Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (19.04.2016)
Wien, am 19.04.2016Dressierte Affen bei der Kokosnussernte?
Kokosnüsse werden hauptsächlich in Indonesien, den Philippinen und Indien angebaut. Stimmt es wirklich, dass dressierte Makaken-Affen zur Kokosnussernte missbraucht werden?
Neben den größten Produzenten Indonesien, Philippinen und Indien zählen auch Brasilien, Sri Lanka oder Thailand zu den Hauptexportländern. Bei uns sind Produkte aus Kokosnüssen sehr beliebt. Sie finden sich in zahlreichen Süßspeisen, Smoothies oder pikanten Speisen, wie Currys. Mit Kokosfett lässt sich nicht nur hervorragend backen, sondern auch hochwertige Körperkosmetik herstellen. Kokos ist daher nicht nur wegen des Geschmacks, sondern auch wegen der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten bei uns sehr gefragt. Auch für die vegane Ernährung spielt Kokos oftmals eine wichtige Rolle, umso wichtiger ist es TierfreundInnen, dass bei der Kokosnussernte keine Tiere missbraucht werden.
Im Internet stößt man auf die verschiedensten Artikel und Youtube Videos, in denen gezeigt wird, auf welch grausame Weise Makaken-Affen dazu abgerichtet werden, Kokosnüsse zu ernten. Video- und Bildmaterial zeigt, dass junge Affen mit einer nach oben gezurrten Metallkette gezwungen werden dauerhaft auf zwei Beinen zu laufen, um ihre Muskulatur zu kräftigen, damit sie später die schweren Kokosnüsse tragen können. Die eingesetzten Makaken-Affen sind laut Berichten entweder Wildfänge, bei denen die Kinder ihren Müttern entrissen werden oder Nachkommen bereits dressierter Makaken-Affen, deren Haltungsbedingungen alles andere als artgerecht sind.
Glücklicherweise betrifft der Einsatz der Makaken-Affen nicht alle Kokosnussplantagen. Die Ernte erfolgt vielerorts durch Menschen, die entweder selber die Bäume hochklettern oder vom Boden aus Messer an langen Stielen befestigen und die Kokosnüsse hinunterschneiden. Größere Plantagen können sich darüber hinaus noch technische Geräte, wie Hebebühnen leisten. Makaken-Affen können nur reife Kokosnüsse ernten, da sich diese leicht von der Palme lösen lassen. Die Gefahr des Einsatzes von Affen besteht daher bei Kokosprodukten wie Kokosfett, Kokosmus oder Kokosfleisch. Für Kokoswasser werden unreife Kokosnüsse geerntet, die noch viel Wasseranteil besitzen. Diese müssen vom Baum geschnitten werden, d.h. sie können nur von Menschen geerntet werden. Dressierte Makaken-Affen ernten zwischen 700 und 1000 Kokosnüsse am Tag. Gerade für kleine PlantagenbesitzerInnen, die sich keine Angestellten oder technsiche Hilfsgeräte leisten können oder wollen, spielen die Ernteaffen scheinbar eine wichtige Rolle.
Augen auf beim Kokos-Kauf!
Wer sich entscheidet Kokosnüsse oder verarbeitete Produkte aus Kokosnüssen zu kaufen, sollte unbedingt auf hochwertige Qualität achten. Bio- und Fairtrade- Siegel können hier bereits eine erste Hilfestellung sein. Im Zweifelsfall lohnt es sich immer, beim Hersteller direkt anzufragen.
Stellungnahmen diverser Betriebe und Marken
Positive Stellungnahmen:
- Dr. Goerg: Betont auf der Homepage, dass keine Affen eingesetzt werden. Zusätzliche Antwort per E-Mail: „Wir können Ihnen zu 100 % versichern, dass bei der Ernte unserer Bio-Kokosnüsse weder dressierte Affen, noch Kinder eingesetzt werden. Unsere Bio-Kokosnüsse werden ausschließlich von erwachsenen, menschlichen Kletterern geerntet. Dr. Goerg ist mehrmals im Jahr persönlich vor Ort, um die Anbau-Areale zu überprüfen. Kein anderer Kokos-Hersteller hat eine solch enge Beziehung zum Ursprungland seiner Produkte. Nur durch diesen intensiven Kontakt auf Augenhöhe lässt sich ein wirklich nachhaltiges Produkt gewährleisten. Den Bildbeweis für die Kokosnussernte ohne Affen und Kinder finden Sie in unserem Ernte-Video“.
- Kulau: Betont auf der Homepage, dass keine Affen eingesetzt werden.
- Bio Planete: Antwort per E-Mail: „Die Erntearbeit wird von den Farmern von Hand vorgenommen. Dazu werden lange Bambusstangen mit einem daran befestigten, scharfen Messer (Machete) benutzt, sodass die reifen Kokosnüsse abgeschnitten werden können. Eine zweite Methode, die angewandt wird, ist die, dass Menschen auf Seilen von Palme zu Palme klettern und die Kokosnüsse abschneiden.“
- Innocent: Antwort per E-Mail: "Es liegt uns besonders am Herzen, dass alle Arbeiter und Farmen, von denen wir unsere Produkte beziehen,fair behandelt werden. Wir können Dir garantieren, dass wir niemals auf so eine grausame Art uns Weise Kokusnüsse zu ernten, zurückgreifen würden." Weiters beziehen sie sich auf die ILO-Standards (gelten allerdings nur für Menschen) und Rainforest Alliance.
- Harvest Moon: Antwort per E-Mail: „Unsere Kokosnüsse bekommen wir von einer kleinen Bio-Plantage aus Sri Lanka, die wir persönlich kennen. Wir können daher derartiges, wie im Video beschrieben, ausschließen.“
- Joya: Antwort per E-Mail: „Die Kokosnussmilch in unseren Produkten stammt aus Indonesien. Der Lieferant hat uns bestätigt, dass die Kokosnüsse nicht von Affen gepflückt werden.“
- Rapunzel: Antwort per E-Mail: „Die Kokosnüsse für Rapunzel werden mit langen Stöcken geerntet. Das ist ganz gut in der Warenkunde zu sehen, die ich für Sie in den Anhang gelegt habe Affen wurden und werden nicht eingesetzt.“ Infoblatt Kokosernte
- Ölmühle Solling: Ein Biobetrieb mit Naturland- und Fair-for-Life-Zertifikat. Per Telefonat: „Es kommen garantiert keine Ernteaffen zum Einsatz. Die Plantage wird unangekündigt, mehrmals pro Jahr kontrolliert und auch von Mitarbeitern aus Deutschland persönlich besucht.“ Zum Youtube-Video.
- Maresi (Shan Shi): Antwort per E-Mail: „Vielen Dank für Ihre Anfrage vom 12. April 2016 zum Ernteverfahren bei unseren Kokosnusslieferanten! Wir bestätigen Ihnen sehr gerne, dass keiner unserer Lieferanten Affen für die Ernte der Kokosnüsse einsetzt. Das Abernten auf den Plantagen geschieht vielmehr mit Hilfe von langen Stöcken aus Holz oder Bambus.“
- Denn's (Eigenmarke Dennree): Per E-Mail: „Unser Hersteller für Kokosmilch und Kokosöl begleitet seit mehreren Jahren das biozertifizierte Projekt in Sri Lanka. Hier werden keinerlei Farmen unterstützt, die Primaten zur Kokosnussernte einsetzen. Die Kokosmilch und das Kokosöl werden von braunen, reifen Kokosnüssen erzeugt, deren Abtrennung von der Kokospalme weit weniger Schwierigkeiten bereitet als die grüne Kokosnuss, die nur trinkbares Kokoswasser beinhaltet. Braune, reife Kokosnüsse werden mit einem langen Bambusrohr (oder Holz), das am Ende mit einer Art "Machete" ausgestattet ist, relativ problemlos von den Bäumen geschlagen. Oft können die reifen Nüsse vom Boden aufgelesen werden. Hierfür werden keine Affen benötigt. Das frische Kokosnusswasser in Sri Lanka stammt von der "King" Kokospalme ('Königspalme'), die im Vergleich zu anderen Kokospalmen sehr niedrig ist und typisch gelb bis leicht orangefarbene Kokosnüsse produziert. Oft können Kokosnüsse stehend geerntet werden oder mit Hilfe von Bambusstöcken. In Sri Lanka ist der Einsatz von Affen unbekannt. Wir können gewährleisten, dass keine Farmen darunter sind, die Affen zur Kokosernte benutzen und dafür missbrauchen.“
- CoYo: Per E-Mail: „Our coconuts are sourced from Thailand and Indonesia. However, they are not sourced from a monkey enslaved facility. We can ensure you that. We hope this helps.“
Stellungnahme nicht eindeutig:
- Alnatura: Unterschiedliche Antworten per E-Mail: "Unsere Herstellerpartner pflegen partnerschaftliche Beziehungen zu ihren Lieferanten in den Ursprungsländern. Die Konditionen werden meist im direkten und persönlichen Kontakt vereinbart. Die Betriebe werden regelmäßig auditiert. "
In einer weiteren unabhängigen Anfrage: „Gerne teilen wir Ihnen mit, dass die Kokosnüsse für die Alnatura Produkte mit Kokos von Menschen geerntet werden und nicht von dressierten Affen.“
- DM: Per E-Mail: "Das dmBio Kokosöl wird in Deutschland abgefüllt, das Herkunftsland der Rohware sind Sri Lanka oder die Philippinen." ... Sri Lanka wird in manchen Listen als positiv, in manchen auch bei den Problemländern aufgeführt.“
Keine Stellungnahme:
- Ceres