Des Menschen Freud, des Herings Leid - vgt

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Des Menschen Freud, des Herings Leid

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (01.03.2022)

Wien, 01.03.2022

Heringsschmaus: Die Lieblingsspeise aller Faschingsnarren- und närrinnen und welche Tierqual dahinter steckt

Es gibt ihn klassisch oder in unterschiedlichen Variationen. Den Heringsschmaus. Es kann aber auch Heringssalat, Sahne-Heringshappen, Bismarckhering, Gabelroller oder Teufelsroller sein, um nur einige der Heringsspeisen, die jetzt am Ende der Faschingszeit gerne gegessen werden, zu erwähnen. Die Regale in den Lebensmittelgeschäften sind voll damit. Auch die zahlreichen Angebote von unterschiedlichen Heringsspeisen in Gasthäusern und Restaurants fallen auf. Da und dort wird auch zum Katerfrühstück mit Heringsschmaus geladen.

Alte Tradition

Der Verzehr von Heringsspeisen am Ende der Faschingszeit ist eine schon Jahrhunderte währende Tradition. Vermutlich mit christlichen Wurzeln. Denn Tag eins nach dem Faschingsende ist der Aschermittwoch, in der christlichen Überlieferung Beginn der 40-tägigen Fastenzeit und gleichzeitiges Ende der maßlosen Völlerei von vor allem Alkohol und Fleisch. Fisch als ebenso traditionelles Fastenessen passt da gut. Außerdem war Hering in früheren Jahrhunderten auch für die große Masse der armen Bevölkerungsschichten verfügbar.

Silber des Meeres

Das, was da gewürfelt und mit Mayonnaise vermischt, als Filets oder gerollt, angeboten wird, war einmal ein lebender Fisch. Ein Hering. Im Durchschnitt etwa 15 cm lang und zirka 200g schwer, ein spindelförmiger, langgestreckter und silbrig glänzender Schwarmfisch, der vor Jahrzehnten noch im gesamten Nordatlantik lebte. Die Schwärme mit Millionen von Einzelfischen müssen beeindruckend gewesen sein. „Silber des Meeres“ wurden sie genannt.

Im Atlantik zuhause

Heringe leben in küstennahen Gewässern über den Nordatlantik verteilt, also beispielsweise rund um Island, rund um die Britischen Inseln, in der Nordsee, der Ostsee oder im Ärmelkanal. Tagsüber halten sie sich in bis zu 350 Meter tiefem Wasser auf, nachts kommen sie an die Oberfläche. Zwischen Laichplätzen, Nahrungsgründen und Überwinterungsgebieten finden ausgedehnte Wanderungen statt. Sie essen vorwiegend Zooplankton und sind selbst für zahlreiche Meerestiere wie Delfine, Wale, Thunfische, Robben, und Seevögel eine wichtige Nahrungsgrundlage. Seit Jahrhunderten auch für den Menschen. Bald vielleicht aber nicht mehr.

Heringsschwärme verschwinden

Denn die profitorientierte und nicht nachhaltig betriebene Heringsfischerei hat die Fischart in manchen Gegenden schon fast ausgerottet. Jahrzehntelang wurden Millionen von Tonnen Heringe aus dem Atlantik geholt. Bis die Fischschwärme verschwanden. Wie etwa in der westlichen Ostsee, wo im Frühling 2022 deutsche Heringsfischer nicht mehr mit Schleppnetzen fischen dürfen. Weil die Heringsbestände zu klein geworden sind. Der Mensch hat es tatsächlich geschafft, die weltweit vermutlich am häufigsten vorkommende Fischart so zu dezimieren, dass weniger Tiere geboren, als gefangen und getötet werden. Der Weg zur vollständigen Ausrottung ist geebnet.

Heringe werden brutal gequält

Bei der Fischerei fehlt es den Arbeitern und Arbeiterinnen auf den Fischerbooten meist auch an Mitgefühl, Moral, Achtsamkeit und Rücksichtnahme. So ist es nicht verwunderlich, dass der Umgang mit den Heringen beim Fang mit Schleppnetzen oder Stellnetzen und der anschließenden Verarbeitung auf den schwimmenden Schlachtfabriken - egal ob es sich um kleine Trawler oder riesige Fischerboote handelt – schlimmste Tierquälerei ist. Das verursachte Leiden der Millionen von Heringe ist unfassbar. Gesetze zum Schutz der Fische fehlen. Wären sie vorhanden, könnte ihre Einhaltung niemand kontrollieren. Schlimm aber wahr: So läuft moderne Meeresfischerei.

Heringe in Österreich

Österreich ist Binnenland und hat keine Fischereiflotte. Österreichische Boote fangen also keine Heringe. Aber Heringe werden importiert. Für die Nahrungsmittelindustrie. In den letzten fünf Jahren betrug die durchschnittliche Importmenge unterschiedlicher Fischarten nach Österreich zirka 70.000 Tonnen (statistik.at). Einige Tonnen davon in Form von Heringen, die neben Lachs, Thunfisch und Forelle zu den Lieblingsfischen in Österreich zählen. 7 bis 8 kg Fisch verzehren Herr und Frau Österreicher im Durchschnitt jedes Jahr, berechnet die Statistik. Das werden dann auch einige Heringe sein.

Erich Schacherl, Kampagnenmitarbeiter beim VGT: Spaß und Party am Ende der Faschingszeit gehören dazu und sollen sein. Allerdings nicht auf die Kosten anderer. In diesem Fall sind Heringe die Betroffenen. Millionen dieser Fische landen in den letzten Faschingstagen als Heringsschmaus oder Heringssalat in den Bäuchen der Österreicher und Österreicherinnen. Jeder einzelne dieser Fische hat ein furchtbares Martyrium hinter sich. Das wissen wenige Menschen. Das, was den Heringen beim Fang aus den Meeren und der anschließenden Verarbeitung auf den schwimmenden Schlachtfabriken angetan wird, ist schlimmste Tierquälerei. Wir vom VGT wollen darauf aufmerksam machen.

Verzicht und Alternativen

Der Verzicht auf den Heringsschmaus ist einfach. Und wichtig. Mag. Erich Schacherl: Wir wollen jeden Österreicher und jede Österreicherin darüber informieren, dass der Kauf von allen Arten von Heringsspeisen tierquälerische Fischereipraktiken unterstützt. Viele Menschen wissen das nicht. Und wir bitten auch darum, heuer auf den traditionellen Heringsschmaus zu verzichten. Der boomende Trend der veganen Ernährungsweise bringt erfreulicherweise mit, dass viele traditionelle Speisen mit tierischen Zutaten als vegane Alternative angeboten werden. So auch der Heringsschmaus. Erich Schacherl: Veganer Heringsschmaus ist echt zu empfehlen. Im Internet sind tolle Rezepte zu finden. Die schmecken nicht nur, sondern können auch mit gutem Gewissen genossen werden.

Rezept für veganen Heringsschmaus auf vegan.at

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