Tiertransporte nach Zentralasien – VGT fordert Untersuchungsausschuss - vgt

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Tiertransporte nach Zentralasien – VGT fordert Untersuchungsausschuss

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.07.2020)

Wien, 01.07.2020

Whistleblower spielt VGT interne Dokumente über den Transport hochträchtiger Kalbinnen nach Usbekistan und Aserbaidschan zu – zuständige Amtstierärzt_innen wegen Amtsmissbrauch angezeigt.

Jede Woche verlassen Transporte mit Rindern Österreich in Richtung Zentralasien und Nordafrika. Viele Tage sind die Tiere dicht gedrängt in den LKW unterwegs, bis sie Zielländer wie Usbekistan, Aserbaidschan oder den Iran erreichen. Dem VGT liegen nun Unterlagen vor, welche die Illegalität dieser Transporte bestätigen sollen. Es handelt sich dabei um einen Transport von Oberösterreich nach Usbekistan (ca. 5.200km) mit einer geplanten Transportdauer von 169 Stunden und einen Transport von Niederösterreich nach Aserbaidschan mit einer geplanten Transportdauer von 162 Stunden (ca. 4100km).

Keine zugelassenen Versorgungsstationen

Bei der sogenannten Transportplanung, die dem zuständigen Amtstierarzt oder der zuständigen Amtstierärztin vom Organisator des Transportes vorgelegt werden muss, sind alle Ruheorte anzugeben, an denen die Tiere zum Ruhen und für die Versorgung abgeladen werden – im Fall von ausgewachsenen Rindern muss das laut EU-Verordnung alle 29 Stunden erfolgen.

In beiden dem VGT zugespielten Transportdokumenten finden sich die letzten Eintragungen für Ruheorte aber bereits in Polen, nahe der Grenze zu Weißrussland. Über den restlichen Routenverlauf, der sich in einem Fall über 3000 und im anderen über 4000 Kilometer erstreckt, sind keine geplanten Ruheorte mehr für die Versorgung der Tiere angeführt.

Tobias Giesinger, Kampagnenleiter VGT: Da in Russland keine von der EU zugelassenen Versorgungsstationen existieren, dürften diese Transporte nicht abgefertigt werden. Tierschutz darf nicht an den EU-Grenzen enden.

VGT fordert Untersuchungsausschuss

Der neue Erlass von Tierschutzminister Rudolf Anschober sieht zumindest vor, dass Transporte künftig nur noch dann abgefertigt werden sollen, wenn die Einhaltung der Tierschutzauflagen auch in Drittstaaten sichergestellt werden kann. Fachkreise aus Landwirtschaft und Wirtschaft fürchten deswegen laut eines Berichts der Landwirtschaftskammer Österreich Verärgerung bei den Handelspartnern und sprechen von zu erwartenden Erschwernissen.

Da ernsthafte Zweifel daran bestehen, dass Tiertransporte in Drittstaaten in Vergangenheit ordnungsgemäß abgefertigt wurden, fordert der VGT einen Untersuchungsausschuss, bei dem alle Transporte der vergangenen Jahre von einer unabhängigen Stelle überprüft werden.

 

Zur Petition

 

Niederlande stoppte Transporte durch Russland bereits

Die Niederlande und das deutsche Bundesland Brandenburg haben vor etwa einem Monat Transporte über die sogenannte Russland-Route – über die auch die Transporte von Österreich nach Zentralasien führen – aufgrund von Zweifeln über die Eignung von Versorgungsstationen eingestellt. Der VGT und andere NGOs fordern dies seit Langem auch von Österreich.

Gipfeltreffen

Bei dem von Tierschutzminister Rudolf Anschober anberaumten Tiertransport-Gipfel am 6. Juli wird sich der VGT u.a. für ein Ende der Drittland-Exporte einsetzen.

Tobias Giesinger: Selbst wenn die Bestimmungen der EU-Tiertransport-Verordnung in Ländern außerhalb der EU eingehalten werden könnten, sind die hochträchtigen Tiere auf den Transporten immensen Belastungen ausgesetzt. Das Ziel des Gipfeltreffens darf es also nicht sein, die aktuell illegalen Transporte zu legitimieren, wie es von Seiten der Landwirtschaft versucht wird, sondern endgültig zu beenden.

Vorarlberg blickt am Montag nach Wien

Neben Tobias Giesinger als Vertreter des VGT wurde auch Landesrat Christian Gantner als zuständiger Landesrat für Tiertransporte in Vorarlberg ebenfalls von Minister Rudolf Anschober zum Gipfeltreffen eingeladen.

Aufgrund des öffentlichen Drucks nach den Recherchen des VGT findet sich im aktuellen Arbeitsprogramm der Vorarlberger Landesregierung die Zieldefinition, keine trächtigen Kalbinnen (sog. Zuchtrinder) in Drittstaaten exportieren zu wollen. Jetzt liegt es an Landesrat Christian Gantner, diese Forderungen beim Gipfeltreffen der Bundesregierung vorzubringen.

Tobias Giesinger: Der größte, öffentliche Aufschrei gegen Tiertransporte kam die vergangenen Jahre aus Vorarlberg. Wir appellieren an Landesrat Christian Gantner, die Forderungen der Vorarlberger Bevölkerung ernst zu nehmen und sich beim Gipfeltreffen im Ministerium gegen jegliche Transporte von Tieren ins Ausland auszusprechen.


Auszug aus dem aktuellen Arbeitsprogramm der Vorarlberger Landesregierung:

Die Landesregierung spricht sich für eine weitere Reduzierung von Transporten von Zuchtrindern in Drittstaaten (wie Aserbeidschan, Usbekistan, Türkei etc.) aus und wirkt auf Dritte mit dem Ziel ein, dass keine Tiere aus Vorarlberg in Drittstaaten (Ausnahme: Schweiz und Liechtenstein) exportiert werden sollen.“


Pressefotos zum Download (Copyright: VGT/ VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN)

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