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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28.05.2014)

Niederösterreich, am 28.05.2014

Auf VGT-Exkursion zu einem extensiven Bio-Milchwirtschaftsbetrieb

Anbindehaltung an der Kette, Kraftfutter und hohe Milchleistung, aber auch Trennung der Kälber von der Mutter, Enthornung oder Handel mit Jungrindern - was davon ist ein notwendiger Teil der Milchproduktion? Ein Blick in einen Vorzeigehof!

50 ha Grünland im westlichen Wienerwald, NÖ, liegen vor uns, als uns ein Biobauernehepaar empfängt, das sich bereit erklärt hat, unsere Fragen zu beantworten. 15 Kühe und 1 Stier leben hier auf 550 m Seehöhe. Über Nacht und im Winter bleiben sie in einem Laufstall, aber mindestens die Hälfte des Jahres dürfen sie am Tag auf die großen Weideflächen. Täglich wird der Elektrozaun etwas verrückt, um den Tieren immer neues, frisches Gras zugänglich zu machen. Das brauchen sie auch für ihre Milchleistung von ca. 12 Litern pro Tag und Kuh. In diesem extensiven Betrieb mit Zwei-Nutzungsrassen statt reinem Milch- oder Fleisch"vieh"typus wird darüber hinaus kein Kraftfutter gegeben. Deshalb erreicht man auch nicht die typischen Mengen von 30 bis sogar 50 oder noch mehr Litern Milch pro Tag konventioneller Betriebe. Mit dem geringeren Leistungsanspruch können die Tiere dafür viel älter werden als üblich. Eine der Kühe ist bereits 16 Jahre alt, die meisten 7-8. Geschlachtet werden sie erst, wenn sie altersschwach sind. In konventionellen Milchbetrieben mit Hochleistungstieren und Kraftfutter erreichen die Kühe dagegen kaum ein Alter von 5 Jahren nach lediglich 2 Geburten, bis sie aus Überanstrengung ausgelaugt sind und getötet werden.

Doch auch am Biobauernhof geben Kühe nur Milch, nachdem sie geboren haben. Für die 9-monatige Schwangerschaft ist ein Stier zuständig, der in der Herde lebt, aber aus Gründen der genetischen Auffrischung alle 1-2 Jahre geschlachtet und ersetzt wird. Nach 9 Monaten gebärt die Kuh ein Kalb. Unmittelbar nach der Geburt wird es von der Mutter getrennt. Hier am Hof bekommt es dann noch Milch von der Kuh, auch wenn es sie nicht mehr sieht, aber konventionell mischt man Milchaustauscher zusammen, die dem Jungtier genügen müssen. Ist das Kalb männlich, wird es bald abgeholt und verkauft, für die Mast. Ist es weiblich, bleibt es als Kalbin 2 ½ Jahre in einer eigenen Gruppe mit Laufstall und Weide am Hof. Ab diesem Alter wird die junge Kuh entweder dem hofeigenen Stier zugeführt, geschwängert und kommt in die Milchkuhherde, oder wird für die Zucht anderswo verkauft.

Die Milchkühe selbst zeigen, von ihren Kindern getrennt, bereits nach ca. 2 Monaten wieder Empfängnisbereitschaft. Der immer aufmerksame Stier merkt das und befruchtet die Tiere. 9 Monate später wird das nächste Kind geboren und der Zyklus beginnt von Neuem.

2 Mal am Tag entnimmt man hier mittels Melkmaschine die Milch, jeweils bevor die Kühe den Laufstall verlassen und wenn sie wieder herein wollen. Da kommen sie von selbst, weil ihnen das Melken bei ihren vollen Eutern Erleichterung verschafft. Das hindert die Kühe aber nicht daran, u.U. in den Wald zu entlaufen. Als einmal der Strom im Weidezaun abgestellt war, merkten das einige der Tiere und waren schon weg. Ein Leben in Freiheit und Autonomie also doch eine Verlockung, trotz riesengroßer Weide?

Alle Tiere am hiesigen Betrieb werden als Kinder schon enthornt, sonst gäbe es später, wird uns erklärt, eine zu große Verletzungsgefahr. Ein Tierarzt betäubt die Jungtiere dafür und brennt ihnen die Hornwurzeln aus. Letztlich wachsen bestenfalls kleine Stummeln nach.

Statt Kot und Urin als Gülle in eigenen Becken zu sammeln, bietet man hier den Rindern Stroh im Laufstall, das mit dem Kot zu Mist verbunden, einmal im Jahr auf Teilen der Wiesen ausgebracht wird. Andere Grünflächen bleiben davon unberührt und zeigen eine hohe Artenvielfalt an Blumen. Im Sommer werden sie gemäht und dienen als Heu für die Fütterung im Winter.

Wäre diese Haltungsform ein Modell für die Milchwirtschaft in Österreich? Vor 10 Jahren gab es noch eine Anbindehaltung auf diesem Betrieb, aus tierethischen Gründen hat man auf Laufstall umgestellt. Vom Staat werden Ausgleichszahlungen geboten, sogenannte Subventionen, die bei den niedrigen Milchpreisen das Wirtschaften ermöglichen. Zwar steht der betreffende Betrieb im Vollerwerb, aber er hat noch durch seine Forstwirtschaft mit 60 ha Wald ein zweites Standbein. Ja, sagt der Bauer also auf unsere Frage deutlich, die Haltungsart, wie hier am Hof, wäre allen in Österreich zumutbar. Selbst unter den gegebenen wirtschaftlichen Bedingungen.

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