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Anbindehaltung von Rindern, Update 2023 – Teil 2

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (31.10.2023)

Wien, 31.10.2023

Rinder anbinden ist unnatürlich und tierquälerisch. Immer noch mehr als 550.000 Rinder werden in österreichischen Ställen angebunden gehalten. Sie alle leiden unter den Folgen dieser falschen, schlechten und tierquälerischen Haltungsmethode.

Im ersten Teil dieses Artikels wurde die wissenschaftliche Studie Die Ketten lösen – Eine umfassende Untersuchung der Anbindehaltung von Rindern vorgestellt. Darin wird wissenschaftlich bewiesen, dass Anbindehaltung von Rindern Tierquälerei ist.

In diesem zweiten Teil schauen wir uns an, wie es im Herbst 2023 mit der Anbindehaltung von Rindern in Österreich ausschaut.

Mehr als eine halbe Million Rinder leiden durch Anbindehaltung

Die aktuell gültigen Zahlen für Österreich stammen von der Agrarstrukturerhebung 2020 (ASE 2020) der Statistik Austria, die im Juli 2022 veröffentlicht wurde.1 Die ASE 2020 unterscheidet sogenannte Stallhaltungsverfahren bzw. Haltungsverfahren bei Rindern. Bei diesen Haltungsverfahren werden Anbindestall, Laufstall, Sonstige Haltungsverfahren und Freiland angeführt.

Dieser Statistik zufolge gab es im Jahr 2020 in ganz Österreich 566.875 Haltungsplätze für Anbindehaltung. Mehr als eine halbe Million Rinder mussten also im Jahr 2020 noch immer in Anbindehaltung leiden.

Nach Bundesländern und Menge geordnet ergibt das folgende Liste:

# Bundesland Rinder
1. Oberösterreich 119.601
2. Tirol 110.307
3. Steiermark 89.248
4. Niederösterreich 80.767
5. Salzburg 69.137
6. Kärnten 68.736
7. Vorarlberg 27.153
8. Burgenland 1.918
9. Wien 8

Tierquälerische Anbindehaltung ist immer noch weit verbreitet

Der Vergleich mit Plätzen für Rinder in Laufstallhaltung, sonstige Haltungen oder Freilandhaltung zeigt, dass bei etwas mehr als einem Viertel aller in Österreich vorhandenen Haltungsplätze Rinder nach wie vor angebunden werden.

Haltungsart Plätze
Anbindehaltung 566.875
Laufstallhaltung 1.458.273
sonstige Haltungen 182.034
Freilandhaltung 21.801

Prozentuell gesehen machten die Anbindeplätze österreichweit 25,4 % aus. 65,4 % der Plätze waren in Laufställen verfügbar, 9,1 % in sonstigen Haltungen. Nur 0,1 Prozent machten Freilandhaltungen aus.2

Alle Rinder außer Kälber werden angebunden

Der Begriff Rinder meint Kälber, Kalbinnen, Kühe (Milchkühe, Nutzkühe), Stiere und Ochsen.

Aus der ASE 2020 geht hervor, dass Milchkühe und sonstige Rinder (Nutzkühe, Kälber, Kalbinnen, Stiere und Ochsen) in Anbindehaltung gehalten werden.

Lediglich Kälber bis zum Alter von 6 Monaten dürfen laut 1. Tierhaltungsverordnung nicht in Anbindehaltung gehalten werden.

Dauernd angebunden – Tausende Rinder sind nach wie vor betroffen

Anbindehaltung wird unterschiedlich definiert. Es gibt die dauernde oder ganzjährige Anbindehaltung, bei der die Rinder 365 Tage des Jahres und das jedes Jahr, solange sie leben, durchgehend angebunden sind. Das ist die schlimmste Form der Anbindehaltung. Mehrere tausend Rinder müssen derzeit in Österreich noch ganzjährig angebunden leben. Das hat eine Umfrage des VGT im Frühling und Sommer 2022 an alle österreichischen Bezirkshauptmannschaften (als zuständige Behörde) ergeben. Wir haben darüber im September 2022 berichtet: Anbindehaltung neu – Erschreckende Dimension des Leidens bei Rindern.

Diese dauernde Anbindehaltung wird es ab 1. Jänner 2030 in Österreich nicht mehr geben, weil sie dann gesetzlich verboten ist. Ob dann in der Realität tatsächlich auch keine Rinder mehr dauernd angebunden werden, wird sich zeigen. Denn Verstöße gegen die gesetzlichen Bestimmungen bei der Haltung landwirtschaftlicher Nutztiere durch mangelhafte bzw. unzureichende behördliche Kontrollen in Nutztierbetrieben sind auch heutzutage nicht ungewöhnlich, wie zahlreiche Aufdeckungen des VGT immer wieder beweisen.

Außerdem: Bis 1. Jänner 2030 sind es immer noch 6 Jahre und zwei Monate. Eine lange Zeit des Leidens steht jenen Rindern also noch bevor, die in dauernder Anbindehaltung leben müssen.

Zeitweise angebunden – Hunderttausende Rinder sind betroffen

In den meisten der über 550.000 Anbindehaltungsplätze in österreichischen Rinderställen werden Rinder zeitweise in Anbindehaltung gehalten. Das bedeutet, dass die Rinder in den kälteren Monaten angebunden im Anbindestall leben. In den wärmeren Monaten gibt es für die Tiere Auslauf, Weidegang oder sie werden auf Almen gebracht.

Was zeitweise angebunden konkret bedeutet, wird im Bundestierschutzgesetz erklärt. Im § 16, Absatz 4 der Tierschutzgesetznovelle vom Juli 2022 heißt es: Rindern sind geeignete Bewegungsmöglichkeiten oder geeigneter Auslauf oder Weidegang an mindestens 90 Tagen im Jahr zu gewähren.

Das bedeutet, dass Rinder an 275 Tagen oder 9 Monaten angebunden werden dürfen. Oder anders gesagt: 275 Tage oder 9 Monate lang dürfen Rinder gequält werden.

Mit der Petition Schluss mit der Anbindehaltung von Rindern! fordert der VGT von der österreichischen Regierung ein gesetzliches Verbot jeder Form von Anbindehaltung von Rindern.

Im dritten Teil der Artikelserie Anbindehaltung von Rindern, Update 2023 informieren wir über die österreichischen Betriebe mit dauernder Anbindehaltung.

Quellen

  1. Agrarstrukturerhebung 2020 – Haltungsformen
  2. Statistik Austria: Agrarstrukturerhebung 2020 – Endgültige Ergebnisse, Seiten 61 und 62, Wien 2022

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