagen und Karteien
der Tierrechtsvereine. Seit Monaten sitzen nun
13 Personen in Wiener Neustadt an 3 Tagen der
Woche auf der Anklagebank. Das Klima im Verfahren
ist zynisch und aggressiv, so als wäre es ohnehin
egal, was die Angeklagten vorzubringen haben.
Die Unschuldvermutung scheint HIER in Vergessenheit
geraten zu sein.
Im Zuge des Verfahrens wurde klar:
Die Verfolgung hat schon viel früher
begonnen, nicht nur die heute Angeklagten, sondern
hunderte Personen, die im Tierschutz aktiv sind,
wurden bespitzelt, abgehört und observiert.
Auch Bereiche der Arbeit und Aufgaben des Wiener
Tierschutzvereins – etwa unsere Beteiligung
an der Kontrollstelle für artgemäße Nutztierhaltung
(KaN) – wurden untersucht und verdächtigt, die
angeblich „kriminelle Organisation“ der Tierschützer_innen
zu finanzieren. Auch gegen mich ist schon ein
Strafverfahren angezettelt worden; was diesbezüglich
noch droht, weiß ich nicht …
Bei der Polizei wurde eine eigene riesige Sonderermittlungsgruppe
eingerichtet, die offenbar auch finanziell aus
dem Vollen schöpfen konnte. Keine Untersuchung
war zu teuer, keine noch so fragwürdige kriminalistische
Methode wurde ausgelassen.
Fazit:
Über 5 Millionen Euro Verfahrenskosten,
wirtschaftlich zerstörte Existenzen von zumindest
13 jungen Menschen und ihrem familiären Umfeld
und eine verängstigte, behinderte und ökonomisch
schwer geschädigte Tierschutzbewegung in Österreich.
Im Zuge des Verfahrens wird immer deutlicher:
Alle konkreten Vorwürfe betreffend angebliche
Brandstiftungen, Sachbeschädigungen oder Übergriffe
gegen Anlagen der Massentierhaltung zerbröseln
und scheinen aus der Luft gegriffen. Ja mehr
noch: Polizeimaterial aus den jahrelangen Überwachungen,
das die Unschuld der Angeklagten hinsichtlich
konkreter Vorwürfe beweisen könnte, wird zurückgehalten,
nicht vorgelegt. JETZT heißt es, dass diese
Entlastungsbeweise gar nicht relevant seien,
weil der eigentliche Vorwurf NICHT konkrete
Taten betreffe, sondern – ganz vage und generell
– die Bildung einer Kriminellen Organisation.
Das klingt dann in einem Polizei-Bericht
betreffend die Kontrollstelle für artgemäße
Nutztierhaltung so (wörtliche Zitate!):
- „Ebenso wurden aus Telefonüberwachungsprotokollen
bekannt, dass es Bestrebungen der Aktivisten
gibt, auch im Bereich der Fleischindustrie
mit einem Gütesiegel Fuß zu fassen, um durch
eine zu gründende GmbH Geldmittel zu erwerben.
…“
- „Unabhängig von den bereits bekannten
weiteren Straftaten wird von ho mitgeteilt,
dass hier durch die aufscheinenden Gesellschafter
der eingangs genannten Kontrollstelle ein
direkter Geldfluss aus den Einnahmen der Firma
an die militanten Untergruppierungen erfolgen
dürfte.
Als Begründung dafür kann gesehen werden, dass nachfolgende Vereine
Wiener Tierschutzverein … ca. 30,5 % Anteil
Verein gegen Tierfabriken … ca. 30,5 % Anteil
Vier Pfoten – Stiftung für Tierschutz … ca. 30,5 % Anteil
European Egg Consortium GmbH … ca. 8,5 % Anteil
als Gesellschafter fungieren und die Tätigkeit der Kontrollstelle zusätzlich durch ein „LENKUNGSGREMIUM“, bestehend aus je einem Vertreter der Eigentümer beeinflusst werden kann.
Die Funktion dieser Kontrollstelle innerhalb der Lebensmittelindustrie ist jene, dass sie, begründet auf privatwirtschaftliche Verträge, im Bereich der Produktion von Speiseeiern als akkreditierte Kontrollstelle sämtliche Produktionsbetriebe auf die Einhaltung von vorgegebenen Qualitätsstandarts (sic!) überwacht.“
Abgesehen von Rechtschreibfehlern stellt sich
auch der Inhalt als abenteuerlich heraus. Anstatt
mit uns zu reden – ich fungiere jetzt als Geschäftsführerin
der KaN – werden Verdächtigungen ans Gericht
kolportiert, Geldflüsse an „militante Gruppen“
frei erfunden und unsere Kunden aus der Lebensmittelbranche
hinter unserem Rücken befragt. Man versucht
zu suggerieren, die TierschützerInnen hätten
die Eier-Kontroll-Verträge durch Erpressung
erreicht.
In Wahrheit ist das österreichische System der
Hennen-Kontrolle einzigartig, völlig privatwirtschaftlich
organisiert, unbürokratisch und wirkungsvoll.
ALLE haben daraus Vorteile: Die Tiere, die kleinen
Landwirtschaftsbetriebe und der Lebensmittelhandel
– Freilandeier bringen mehr Erlöse als Käfigeier
–, die Konsument_innen, die Umwelt und die österreichische
Volkswirtschaft!
DAS ist der wahre Grund der Verfolgung; Der
Erfolg der Tierrechtsbewegung jenseits aller
Lobby-Interessen.
Dr. Madeleine Petrovic
Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins
>>PETITION<<Die 5 im Tierschutzprozess nur nach § 278a angeklagten VGT-Mitarbeiter_innen sollen laut Staatsanwalt durch ihre legale Kampagnenarbeit unbekannte Dritte ideell zu Straftaten motiviert haben – ohne je selbst eine Straftat begangen zu haben! Der Paragraph 278 soll nun weiter verschärft werden und würde damit auch Journalist_innen, Gewerkschaften und andere NGOs zur Bedrohung werden. Tragen Sie zu einer tierschutzfreundlichen Reform des § 278 bei und unterschreiben Sie bitte die Petition auf www.demokratie-retten.at |