Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.11.2020)
Wien, am 06.11.2020Qualtransporte ohne Ende: Wieder österreichische Rinder bei Schlachtung im Nahen Osten dokumentiert
VGT-Forderung: sofortiges Einstellen der tierquälerischen Tiertransport-Praxis
Anfang dieses Jahres hatten Aufnahmen von der Schlachtung österreichischer Milchkälber im Libanon für Entsetzen in ganz Österreich gesorgt. Auf einen der größten Tierschutzskandale des Landes folgten heftige Reaktionen aus Bevölkerung und Politik, die ein Gipfeltreffen im Ministerium zur Konsequenz hatten. Jetzt liegen dem VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN erneut Aufnahmen der Organisation Animals International vor, die die brutale Behandlung österreichischer Tiere Ende Juli 2020 im Nahen Osten zeigen.
Die Videos zeigen die grausame Behandlung und den minutenlangen Todeskampf von Rindern in einem libanesischen Schlachtbetrieb – die Daten der Ohrmarken belegen erneut, dass die Tiere von Milchwirtschaftsbetrieben in Österreich stammen. Die Tierschutzorganisationen fordern Konsequenzen aus dem Tierschutzgipfel von Minister Anschober vom Juli: die Transporte müssen sofort eingestellt werden.
Qualtransporte mit System
Dass es sich hierbei keinesfalls um Einzelfälle handelt, konnte der VGT durch seine Recherchen mehrfach beweisen. Jede Woche starten Tiertransporte mit dem Ziel Spanien von der Kälbersammelstelle in Salzburg-Bergheim. Ab hier nimmt das Schicksal der Kälber, die ab einem Alter von nur 2 Wochen transportiert werden, seinen Lauf. Ziel des Transportes ist ein Händler in der Region Katalonien, der nach eigenen Angaben Rinder nach Afrika und in den Nahen Osten weiter exportiert. Über 7.000 Kilometer per LKW und Schiff müssen die Tiere von der Geburt in Österreich bis zu ihrem Tod im Nahen Osten zurücklegen.
Ann-Kathrin Freude, VGT-Campaignerin: Aufgrund der intensiven Milchwirtschaft in Österreich wurden diese Kälber zum ungewollten Nebenprodukt degradiert. Im Ausland billigst auf Schlachtgewicht gemästet, werden sie in Länder außerhalb der EU verschifft, um den europäischen Markt zu entlasten. Ein System, das an allen Ecken und Enden krankt.
Tierschutzgipfel muss Verbesserung bringen
Nach dem Tierschutzgipfel, zu dem Verantwortliche aus den unterschiedlichsten Bereichen und Parteien geladen waren, fordern der VGT und Animals International nun weitere Schritte für einen Exportstopp.
Gabriel Paun von der NGO Animals International, die seit mehr als zehn Jahren die Schlachtpraktiken im Nahen Osten, Nordafrika und der Türkei dokumentieren: Es war schockierend, dieses Jahr erneut österreichische Tiere in einem Schlachthaus außerhalb der EU vorzufinden. Und obwohl diese Bullen zuerst nach Spanien zur Mast transportiert wurden, sendet Österreich auch immer noch als Zuchttiere deklarierte Rinder auf direktem Weg in Länder, in denen sie der grausamen Schlachtung ausgesetzt sind. Dies, obwohl nun allen Beteiligten bekannt sein sollte, wie es den Tieren während und nach der Reise ergeht. Österreich muss endlich Verantwortung übernehmen und diese Transporte unterbinden.
Ann-Kathrin Freude vom VGT abschließend: Die Ausreden der Politik gelten nicht mehr. Seit Jahrzehnten sind die grausamen Transporte und die Qualschlachtungen im Nahen Osten bekannt. Die Politik muss JETZT handeln!
Forderungen von VGT und Animals International:
- Zukünftig konsequenter Vollzug der EU-Verordnung zu Tiertransporten
- Kein Transport von Tieren, die noch nicht von der Muttermilch entwöhnt sind
- Eine maximale Transportdauer von 8 Stunden für alle Tierarten
- Keine Transporte in Drittstaaten, also Länder außerhalb der EU
- Förderung von Alternativen für den Export von Kälbern aus der Milchproduktion
- Rechtliche Vertretung von Tieren durch Tierschutzorganisationen in Tiertransport-Angelegenheiten