Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (02.12.2011)
Wien, am 02.12.2011VGT präsentiert neueste Daten der Schweineindustrie: ohne Kastenstand besser
Vergleich der InterPIG-Daten von 2010 zwischen Schweden (ohne Kastenstand) und Österreich belegt, dass Kastenstandverbot praktikabel – Schweineindustrie lügt
Dem VGT wurde der internationale InterPIG-Bericht der Daten der Schweineproduktion in zahlreichen Ländern der Welt vom Jahr 2011 übermittelt, der kürzlich erstellt wurde. Mit diesem Bericht lässt sich ein Vergleich zwischen Schweden – seit 1988 ohne Kastenstand – und Österreich (mit Kastenstand) ziehen. So zeigt sich, dass die Produktionskosten pro kg Schweinefleisch in Schweden und Österreich im Jahr 2009 mit € 1,4 gleich waren. Im Jahr 2010 stiegen diese Kosten in Österreich auf € 1,6 und in Schweden auf € 1,7.
Der Arbeitsaufwand:
- Arbeitszeit pro Sau und Jahr: 18 Stunden in Österreich / 14 Stunden in Schweden
- Arbeitszeit pro geschlachtetem Schwein: 20 Minuten in Österreich / 12 Minuten in Schweden
- D.h. der Arbeitsaufwand ohne Kastenstand ist geringer als mit.
Produktivität der Zuchtsauen:
In Österreich werden zwischen 20-23 Ferkel pro Sau und Jahr abgesetzt, in Schweden 22-24. Dabei gibt es in Österreich 2,3 Würfe pro Sau und Jahr, in Schweden nur 2,2. In Österreich werden die Ferkel 4 Wochen nach der Geburt den Müttern genommen, in Schweden erst nach 5 Wochen. In Österreich beträgt das durchschnittliche Gewicht der Ferkel bei der Entwöhnung 7,5 kg, in Schweden 10 kg. Die Mortalitätsrate für Schweine bis zur Schlachtung beträgt in Österreich 5-8%, in Schweden dagegen nur 3,8-4,8%. Es sterben also wesentlich weniger Schweine in Schweden an den Haltungsbedingungen.
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch kommentiert: „An diesen Zahlen erkennen wir, dass die Einflüsterer des Landwirtschaftsministers, die Lobbyisten der Schweineindustrie, permanent Falschdarstellungen und Propaganda verbreiten. Ohne Kastenstand in Schweden sind die Produktionskosten praktisch gleich, der Arbeitsaufwand sogar geringer und der Produktionserfolg größer. Ohne Kastenstand sterben weniger Tiere. Das beweist, dass man den Lobbyisten der Schweineindustrie nicht vertrauen kann, wenn es um Entscheidungen über die Kastenstandhaltung geht. Die Lobbyisten der Schweineindustrie haben nämlich nicht nur keine Ahnung vom natürlichen Verhalten der Schweine, sie sind offenbar auch jederzeit bereit für ihren eigenen Vorteil Zahlen zu verfälschen und zu lügen. Wir fordern daher, dass Tierschutz- und Landwirtschaftsminister bei den Verhandlungen in der Kastenstandfrage nicht nur die Interessensvertretung der Schweineindustrie einbeziehen, sondern auch die Tierschutzorganisationen und die Zivilgesellschaft, wie es in einer Demokratie eigentlich selbstverständlich sein sollte. Es kann keine tragfähige Einigung ohne Einbeziehung des Tierschutzes geben!“
Im Übrigen war im Jahr 2010 der durchschnittliche Stundenlohn in einer österreichischen Schweinefabrik € 15, also doppelt so hoch wie im Tierschutz.