Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (18.02.2022)
Wien, am 18.02.2022Screening „COW“ samt Podiumsdiskussion im Stadtkino Wien
Der Film zeigt einen Milchbetrieb aus England aus Sicht der Milchkuh Luma.
Der Film läuft noch bis 3. März im Stadtkino Wien im Künstlerhaus!
Die sogenannten Nutztiere
, wie die Milchkühe, hatten bis vor wenigen Jahrzehnten noch keinerlei gesetzlichen Schutz. Heute gibt es diesen zwar, doch er orientiert sich am Prinzip der Profitmaximierung und an den Bedürfnissen der Branche, nicht aber an jenen der betroffenen Tiere. Das ist genau das, was in der Diskussion über die Haltungsbedingungen von Nutztieren
fehlt: die Sicht der Tiere. Immer geht es nur um Geld, um Praktikabilität, um Ansprüche der Betreiber:innen und um die Ansichten der Konsument:innen. Das Tier, auf dessen Rücken die Betriebe ihr Geld verdienen, wird als Produktionsmittel gesehen, das keine eigene Meinung zur Problematik habe. Seine Interessen werden nicht berücksichtigt.
Deshalb ist der Film Cow der britischen Regisseurin Andrea Arnold so spannend. Sie und ihr Filmteam haben die Kuh Luma auf einer englischen Milchfarm über 4 Jahre lang aus nächster Nähe begleitet. Die Kamera ist immer dabei, wenn die Kuh gebärt, wenn man ihr das Kind wegnimmt, wenn sie wieder befruchtet wird, wenn Melkmaschinen ihr riesiges Euter leeren, wenn sie auf eine Weide darf und wenn sie letztlich in den Kopf geschossen wird, weil sie nicht mehr produktiv genug ist. Dazu gibt es im gesamten Film keinen Kommentar von Menschen, nur die Popmusik, die tatsächlich zur Zeit des Filmens im Stall gespielt wurde, ist zu hören. Die Betreiber:innen huschen gesichtslos im Hintergrund vorbei. Es geht nicht um sie und ihre Probleme. Es geht um die Sicht der Milchkuh.
Bei dem vom VGT unterstützten Screening des Films im Stadtkino Wien am 16. Februar 2022, die sehr gut besucht war, gab es nach der Vorführung eine Podiumsdiskussion, die von der freien Journalistin Katharina Brunner moderiert wurde. Alle Beteiligten zeigten sich vom Gesehenen betroffen und erschüttert. Georg Prinz vom VGT, selbst Sohn eines Milchbauern, betonte, dass die Haltung der Kühe in Österreich nicht besser ist, als was im Film zu sehen war. Hannes Royer, von der vom Landwirtschaftsministerium und der Tierindustrie finanzierten Organisation Land schafft Leben, führt selbst einen Milchbetrieb. Er meinte, dass er schon als Kind jedes Mal einen ganzen Tag geweint habe, wenn eine Kuh getötet worden ist. Die Konsument:innen müssten bereit sein, für eine bessere Haltung mehr zu bezahlen, dann könnte das Tierleid verringert werden. Felix Hnat, Obmann der Veganen Gesellschaft Österreich, wies darauf hin, dass die Konsument:innen bereits beim Entscheiden sind und in immer größerer Zahl zur veganen Alternative greifen. Der Anteil veganer Produkte in den Supermarktregalen wächst im zweistelligen Prozentbereich. Auch Astrid Aschenbrenner, Influencerin und Kabarettistin, die vierte am Podium, lebt vegan, zunächst aus gesundheitlichen Gründen, aber mittlerweile auch aus Mitleid mit den Tieren, wie sie betonte. Dennoch solle man leben und leben lassen und auch tolerieren, wenn andere Menschen zu Tierprodukten greifen. Die Frage blieb offen, ob man durch eine solche Toleranz von Tierleid nicht wiederum die Sicht der betroffenen Tiere ausblendet, die dieses Leid ertragen müssen.