

Skandal-Kälbertransport von Estland nach Italien fordert vier Todesopfer
Tiertransporter mit 265 Kälbern wurde in der Steiermark auf der A2 aus dem Verkehr gezogen
Am Donnerstag, den 6. Februar wurde im Zuge einer Schwerverkehrskontrolle auf der A2 bei Ilz ein Kälbertransporter aus Litauen, beladen mit Kälbern aus Estland, kontrolliert (die Kronen Zeitung berichtete). Die Tierbabys sollten über knapp 2500 Kilometer durch insgesamt sieben Länder transportiert werden. Einige Kälber waren zum Fahrtantritt noch keine zwei Wochen alt und viel zu schwach, einen derart langen Transport zu überstehen. Die steirische Polizei hat zahlreiche Gesetzesverstöße zur Anzeige gebracht. Unter anderem waren die Tränken weder funktionsfähig noch für Kälber geeignet. Auch die vorgeschriebene einstündige Pause nach neun Stunden Transportzeit wurde nicht eingehalten. Das Transportunternehmen erhielt eine Strafe im fünfstelligen Bereich.
Der Sattelschlepper war mit insgesamt 265, teils unter zwei Wochen alten Kälbern beladen. Sie waren durstig, hungrig und geschwächt. Ein Kalb war bereits am LKW tot. Ein zweites wurde von der Amtstierärztin reanimiert, verstarb aber in der darauffolgenden Nacht. Die überlebenden Tiere wurden bei einem Stall im Bezirk Voitsberg abgeladen und versorgt. Nach 24 Stunden Ruhezeit durfte der Tiertransporter mit 261 Kälbern weiterfahren. Zwei Kälber waren transportunfähig und verblieben in der Steiermark. Leider starben auch sie einige Zeit später an den Folgen des Transportes. Trotz Bemühungen seitens des VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN, die Kälber an die international tätige deutsche Tierschutzorganisation Pro Animale für Tiere in Not e.V. zu vermitteln, gab es für die beiden Tierbabys kein Happyend. Sie verstarben vergangene Woche. Pro Animale hatte angeboten, dem/der estnischen Eigentümer:in der Tiere sowohl den Kaufpreis der beiden Kälber, als auch die Kosten für deren Unterbringung und Versorgung im Bezirk Voitsberg zu erstatten. Doch ihre Körper waren zu geschwächt vom strapaziösen Transport, den sie eng zusammengepfärcht und ohne Nahrungsaufnahme über viele Stunden ertragen mussten.
Nach der EU-Tiertransportverordnung dürfen Kälber ab 14 Tagen Lebensalter auf Langstrecken transportiert werden.1 Doch selbst diese viel zu lasche Regelung wurde von der Exportfirma missachtet. Das österreichische Recht ist diesbezüglich strenger und sieht aus Gründen der Tiergesundheit ein Mindestalter von drei Wochen vor.2 Leider ist die österreichische Regelung – auch wenn sie noch weit vom Idealzustand entfernt ist – nicht auf Transittransporte anwendbar. Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN fordert seit Jahren ein gänzliches Verbot von Transporten nicht entwöhnter Säugetiere.
VGT-Campaignerin Isabell Eckl: Dieser besonders tragische Fall eines illegalen Kälbertransportes verdeutlicht einmal mehr die Perversität der Milchindustrie, die Kälber als
Abfallprodukte
hervorbringt. Eine Industrie, die Tierbabys als Opfer fordert, sollte im Jahr 2025 keinen Platz mehr in unserer Gesellschaft haben. Es gibt zahlreiche pflanzliche Alternativen, für die keine Neugeborenen sterben müssen.
Der internationale Handel mit Kälbern ist vor allem auf die Milchindustrie zurückzuführen. Damit Kühe genug Milch geben, müssen sie jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen. Viele Milchbetriebe in ganz Europa verscherbeln ihre überschüssigen und für sie unwirtschaftlichen Kälber in ferne Länder, die sich auf die billige Mast von Milchkälbern spezialisiert haben. Auch aus Österreich werden wöchentlich unzählige Abfallkälber
exportiert.
Der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN hat in den letzten Jahren immer wieder Kälbertransporte von Österreich insbesondere nach Spanien und Italien aufgedeckt. Welch erbärmilche Zustände dort teilweise herrschen, und wie sehr die Jungtiere darunter leiden, verdeutlicht beispielsweise diese Aufdeckung aus dem Jahr 2023.
Quellen
- Kap VI lit 1.9. EU-TTVO
- § 20a Abs 1 TTG 2007