Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.04.2020)
Fische
Fische sind Tiere, die im Wasser leben. Da sie nicht schreien können, wird oft angenommen, dass sie keine Schmerzen empfinden würden. Doch das ist wissenschaftlich widerlegt.
Tiere machen etwa 2 Gigatonnen der weltweiten Biomasse aus, davon machen Fische mit 0,7 Gigatonnen den größten Anteil aus. Zum Vergleich: Menschen nehmen gerade einmal 0,06 Gigatonnen der Biomasse ein (PNAS). Fische unterscheiden sich in ihrer Physiologie von Landlebewesen und werden daher auch oft ganz anders wahrgenommen. Besonders beim Essen werden Fisch und Fleisch unterschieden, vor allem aufgrund der Unterschiede in Textur und Geschmack. Fakt ist aber, bei beiden handelt es sich um die Körper toter Tiere. Auch die Annahme, Fische würden keinen Schmerz empfinden, ist nachgewiesenermaßen falsch. Da sie unter Wasser leben, fehlen ihnen vielleicht die Anlagen, um vor Schmerzen zu schreien, tatsächlich wurde aber erst 2019 in einer neuen Studie aus England nachgewiesen, dass Fische sogar mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit das gleiche Schmerzempfinden haben wie Säugetiere, also auch wie wir Menschen.
Verhalten
Fische sind intelligente Tiere. Viele Arten haben spezielles Wissen, das sie auch an nachkommende Generationen weitergeben oder können sich Wege zu Laichplätzen über Jahre einprägen (Deutschlandfunk). Auch komplexes Sozialleben ist bei vielen Fischarten beobachtet worden. So leben zahlreiche Arten in Gruppen, was zum Beispiel bei der Futtersuche oder der Verteidigung vor Feinden vorteilhaft ist. Es gibt außerdem Fischarten, die in Familienverbänden zusammenleben und bei der Aufzucht und Verteidigung des Nachwuchs zusammenhelfen. Obwohl viele Fischarten keine Brutpflege betreiben, kommt dies doch bei mehr Arten als gedacht vor. Dies kann auf sehr vielfältige Arten passieren, wie etwa das Verteidigen, Pflegen, Säubern oder Herumtragen des Nachwuchses (Fischwissen). Fische können auch Freundschaften bilden. Eine Forschergruppe der australischen Macquarie Universität hat zum Beispiel beobachtet, dass Manta-Rochen sich immer wieder an bestimmten Futterplätzen und sogenannten Putzstationen treffen. Das tun sie offenbar nur deswegen, weil sie Freundschaften mit anderen Manta-Rochen schließen und sich dann bewusst mit diesen treffen (Springer Link).
Fischkonsum
2018 wurden in Österreich ca. 68.877 Tonnen Fische konsumiert, das entspricht etwa 8 Kilogramm pro Kopf. Dabei stammen nur etwa 6 % der Fische (4.200 Tonnen) aus Österreich, 4.084 Tonnen davon kommen laut Statistik Austria aus einer Aquakultur (Statistik Austria). Unter einer Aquakultur versteht man eine künstlich angelegte Aufzucht oder Haltung von Wasserorganismen (BMLRT). In Österreich werden vor allem Karpfen und Forellen und zunehmend afrikanische Welse gezüchtet (Statista). In Österreich gibt es laut BMLRT rund 422 Teichanlagen mit einer Größe zwischen 500m² und 60 ha (BMLRT). Etwa 70.000 Tonnen Fische werden jährlich nach Österreich importiert (Statista). Die größten Fischfang-Nationen weltweit sind China, Indonesien, USA, Russland und Peru. China führt außerdem die Liste des Fischfangs in Binnengewässern sowie die Liste der größten Aquakultur-Produzenten an (FAO). Aquakulturen sind Massentierhaltungen auf dem Land nicht unähnlich und bergen auch ähnliche Folgen, wie etwa Umweltverschmutzung und Tierleid. Um Krankheiten vorzubeugen werden häufig Antibiotika eingesetzt und in vielen Ländern wird als Futtermittel bedenkliches Fischmehl mit hohen Konzentrationen an Umweltgiften verwendet (BR).
Rechtliche Rahmenbedingungen
Die Haltung von Fischen in Aquakultur ist in Österreich in der 1. Tierhaltungsverordnung geregelt, die Fischerei ist in Österreich Ländersache, es gibt also neun zum Teil sehr unterschiedliche Gesetze und dazugehörige Durchführungsverordnungen. Die Tötung aller Fische, egal ob Aquakultur oder Fischerei, ist in der Tierschutz-Schlachtverordnung geregelt. Vor der Tötung eines Fisches muss dieser betäubt werden. Allerdings dürfen Plattfische durch einen schnellen Schnitt, der Kehle und Wirbelsäule durchtrennt bzw. Aale, durch einen die Wirbelsäule durchtrennenden Stich dicht hinter dem Kopf und sofortiges Herausnehmen der Eingeweide einschließlich des Herzens, also ohne einer voran gegangenen Betäubung, getötet werden. Bei der Art der Betäubung wird auf die Empfehlungen der World Organisation for animal health (OIE) verwiesen, welche verschiedene mechanische (z.B. Kopfschlag, Stich ins Gehirn) und elektrische Methoden vorschlägt. Handelt es sich bei den Fischen um Futtertiere, erlaubt die Tierschutz-Schlachtverordnung als zulässige Tötungsmethode das Abtrennen des Kopfes bei Tieren bis 250g, eine Betäubung durch Schlag auf den Kopf und unmittelbar darauf folgendenen Stich in den Nacken oder das Herz oder Genickbruch. Gerade beim Fischfang auf Hoher See werden die Tiere allerdings oft lebendig aufgeschnitten und ohne Betäubung ausgenommen oder nur auf Eis gelegt, wo sie qualvoll ersticken, wenn ihnen durch den Druckunterschied beim Einziehen des Netzes nicht bereits die Schwimmblasen geplatzt sind oder sie durch die große Masse an Fischen im Netz erdrückt wurden.
Umweltverschmutzung als Folge des Fischkonsums
Zurückgelassene bzw. verlorengegangene Fischereinetze und andere Fangvorrichtungen der Fischerei-Industrie leisten einen massiven Beitrag zur Müllansammlung in den Ozeanen. Alleine in der riesigen Müllinsel im Nordpazifik summieren sich Netze, Leinen und andere Fischerei-Rückstände auf 46 % der Gesamtmenge (European Commission). Rund 27 % allen Mülls an den europäischen Stränden stammt ebenso aus der Fischerei. Laut der EU-Kommission werden etwa 20 % aller Fischereiausrüstungen pro Jahr auf Hoher See verloren oder zurückgelassen. Besonders größere Meerestiere, wie Wale und Delfine, Meeresschildkröten, Haie und auch unzählige andere Fischarten können sich in den Netzen und Leinen verheddern und sterben langsame und qualvolle Tode.
Überfischung als Folge des Fischkonsums
2017 galten bereits zwei Drittel aller Fischbestände als überfischt (Forbes). Bis 2048 könnten die Bestände völlig erschöpft sein (National Geographic). Dazu kommt, dass eine erhebliche Anzahl an Fischen und anderen Meerestieren als Beifang tot in den Meeren landet. Laut dem WWF gehen rund 40 % des weltweiten Fischfangs als sogenannter Beifang ungewollt ins Netz. Diese Tiere werden zum Teil tot oder sterbend einfach ins Meer zurückgeworfen. Demnach werden rund 300.000 Kleinwale und Delfine, 250.000 stark gefährdete Schildkröten, 300.000 Seevögel bzw. insgesamt 38 Millionen Tonnen an Meereslebewesen als Beifang unbeabsichtigt gefangen (WWF). Österreich ist als Binnenland fast vollständig auf Importe von Fischen angewiesen. Bereits am 17. Jänner findet der sogenannte Fish Dependence Day in Österreich statt – ab diesen Tag ist die Selbstversorgung in Österreich erschöpft (EU-weit: 9. Juli). (FAO)
Gütesiegel beim Fischkonsum
Es existieren einige Gütesiegel, welche eine Orientierungshilfe beim Fischkauf bieten sollen. Leider ergab ein Gütesiegel-Check von Greenpeace im Jahr 2018, dass alle bekannten Siegel, wie jenes des Marine Stewardship Council (MSC), das nachhaltige Wildfischerei verspricht, Aquaculture Stewardship Council (ASC) und GLOBAL G.A.P. für Produkte aus Aquakultur sowie Friends of the Sea (FOTS) für Wildfischereien und Aquakulturen die Überfischung nicht stoppen können und laut Greenpeace bloßer Etikettenschwindel sind (Greenpeace). Wer Wert auf einen nachhaltigen Einkauf legt, sollte daher gänzlich auf Produkte aus Fischen verzichten.
Alternativen zum Fischkonsum
Fische zu essen birgt also genauso große Probleme, wie der Konsum von Fleisch. Dabei gibt es heute schon zahlreiche Alternativen, mit denen sich der Geschmack von Fischen tierleidfrei hinreichend imitieren lässt. Handelsübliche Marken wie Veganz oder Vivera bieten fertige vegane „Fisch“-Schnitzel an, die man nur noch in der Pfanne fertig braten muss. Außerdem lässt sich ein fischiger Geschmack in vielen Gerichten durch die Zugabe von Algen erzielen. Wegen der wichtigen Omega-3-Fettsäuren gelten Fische als besonders gesund. Allerdings wurden in verschiedenen Fischarten auch Biozide, Schwermetalle, wie etwa Quecksilber, und andere Schadstoffe und Industriegifte nachgewiesen (Gesundheitsberatung). Omega-3-Fettsäuren lassen sich genauso gut aus vielen pflanzlichen Produkten wie Algen, Leinöl, Hanföl oder Walnüssen gewinnen. Ein Esslöffel Leinöl, zwei Esslöffel Rapsöl oder 30 Gramm Walnüsse decken bereits den Tagesbedarf an Omega-3-Fettsäuren.
Quellen:
BMLRT: Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus: Die Aquakultur im Binnenland Österreich. Online unter: https://www.bmlrt.gv.at/land/produktion-maerkte/tierische-produktion/fischzucht-oe/aquakultur.html
BR: Fischzucht: Probleme durch Pestizide und Antibiotika
Deutschlandfunk: Verhaltensbiologie: Schlaue Fische
European Commission: Lost fishing gear – A trap for our Ocean. Online unter: https://ec.europa.eu/fisheries/sites/fisheries/files/lost-fishing-gear_en.pdf
FAO: The State of World Fisheries and Aquaculture 2018 – Meeting the sustainable development goals. Online unter: http://www.fao.org/3/i9540en/I9540EN.pdf
Forbes: Two-Thirds of the World‘s Seafood is over-fished – Here‘s how you can help. Online unter: https://www.forbes.com/sites/michaelpellmanrowland/2017/07/24/seafood-sustainability-facts/#5f39eb2a4bbf
Greenpeace: Zeichen-Tricks: Der Gütezeichen-Guide von Greenpeace in Österreich. Online unter: https://greenpeace.at/assets/uploads/publications/181030_gp_guetersiegel-guide_web.pdf?_ga=2.112418434.727759472.1586270352-369063813.1493362994
National Geographic: Seafood may be gone by 2048, study says. Online unter: https://www.nationalgeographic.com/animals/2006/11/seafood-biodiversity/
PNAS: Bar-On, Y. M.; Phililips, R.; Milo, R.: The biomass distribution on Earth. Proceedings of the National Acedemy of Sciences of the United States of America (PNAS) 2018 115 (25) 6506-6511. Online unter: https://www.pnas.org/content/115/25/6506
Sneddon, L. U. (2019): Evolution of nociception and pain: evidence from fish models. Phil. Trans. R. Soc. B 374: 20190290. Online unter: https://royalsocietypublishing.org/doi/full/10.1098/rstb.2019.0290
Springer Link: Perryman, R. J. Y. Et al (2019): Social preferences and network structure in a population of reef manta rays. Behavioral Ecology and Sociobiology 73:114. Online unter: https://link.springer.com/article/10.1007/s00265-019-2720-x
Statista: Pro-Kopf-Konsum von Fisch in Österreich in den Jahren 2007 bis 2018. Online unter: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/287402/umfrage/pro-kopf-konsum-von-fisch-in-oesterreich/
Statistik Austria: Aquakultur. Online unter: https://www.statistik.at/web_de/statistiken/wirtschaft/land_und_forstwirtschaft/viehbestand_tierische_erzeugung/aquakultur/index.html
WWF: Beifang – Ein trauriges Thema. Online unter: https://www.fishforward.eu/at/project/by-catch/#_ftn2