Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (09.07.2020)
Wachteln
Wachteln sind kleine Hühnervögel, die wegen ihrem Fleisch und ihren Eiern, aber auch als Ziervögel gehalten werden. Leider werden sie praktisch nicht von Gesetzen geschützt.
Wachteln sind die kleinsten Hühnervögel und in Europa, Asien und Afrika heimisch. Wachteleier und ihr Fleisch werden in den letzten Jahren immer beliebter. Da sie aufgrund ihrer Größe weniger Platz als Hühner benötigen, gibt es auch immer mehr Privatpersonen, die Wachteln halten. In Österreich ist die Haltung erst seit wenigen Jahren vom Gesetz erfasst, konkrete Haltungsvorschriften gibt es allerdings nicht. Anders als bei Hühnern gibt es hier kein Käfigverbot, die meisten der industriell genutzten Wachteln verbringen ihr ganzes Leben in engen Käfigen.
Allgemeines
Wachteln werden zwischen 15 und 20 Zentimetern groß und können bis zu sechs Jahre alt werden. Sie beginnen bereits im Alter von etwa sieben Wochen mit dem Eierlegen und können bis zu 200 Eier im Jahr hervorbringen. Wachteln werden als sogenannte Nutztiere sowohl für ihre Eier, als auch für ihr Fleisch gehalten, außerdem gibt es Arten, die als Ziervögel gelten und als Haustiere gehalten werden1. Bei beiden Varianten werden für gewöhnlich Haustierformen der Japanwachtel eingesetzt. Wachteleier wurden bereits im alten Ägypten verwendet. Sie sind etwa 5- bis 6-mal kleiner als Hühnereier und besitzen eine gesprenkelte Schale2. Auch das Fleisch der Wachtel wird schon seit Jahrtausenden verwendet, es kann unter manchen Umständen giftig sein, wenn das Tier bestimmte Pflanzen gegessen hat. Eine Vergiftung durch Wachtelfleisch wird bereits in der Bibel im Alten Testament, also etwa 180 n. Chr., beschrieben3.
Verhalten
Wachteln sind flugfähig, verbringen allerdings die meiste Zeit auf dem Boden. Bei Gefahr fliegen bzw. flattern sie auf. Bei Käfighaltung kann dies zu Verletzungen führen. Im Frühling und im Herbst kommen sie in die Mauser, in dieser Zeit legen sie höchstens vereinzelt Eier. Wachteln verbringen wie Hühner viel Zeit mit Scharren und Picken, da dies ihr natürliches Verhalten zur Futtersuche darstellt. Außerdem mögen auch Wachteln ein Sandbad, mit dem sie ihr Gefieder säubern7.
Haltung in Österreich
In Österreich werden Wachteln als sogenannte Nutztiere nicht gesondert von der Statistik erfasst, sie fallen gemeinsam mit Perlhühnern und anderen unter den Begriff „sonstiges Geflügel“, da ihr Marktanteil zu gering ist. Laut Agrarstrukturerhebung 2016 gab es in diesem Jahr etwa 1.500 Betriebe, die insgesamt ca. 35.000 Tiere der Kategorie „sonstiges Geflügel“ in Österreich hielten4. In der ganzen EU gibt es ca. 143 Millionen Wachteln5. Die meisten als sogenannte Nutztiere gehaltenen Wachteln werden in Käfigen untergebracht. In privaten Haltungen werden oft Gehege oder Volieren eingesetzt6.
Als sogenanntes Nutztier zur Gewinnung von Eiern oder Fleisch gibt es eigentlich nur eine Wachtelart, die auch Legewachtel genannt wird. Dabei handelt es sich um die Japanwachtel bzw. japanische Legewachtel, die bereits vor hunderten Jahren als Ziervogel gehalten wurde. Die Zuchtlinie (leicht, mittel oder schwer) entscheidet darüber, wie viele Eier die Tiere legen und wie viel Fleisch sie ansetzen8.
Rechtliche Rahmenbedingungen
Weder in der EU noch in Österreich gibt es ein Käfigverbot für die Haltung von Wachteln. Es ist also erlaubt, die Tiere in enge Käfige zu sperren, wo sie ihren natürlichen Verhaltensweisen nicht nachkommen können. Wachteln waren mitunter Gegenstand der Europäischen Bürgerinitiative End The Cage Age, die sich für ein Ende der Käfighaltung von sogenannten Nutztieren in der EU einsetzt.
In Österreich war die Haltung von Wachteln lange Zeit größtenteils ungeregelt. Bereits im Jahr 2006 hat sich der Tierschutzrat für eine genaue Regelung der Haltungsbedingungen von Wachteln ausgesprochen, eine Umsetzung dieser Forderung lies allerdings noch viele Jahre auf sich warten. Nach einem einstimmig angenommenen Entschließungsantrag, eingebracht von Ulrike Weigersdorfer vom Team Stronach, wurden im Jahr 2017 Wachteln als Hühnervögel in die 1. Tierhaltungsverordnung aufgenommen, weil sich der Konsum von Fleisch und Eiern wachsender Beliebtheit erfreute12. Seither sind Japanische Wachteln in der 1. Tierhaltungsverordnung als sogenannte Nutztiere geregelt und unterliegen damit den gleichen Anforderungen wie andere Hausgeflügel. Das Käfigverbot gilt allerdings nur für Legehennen, also Tiere der Gattung Gallus gallus, die Käfighaltung von Wachteln ist also nicht verboten. Zahnwachteln und Zwergwachteln gelten als Ziervögel und sind in der 2. Tierhaltungsverordnung als Haustiere gelistet. Im Jahr 2018 wurde in der ständigen Arbeitsgruppe „Schutz von Nutztieren“ des Tierschutzrates eine Sitzung mit dem Auftrag abgehalten, hinsichtlich der Haltung von Wachteln konkrete praxistaugliche Haltungsbedingungen zu erarbeiten. Im April 2018 fand deswegen auch ein Besuch eines Wachteln haltenden Betriebes in Oberösterreich statt9. Laut Tierschutzbericht 2019 wurden in den vier Sitzungen des Berichtszeitraumes Anträge zur Mindestanforderung an die Haltung von Wachteln erarbeitet10. Laut einer Anfragebeantwortung durch Gesundheitsminister Rudolf Anschober wurden im Februar 2020 weitere Empfehlungen des Tierschutzrates zur Haltung von Wachteln geprüft, die nach Maßgabe bei künftigen Novellierungen berücksichtigt werden sollen11.
Das Leiden der Tiere
Für Wachteln gibt es kaum Haltungsvorschriften. Die 1. Tierhaltungsverordnung regelt zwar grundlegend, wie Hühnervögel in Österreich gehalten werden dürfen, es gibt aber zum Beispiel keinerlei Regelung zu Besatzdichten, oder wie viel Platz den Tieren zur Verfügung stehen muss. Außerdem gibt es keine Kennzeichnungspflicht nach Haltungsform bei den Eiern im Supermarkt, wie es etwa bei Hühnereiern der Fall ist. 2017 deckte die österreichische Tierschutzorganisation RespekTiere eine furchtbare Wachtelhaltung in Oberösterreich auf, in der die Tiere in engen Käfigen eingepfercht waren. Demnach waren dort jeweils einhundert Tiere in 1 x 1 Meter großen Käfigen eingesperrt, also hundert Tiere pro Quadratmeter13. Eine Anzeige blieb allerdings folgenlos, da die Gesetzeslage so dünn ist. Um die Haltung von Wachteln endlich ins österreichische Gesetz zu verankern, startete RespekTiere eine Petition, die im Juli 2020 an die Nationalratsabgeordnete und Tierschutzsprecherin der Grünen, Faika El-Nagashi, übergeben wurde14.
Käfighaltung: In der EU werden die meisten der ca. 143 Millionen Wachteln in unstrukturierten Käfigen auf mehreren Etagen gehalten. Dort sind sie zusammengepfercht auf engstem Raum und können sich kaum aufrichten. Oftmals sehen sie niemals das Tageslicht und haben blutige Verletzungen und kahle Stellen im Gefieder. Durch die Käfighaltung bekommen die Tiere Fuß- und Beinkrankheiten und sie können ihre natürlichen Verhaltensweisen nicht ausleben. In der Natur würden sie einen großen Teil des Tages mit Gehen, Laufen, Fliegen, Picken, Kratzen oder Sandbaden verbringen. Außerdem gehört es zum normalen Sozialverhalten der Wachteln, dass sich unterlegene Tiere vor dominanten zurückziehen. Nichts davon ist in einem Käfig möglich, was teils zu schweren Verletzungen führt15.
Bodenhaltung: Bei der Haltung von Wachteln für Fleisch kommt meist eine Bodenhaltung zum Einsatz, teilweise in Hallen mit tausenden Tieren16. Hier haben die Tiere oft Futter- oder Kotbällchen an den Füßen kleben, was zu Bepicken, Verletzungen und sogar Kannibalismus führen kann. Im Vergleich zur Käfighaltung bedeutet eine Bodenhaltung einen erhöhten Aufwand für die Reinigung, zusätzliche Kosten für Personal und Einstreu sowie ein erhöhter Aufwand beim Einsammeln der Eier, weil diese in Bodenhaltungen oft nicht an die vorgesehene Stelle gelegt werden15.
Verhalten: In der Natur würden die Tiere viel Zeit mit der Nahrungssuche und -aufnahme verbringen. In Gefangenschaft besteht das Futter meist aus Pellets, was die Nahrungsaufnahme deutlich verkürzt. Dadurch entsteht bei den Tieren Langeweile, was unter anderem zu stereotypen Verhalten führt. Außerdem verstecken sich wildlebende Wachteln unter Gräsern und Sträuchern vor Fressfeinden und würden auch in Gefangenschaft geschützte Orte bevorzugen. Wenn sie diese nicht bekommen, führt dies zu Stress. Wachteln sind zudem flugfähig und zeigen bei Erschrecken typisches Fluchtverhalten, indem sie vertikal hochfliegen. In Käfigen können sie sich dabei schwer verletzen. Gruppenhaltung ist für Wachteln nicht artgemäß, in der Natur finden sich die Tiere nur für kurze Perioden, zum Beispiel während der Balzzeit, zusammen. Die Haltung von mehreren insbesondere männlichen Wachteln kann zu Aggressionen und Auseinandersetzungen führen15.
Alternativen
Wachteln oder ihre Eier zu essen, birgt also sehr große Tierschutzprobleme. Egal ob Wachtel oder Huhn, Eier lassen sich gerade beim Kochen und Backen durch zahlreiche Alternativen ersetzen. Auch der Geschmack von purem Ei kann zum Beispiel durch die Zugabe von Schwefelsalz zu Gerichten imitiert werden. Tierleidfreie, rein pflanzliche, Fleisch-Alternativen gibt es inzwischen in fast jedem Supermarkt zu kaufen. Gerade der Geschmack von Geflügelfleisch kommt dabei häufig schon sehr nahe an das Original heran. Dadurch werden tausende Wachteln vor einem grausamen Leben in schlimmen Haltungsbedingungen und vor der Schlachtung bewahrt.
Quellen
1 Wachtel Shop: Wachteln halten
2 Wikipedia: Wachteleier
3 Wikipedia: Wachtel (Art)
6 Mahdgut: Wie haltet man Wachteln artgerecht?
7 Wachtelhaltung: FAQ: Die häufigsten Fragen zu Legewachteln
8 Selbstversorger: Wachtelarten: Beliebte Zier- und Legewachteln von A-Z
11 Beantwortung der Anfrage Nr. 426/J der Abgeordneten Faika El-Nagashi, Freundinnen und Freunde
12 Aufnahme der Wachtelhaltung in die 1. Tierhaltungsverordnung
13 RespekTiere: Der Bericht – Es ist nicht zu fassen – der nächste Skandal in der bäuerlichen Tierhaltung, und was für einer!!!!
14 RespekTiere: Wachtelgesetz – Besuch bei einem ‚alternativen‘ Züchter!
15 Albert Schweitzer Stiftung: Wachteln
16 SOKO Tierschutz: Wachteln