Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.06.2011)
Wien, 15.06.2011
Europa's führender Schweineexperte erklärt: Mutterschweine leiden im Kastenstand, Kastenstände reduzieren nicht Ferkelverluste, Kastenstandverbot in Schweden Erfolgsstory
Europa’s führender Schweineexperte erklärt: Mutterschweine leiden im Kastenstand, Kastenstände reduzieren nicht Ferkelverluste, Kastenstandverbot in Schweden Erfolgsstory
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Der VGT lud heute um 10 Uhr ins Wiener Cafe Museum, um gemeinsam mit Europa’s führendem Experten zu Schweinen, Univ.-Prof. Bo Algers, die Auswirkungen des Kastenstandverbots 1988 in Schweden zu beleuchten. Prof. Algers ist Chairman der Arbeitsgruppe zu Schweinen des Wissenschaftsbeirats der European Food Safety Agency, der im Namen der EU-Kommission wissenschaftliche Stellungnahmen erarbeitet. Er hat bereits 1989 eine Dissertation über Ferkel geschrieben und die Umstellung zur freien Buchtenhaltung wissenschaftlich begleitet. Prof. Algers ist Autor von mehr als 400 Fachpublikationen und Institutsleiter an der schwedischen University of Agricultural Science.
In einer 9 jährigen Studie in Schweden hat Prof. Algers nachgewiesen, dass auch Hausschweine Nestbauverhalten zeigen. Mit Stresshormonmessungen konnte er belegen, dass die Mutterschweine in den Kastenständen extrem leiden. Sie entwickeln doppelt so oft den Krankheitskomplex MMA, haben im Mittel mehr als 1 Stunde längere Geburten und werden deutlich öfter krank als ihre Kolleginnen in den freien Buchten.
Laut Prof. Algers wurden Kastenstände nicht zum Schutz von Ferkeln, sondern als Möglichkeit, noch mehr Mutterschweine auf noch kleinerem Raum zu halten, eingeführt. Tatsächlich, so wies er auf der Pressekonferenz nach, zeigen alle größeren wissenschaftlichen Untersuchungen, dass in der freien Buchtenhaltung, sofern mehr als 5 m² Platz für das Mutterschwein vorhanden ist, nicht mehr Ferkel sterben, als in der Kastenstandhaltung. Diese Behauptung sei ein „Mythos“, der wissenschaftlich nicht untermauert wird.
Entgegen Gerüchten, dass die Schweineproduktion in Schweden durch das Kastenstandverbot im freien EU-Markt zugrunde gehen würde, gibt es einen Selbstversorgungsgrad mit Schweinefleisch in Schweden von etwa 75%. In Österreich besteht im Vergleich zu 88% Selbstversorgung, mit Kastenstandhaltung. In Schweden, wie in Österreich, ist die Anzahl der Schweinebetriebe in den letzten Jahren und Jahrzehnten stark zurück gegangen, aber das pro Jahr produzierte Schweinefleisch ist in etwa gleich geblieben. Den KonsumentInnen in Schweden sei, so Prof. Algers, der höhere Tierschutzstandard sehr wohl bewusst und sie würden deshalb auch mehr Geld für schwedisches Schweinefleisch bezahlen.
Den Ausführungen von Prof. Algers war also deutlich zu entnehmen, dass Schweden und Österreich in der Schweinefleischproduktion ähnlich strukturiert sind. In Schweden möchte heute niemand Kastenstände wieder einführen, die freie Buchtenhaltung wird als Errungenschaft gesehen. Daher sollte auch einem Kastenstandverbot in Österreich nichts mehr im Weg stehen.