Thanksgiving – Kein Fest für Truthähne
Jährlich werden allein in den USA um die 46 Millionen Tiere nur für diesen Feiertag getötet, an dem traditionell ein gefüllter Truthahn auf den Tisch kommt.
Thanksgiving (dt. Danksagung) kennen die meisten wahrscheinlich aus dem Fernsehen. In amerikanischen Haushalten wird jährlich im November ein großes Truthahn-Festessen veranstaltet und die ganze Familie kommt zusammen. In den letzten Jahren hat sich diese Tradition auch vermehrt nach Europa ausgeweitet. Auch wenn es sich dabei um eine Art des Erntedankfestes handelt, so sind die Bräuche doch sehr unterschiedlich.
Das Leid der Truthähne
Domestizierte Truthühner werden richtigerweise als Puten bezeichnet. Die heutige Form der Puten ist so stark auf Wachstum gezüchtet, dass den Tieren oft die Knochen unter dem Gewicht brechen, noch bevor diese ihr Schlachtgewicht erreicht haben. In Österreich werden jährlich ca. 1,5 Millionen Puten getötet, die männlichen Tiere mästet man dabei bis zu einem Körpergewicht von mehr als 20 Kilogramm, die weiblichen bis zu 13 Kilogramm. In Österreich ist es erlaubt, Puten ohne Betäubung und Schmerzausschaltung die Schnäbel zu kürzen und während der Mastperiode werden die Hallen, in denen die Tiere leben müssen, niemals ausgemistet. Das führt zu einer Kotschicht, die bis zu 30 Zentimeter tief werden kann und den Tieren Verätzungen an den Beinen zufügt. Antibiotika stehen daher in der Haltung an der Tagesordnung und ca. 15 % der Tiere sterben vorzeitig. Die Besatzdichten in den Masthallen sind so hoch, dass sich die Tiere am Ende der Mastperiode kaum noch fortbewegen können.1 In den USA und Kanada gibt es noch weniger Tierschutzgesetze, welche die Puten schützen. Die Tradition, Truthähne an Thanksgiving zu essen, kommt der Legende nach daher, dass genau dieses Mahl auch beim ersten Thanksgiving serviert wurde. Heute werden allein in den USA jährlich um die 46 Millionen Truthähne nur für Thanksgiving getötet.2
Was ist Thanksgiving?
Der Legende zufolge fand das erste Thanksgiving 1621 statt und war ein Festmahl zwischen den Pilgervätern, die bei Plymouth Rock in Massachusetts landeten, und den einheimischen Wampanoag. Anderen Quellen zufolge fanden Thanksgiving-Feierlichkeiten bereits viel früher statt. Unter den indigenen Amerikaner:innen wird der Feiertag sehr kontrovers diskutiert, da mit der Ankunft der Pilgerväter auch Kriege und Krankheiten begannen, wodurch die indigenen Stämme stark dezimiert und in Reservate gesperrt wurden. Für die Nachkommen der gewaltsam vertriebenen und vernichteten Natives ist Thanksgiving verständlicherweise kein Tag der Freude, sondern der Trauer. Deshalb wird vielerorts an diesem Tag auch der National Day of Mourning
begangen. Thanksgiving wird in Amerika am vierten Donnerstag im November gefeiert und ist ein nationaler Feiertag. Der darauffolgende Freitag ist traditionell der Black Friday, ein Mega-Einkaufstag mit extremen Rabatten, der das jährliche Weihnachtsgeschäft einläutet. In Kanada wird Thanksgiving dagegen am zweiten Montag im Oktober gefeiert.
Zu einem traditionellen Thanksgiving-Dinner gehört üblicherweise der im Ofen zubereitete, gefüllte Truthahn. Die Füllung besteht meist aus einem Gemisch aus Brot und Kräutern sowie Gemüse. Kartoffelpürre, Bratensauce und Preiselbeermarmelade gehören zu den üblichen Beilagen. Begleitet wird das Essen oft von einem Dankgebet, oder alle Anwesenden erzählen reihum, wofür sie in diesem Jahr besonders dankbar sind.3 Der aufkommende Trend, auch in Europa ein Thanksgiving-Essen zu veranstalten, hängt weniger mit den historischen Hintergründen dieses Tages zusammen. Vielmehr kennt man diesen Brauch aus Film und Fernsehen und nutzt es als Gelegenheit, bei einem festlichen Dinner mit Freunden oder Familie zusammenzukommen.
Alternativen zum Truthahn-Dinner
Wer sich nicht am Leid und Tod von Millionen von Puten beteiligen will, kann zu zahlreichen tierleidfreien Alternativen greifen. Eine beliebte rein pflanzliche Alternative zum traditionellen Truthahn stellt der gefüllte Kürbis dar. Dabei wird die Pute einfach durch einen Kürbis ausgetauscht und ebenso mit einem Brotgemisch gefüllt. Außerdem kann das Fleisch auch ganz einfach durch vegane Alternativen wie Tofu, Seitan oder ähnlichem ersetzt werden. Besonders beliebt in Amerika ist die vegane amerikanische Marke Tofurky, die pflanzliche Produkte mit Putengeschmack aus Weizenprotein und biologischem Tofu herstellt. Von dieser Marke gibt es sogar den sogenannten Tofurky Roast
, der bereits mit der traditionellen Füllung geliefert wird und nur noch im Ofen zubereitet werden muss. Auch in Europa gibt es zahlreiche vegane Fleischalternativen, die dem Geschmack von Geflügel sehr nahe kommen. Wer im Supermarkt dennoch nicht fündig wird, kann zum Beispiel auf dieses Rezept für Veganen Festtagsbraten von der Veganen Gesellschaft Österreich zurückgreifen:
Zutaten
- 150 Gramm getrocknetes Sojagranulat
- 400 Milliliter heißes Wasser
- 1 Teelöffel gekörnte Brühe
- 2 Esslöffel Sojasauce
- 1 Teelöffel Tomatenmark
- 1 Teelöffel Senf
- 1 Teelöffel Salz
- 1 Esslöffel Apfelessig
- 1 Stück Zwiebel
- 2 Stücke Knoblauchzehen
- 200 Gramm Champignons
- 2 Esslöffel Olivenöl
- 100 Gramm Semmelwürfel
- 100 Gramm Weizenmehl
- 1 Prise Majoran, Kümmel, Paprikapulver, Pfeffer
- 1 Stück Knoblauchzehen
- 1 Stück Zwiebel
- 3 Stücke Karotten
- 1⁄2 Stück einer kleinen Sellerieknolle
- 2 Esslöffel Olivenöl
- 1 Zweig Rosmarin
- 300 Milliliter Gemüsesuppe
Zubereitung
Das Sojagranulat in eine große Schüssel füllen. Suppenwürze, Tomatenmark, Senf, Salz, Apfelessig und die Gewürze dazugeben. Mit dem heißen Wasser übergießen und gut durchrühren. 15 min stehen lassen.
Den Zwiebel und den Knoblauch fein hacken, die Champignons waschen und in grobe Stücke schneiden. Im Olivenöl zuerst Zwiebel und Knoblauch anbraten, danach die Pilze dazugeben. Kurz mitrösten, 2-3 EL Wasser dazugeben und auf kleiner Flamme 10 min dünsten lassen.
Die Pilzmischung zum Sojagranulat geben und mit einem Stabmixer alles gut mixen. Die Semmelwürfel dazugeben, gut durchmischen und 15 min ziehen lassen. Zuletzt das Weizenmehl unter die Masse geben und durchkneten.
Die Masse zu einem ganzen Stück Braten formen. Den veganen Braten in eine ausreichend große Auflaufform oder einen Bräter geben. Zwiebel und Knoblauch schälen, die Zwiebel in Viertel schneiden. Die Karotten und den Sellerie in grobe Stücke schneiden. Das Gemüse rund um den Braten verteilen, Rosmarin und Olivenöl dazugeben und mit ca. 100ml Gemüsesuppe aufgießen.
Den Deckel auf die Auflaufform geben und den Braten bei 170 Grad Heißluft für 30 min ins Rohr stellen. Nach dieser Zeit den Deckel entfernen, wieder etwas Wasser oder Suppe (ca. 150-200ml) zugießen und für weitere 60min weiterbraten.
Den veganen Braten aus dem Rohr nehmen und in 1 cm dicke Scheiben schneiden. Mit Sauce und Beilagen wie Kartoffelpüree und Gemüse servieren.
Quellen
- VGT: Puten aus Österreich
- TIME: Here‘s How Many Turkeys Are Killed Each Year For Thanksgiving
- Wikipedia: Thanksgiving