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CO2-Betäubung bei Hühnern

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (26.02.2023)

Wien, 26.02.2023

Viele der rund 100 Millionen Hühner, die jährlich in Österreich geschlachtet werden, durchlaufen eine Betäubung mit CO2-Gas. Wir klären über die Probleme auf!

Hühner und andere Vögel (wie z.B. Truthühner) müssen in der konventionellen Schlachtung vor dem Kehlschnitt so betäubt werden, dass sie bis zum Tod nicht mehr bei Bewusstsein sind. Üblich sind dabei drei Arten von Betäubungsmethoden: Elektrisch, mit Gas/Gasen und mechanisch. Aufgrund der enormen Zahl an getöteten Tieren, sind mechanische Methoden kommerziell kaum im Einsatz.

Probleme der Elektrobetäubung

Die kommerzielle Betäubung mit Strom erfolgt meist, indem die Tiere mit dem Kopf durch ein elektrisches Wasserbad fahren. Die Tiere werden dafür bei vollem Bewusstsein aufgehoben und mit den Beinen kopfüber aufgehängt. Ihre Füße werden dazu in metallene Haltevorrichtungen (engl. „shackles“) ins Schlachtband eingehakt.

Diese Prozedur kann zu großen Schmerzen, Stress und Verletzungen führen. Die Probleme des Handlings und Aufhängens, während die Tiere noch bei Bewusstsein sind, sollen in der Theorie durch Gasbetäubungen reduziert werden.

Ablauf der Gasbetäubung

In Kisten oder Containern mit mehreren Etagen werden die Hühner zum Schlachthof geliefert. Damit die Tiere ausschließlich die „kontrollierte Gasatmosphäre“ einatmen, müssen sie in eigene Anlagen gebracht werden. In manchen Betrieben werden die Tiere in den Transportbehältnissen betäubt und verlassen die Kisten/Container erst im bewusstlosen Zustand. In anderen Betrieben werden die Tiere aus den Behältnissen gekippt und fallen auf ein Förderband innerhalb der Gasanlage. Das Auskippen kann zusätzlichen Stress und ein Verletzungsrisiko für die Tiere bedeuten, insbesondere wenn die Tiere dicht übereinander fallen oder beim Kippen hängen bleiben.

Dem Kohlendioxid (CO2) ausgesetzt, verlieren die Tiere graduell das Bewusstsein. Anders als bei der Elektro- oder der mechanischen Betäubung sind die Tiere nicht sofort bewusstlos. Bei ausreichender Gaskonzentration und Dauer verlieren die Tiere die Hirnfunktion (reversibel oder irreversibel).

Ähnlich wie bei Säugetieren zeigen auch Vögel negative Reaktionen auf unnatürlich hohe CO2-Konzentrationen. Schon bei nur 11% Kohlendioxid in der Luft (normal sind 0,03%) reagierten Hühner und vermieden Orte mit 24% eindeutig, wie eine Studie zeigte.1

Nach der mehrminütigen Betäubung verlassen die Tiere die Betäubungsanlage und werden erst dann kopfüber aufgehängt und an der Kehle aufgeschnitten.

Probleme der CO2-Gasbetäubung

Wie bereits erwähnt, zeigen Vögel ähnlich negative Reaktionen auf hohe Kohlendioxidkonzentrationen wie Schweine oder andere Säugetiere. Die Gasbetäubung kann zu starkem Kopfschütteln, verstärktem Nach-Luft-Schnappen oder heftigem Flügelschlagen führen. Stress, Verletzungen durch panische Bewegungen (auch von Artgenoss:innen) und Schmerzen in den Atemwegen können vorkommen. Wie auch bei anderen Tieren ist es wahrscheinlich, dass die Tiere Erstickungswahrnehmungen haben. Diese Probleme sind besonders wahrscheinlich, wenn unbetäubte Tiere Konzentrationen von mehr als 40% CO2 ausgesetzt sind. Aber auch geringere Konzentrationen können zu starken Reaktionen führen, wie Aufnahmen zeigen.

Gesetzlich ist festgelegt, dass Tiere vor und während der Schlachtung (und Betäubung) keinen vermeidbaren Schmerzen und Leiden ausgesetzt sein dürfen. Die Gasbetäubung mit CO2 führt in vielen Fällen zu Leiden.

Alternativen zur Gasbetäubung mit Kohlendioxid

Studien2 zeigen, dass Hühner und andere Tiere deutlich weniger negative Reaktionen auf die Betäubung mit inerten Gasen wie Argon zeigen. Anders als bei einer Überkonzentration von CO2 im Körper, können diese Gase physiologisch nicht wahrgenommen werden und verursachen deshalb deutlich weniger Leid bis zum Bewusstseinsverlust. Das stellte die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit schon 2004 fest.3 Aus Tierschutzsicht ist der Einsatz dieser alternativen Gase eindeutig zu bevorzugen.

In den letzten Jahrzehnten wurden auch andere Betäubungsmethoden, etwa mit kontrolliertem Unterdruck oder fokussiertem Schall, erforscht. Hinsichtlich der Minderung von Tierleid während der Betäubung und Schlachtung, auch in kommerziellen Settings, bedarf es hierzu aber noch genauerer Diskussionen.

Neben dem Einsatz anderer Gase ist auch der betriebliche Ablauf ein relevanter Punkt für Verbesserungen. Methoden, bei denen die unbetäubten Tiere nicht manuell gehandelt oder aus den Transportbehältern gekippt werden müssen, sind nach derzeitigem Wissensstand zu bevorzugen, da sie Stress und Verletzungsrisiko verringern.


(1) Mohan Raj: "Recent developments in stunning and slaughter of poultry", in: World's Poultry Science Journal 62(03), Sept. 2006

(2) EFSA Panel on Animal Health and Welfare et al.: "Slaughter of animals: Poultry", in: EFSA Journal Vol 17, Issue 11, Nov. 2019

(3) European Food Safety Authority: "Opinion of the Scientific Panel on Animal Health and Welfare (AHAW) on a request from the Commission related to welfare aspects of the main systems of stunning and killing the main commercial species of animals", in: EFSA Journal Vol 2 Issue 7, Juli 2004

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