Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (09.09.2013)
Wien, am 09.09.2013Innsbruck: mit Straßentheater gegen Tierpelzhandel und Repression
Wöchentlich und wetterfest: seit 2006 finden in Innsbruck jeden Freitag- und Samstagnachmittag Protest- und Infokundgebungen bei der Kleider Bauer-Filiale in der Museumstrasse statt - letzte Woche auch wieder mit einer Strassentheateraktion.
"Denk' mal!" - Das regten TierrechtsaktivistInnen und AkteurInnen der Strassentheatergruppe EIN-AUS vergangenen Samstag an. Während am Freitagnachmittag zwischen vier und fünf AktivistInnen mit Schildern, Transparent, viel Infomaterial und angeregten persönlichen Gesprächen in der Innsbrucker Museumstrasse bei 'Kleider Bauer' protestierten, fanden sich am Samstag acht AktivistInnen zur Kundgebung ein. Zusätzlich zu Schildern und Transparenten wurde mit der Strassentheaterperformance DENK' MAL zusätzlich einiges an Aufmerksamkeit erregt. Zwei rotgekleidete AkteurInnen, lebende Statuen ergaben zusammen das Denk' mal - blutrot, um auf die blutige Produktion von Tierpelzkrägen aufmerksam zu machen, wie sie auch im Schaufenster der 'Kleider Bauer'-Filiale nebenan verkauft werden.
Wie immer waren auch alle PassantInnen angehalten, sich spontan zu den AkteurInnen zu stellen und somit auch ein Teil des "Denk' mal"s gegen Tierpelzverkauf und Tierausbeutung ganz generell zu werden;
Dieser kreative Schwerpunkt hatte wie immer auch den Effekt, dass merklich mehr Leute zum Infotisch kamen und auch unzählige Fotos gemacht wurden.
Die Kundgebungen bei der 'Kleider Bauer'-Filiale in der Innsbrucker Museumstrasse finden seit 2006 mit Schwerpunkt Tierpelzthematik statt; selbstverständlich informieren die AktivistInnen mittels Flugblättern aber auch stets über Tierausbeutung und Tierrechte im allgemeinen, sowie über Veganismus als logische Konsequenz.
In letzter Zeit kam jedoch ein weiterer Schwerpunkt dazu: die Thematisierung des Vorwurfs der "Nötigung". Laut dem besorgniserregenden OLG-Urteil vom Mai 2013 sei es ja eine Nötigung, ein Modehaus aufzufordern, aus dem Pelzgeschäft auszusteigen und anzukündigen, dass es ansonsten eine legale und friedliche Kampagne gäbe; Kunden und Kundinnen könnten dabei über die Tierquälerei bei Pelzen informiert werden und würden deshalb vielleicht nicht mehr in diesem Modehaus einkaufen. Laut Oberlandesgericht ist das sogar ,,gegen die guten Sitten".
Tierschutz als Staatsziel in der Verfassung, aber sittenwidrig sich für Tierschutz einzusetzen?
Nötigungen am laufenden Band seit 2006? 100.000 Menschen nötigen 'Kleider Bauer'? Mehr als 100.000 Personen haben im Laufe der Kampagne gegen den Tierpelzverkauf des 'Kleider Bauer'-Konzerns die Petition den AktivistInnen unterschrieben, auf welcher es ganz deutlich heisst: "Die unterzeichnenden Personen fordern die Geschäftsleitung von 'Kleider Bauer' auf, endlich aus dem blutigen Handel mit Tierpelzen auszusteigen! Sie möchten erst dann wieder bei 'Kleider Bauer' einkaufen, wenn dieser bekannt gibt, keinen Echtpelz mehr zu verkaufen." Um zu verdeutlichen wie grotesk sich die Auslegung der Nötigung in diesem OLG-Urteil darstellt, haben sich bekannterweise bereits mehr als 2000 Menschen selbst wegen Nötigung angezeigt; darunter auch Prominente wie der Kabarettist Roland Düringer und die ,,Zwa Voitrotteln", die Gewinner der ORF Comedy Chance Show ( siehe Artikel). Vorausslichtlich mit Beginn 2014 könnte diese zweite Auflage des Tierschutzprozesses starten.
Politische Kampagnenarbeit als Nötigung?
Werden dadurch dann auch Bestrebungen wie die Clean Clothes-Kampagne kriminalisiert, wo es darum geht gegen Kinderarbeit und für faire Arbeitsbedingungen in der Bekleidungsindustrie zu kämpfen? Was ist mit dem Bestreben Fairen Handel zu etablieren und damit unfair produzierte Lebensmittel nicht weiter zu fördern? Kampagnenarbeit ist ein wichtiger Faktor, um Fairness und Menschlichkeit in Wirtschaft und Politik zu verankern. Vereinen die Möglichkeit effizienter Kampagnenarbeit zu nehmen heißt, wirtschaftliche Interessen über Fairness und Ethik zu stellen. Kampagnenarbeit ist keine NötigUNG, sondern NÖTIG!
Innsbrucker AktivistInnen demonstrieren jeden Freitag und Samstag in der Museumstrasse bei der 'Kleider Bauer'-Filiale und freuen sich stets über Unterstützung!