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Karfreitag – kein Fest für Fische

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (11.04.2022)

Wien, 11.04.2022

Am Karfreitag werden häufig Fische verspeist. Doch der Fischfang birgt einige erhebliche Probleme für Tier- und Umweltschutz.

Karfreitag ist ein wichtiger Tag im christlichen Jahreskalender. Hier wird traditionell auf Fleisch verzichtet, stattdessen werden Fische verspeist. Durch die großen Unterschiede in Textur und Geschmack wird Fisch oft als etwas gänzliches anderes als Fleisch betrachtet. Fakt ist aber, bei beiden handelt es sich um die Körper toter Tiere. Auch die Annahme, Fische würden keinen Schmerz empfinden, ist erwiesenermaßen falsch. Da sie unter Wasser leben, fehlen ihnen vielleicht die Anlagen, um vor Schmerzen zu schreien, tatsächlich wurde aber erst 2019 in einer neuen Studie aus England nachgewiesen, dass Fische sogar mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit das gleiche Schmerzempfinden haben wie Säugetiere, also auch wie wir Menschen.

Zahlen und Fakten

2020 wurden in Österreich ca. 65.142 Tonnen Fische konsumiert, das entspricht etwa 7 Kilogramm pro Kopf. Dabei stammen nur etwa 7 % der Fische (4.500 Tonnen) aus Österreich, 4.527 Tonnen davon kommen laut Statistik Austria aus einer Aquakultur (Statistik Austria). Unter einer Aquakultur versteht man eine künstlich angelegte Aufzucht oder Haltung von Wasserorganismen. In Österreich werden vor allem Karpfen und Forellen und zunehmend afrikanische Welse gezüchtet. In Österreich gibt es laut BMLRT rund 438 Teichanlagen mit einer Größe zwischen 500m² und 60 ha (BMLRT). Etwa 70.000 Tonnen Fische werden jährlich nach Österreich importiert (Statistik Austria). Die größten Fischfang-Nationen weltweit sind China, Indonesien, Peru und Indien. China führt außerdem die Liste des Fischfangs in Binnengewässern sowie die Liste der größten Aquakultur-Produzenten an (FAO).

Umweltverschmutzung

Zurückgelassene bzw. verlorengegangene Fischereinetze und andere Fangvorrichtungen der Fischerei-Industrie leisten einen massiven Beitrag zur Müllansammlung in den Ozeanen. Alleine in der riesigen Müllinsel im Nordpazifik summieren sich Netze, Leinen und andere Fischerei-Rückstände auf 46 % der Gesamtmenge. Rund 27 % allen Mülls an den europäischen Stränden stammt ebenso aus der Fischerei. Laut der EU-Kommission werden etwa 20 % aller Fischereiausrüstungen pro Jahr auf Hoher See verloren oder zurückgelassen. Besonders größere Meerestiere, wie Wale und Delfine, Meeresschildkröten, Haie und auch unzählige andere Fischarten können sich in den Netzen und Leinen verheddern und sterben langsame und qualvolle Tode (European Commission).

Überfischung

2017 galten bereits zwei Drittel aller Fischbestände als überfischt (Forbes). Bis 2048 könnten die Bestände völlig erschöpft sein (National Geographic). Dazu kommt, dass eine erhebliche Anzahl an Fischen und anderen Meerestieren als Beifang tot in den Meeren landet. Laut dem WWF gehen rund 40 % des weltweiten Fischfangs als sogenannter Beifang ungewollt ins Netz. Diese Tiere werden zum Teil tot oder sterbend einfach ins Meer zurückgeworfen. Demnach werden rund 300.000 Kleinwale und Delfine, 250.000 stark gefährdete Schildkröten, 300.000 Seevögel bzw. insgesamt 38 Millionen Tonnen an Meereslebewesen als Beifang unbeabsichtigt gefangen. (WWF)
Österreich ist als Binnenland fast vollständig auf Importe von Fischen angewiesen. Bereits am 26. Jänner fand 2022 der sogenannte Fish Dependence Day in Österreich statt – ab diesen Tag ist die Selbstversorgung durch Fische in Österreich erschöpft und es muss auf Importe zurückgegriffen werden.

Gütesiegel

Es existieren einige Gütesiegel, welche eine Orientierungshilfe beim Fischkauf bieten sollen. Leider ergab ein Gütesiegel-Check von Greenpeace im Jahr 2018, dass alle bekannten Siegel, wie jenes des Marine Stewardship Council (MSC), das nachhaltige Wildfischerei verspricht, Aquaculture Stewardship Council (ASC) und GLOBAL G.A.P. für Produkte aus Aquakultur sowie Friends of the Sea (FOTS) für Wildfischereien und Aquakulturen die Überfischung nicht stoppen können und bloßer Etikettenschwindel sind (Greenpeace). Wer Wert auf einen nachhaltigen Einkauf legt, sollte daher gänzlich auf Produkte aus Fischen verzichten.

Alternativen

Fische zu essen birgt also genauso große Probleme, wie der Konsum von Fleisch. Dabei gibt es heute schon zahlreiche Alternativen, mit denen sich der Geschmack von Fischen tierleidfrei hinreichend imitieren lässt. Handelsübliche Marken wie Veganz oder Vivera bieten fertige vegane Fisch-Schnitzel an, die man nur noch in der Pfanne fertig braten muss. Außerdem lässt sich ein fischiger Geschmack in vielen Gerichten durch die Zugabe von Algen erzielen. Omega-3-Fettsäuren, wegen denen Fische als besonders gesund gelten, lassen sich ebenfalls aus vielen pflanzlichen Produkten wie Algen, Leinöl, Hanföl oder Walnüssen gewinnen. Traditionelle Karfreitagsgerichte müssen auch nicht immer aus Fischen bestehen. Bei unseren deutschen Nachbarn in Westfalen etwa wird an Karfreitag Struwen gereicht, ein Gericht, das unserem heimischen Kaiserschmarrn sehr ähnlich ist. Auch Spinat mit Kartoffeln, eine Erdäpfelsuppe oder Germknödel sind in vielen Regionen Österreichs eine typische Karfreitagsspeise. So wird der Karfreitag kein Alptraum für Fische.

Quellen

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