Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (07.05.2021)
Wien, am 07.05.2021Stadt Wien beendet Trophäenjagd auf eigenem Grund im Stadtgebiet (ua Lainzer Tiergarten)
Erfolg der Gatterjagdkampagne: VGT begrüßt diese Entscheidung und eröffnet anlässlich des Falles Bär Arthur eine Petition gegen die Einfuhr von Jagdtrophäen nach Österreich
Die Trophäenjagd ist für normale Menschen nicht nachvollziehbar. Jäger:innen zahlen viel Geld, um möglichst große, männliche Tiere abzuknallen und sich ihre Schädeldecke dann als Trophäe an die Wand zu hängen oder das ganze Tier ausgestopft in den Keller zu stellen. In besonders verwerflicher Form kam die Trophäenjagd, die eigentlich in der Jägerschaft die Norm darstellt, ans Tageslicht, als sich jetzt ein sich „Prinz von und zu Liechtenstein“ nennender steirischer Burgbesitzer in Rumänien den EU-weit größten Bären für kolportierte 7000 Euro vor die Flinte treiben ließ. Illegal, wohlgemerkt, weil Bären in der EU großen Schutz genießen. Doch auch in Österreich gibt es die Trophäenjagd, da schießt man für das Geweih von Rothirsch oder Rehbock, oder auch für die Hauer vom Wildschweineber, zumeist im Jagdgatter. Auch im Lainzer Tiergarten war das über Jahrhunderte üblich. Doch diese Praxis wurde jetzt mit 1. Februar 2021 beendet. Seit diesem Zeitpunkt gibt es dort keine zahlenden Jagdgäste mehr. Aber nicht nur dort. Diese Regelung gilt jetzt auch für den gesamten Grundbesitz der Stadt Wien, der innerhalb des Stadtgebiets liegt, wie z.B. der Maurer Wald. Bisher konnte man bei der Stadt Wien den Abschuss kapitaler männlicher Tiere kaufen und die Trophäe mit nach Hause nehmen. Ab sofort wird ein ökologisch notwendiger Abschuss nur mehr von Berufsjäger:innen erledigt, die dafür keine Trophäen bekommen. Die anachronistische Trophäenjagd ist damit in Wien dem modernen Wildtiermanagement gewichen.
Jäger:innen haben laut Statistik in 10 Jahren 3.949 Jagdtrophäen aus dem Ausland nach Österreich importiert. Österreich ist damit das Land mit den weltweit fünftmeisten Trophäenimporten. Eine sehr traurige „Leistung“. Deshalb hat der VGT nun eine Petition ins Leben gerufen, die den Import sämtlicher Jagdtrophäen nach Österreich verbieten soll. Die Jagd muss sich an Tierschutz und Ökologie orientieren, nicht an der primitiven Lust, möglichst gefährliche und große männliche Tiere zu töten. Was vielleicht in der Steinzeit eine Heldentat zum Schutz der Gemeinschaft war, ist in Zeiten hochentwickelter Schusswaffen, die selbst die größten Tiere auf weite Distanzen sofort töten, eine hirnlose Prahlerei. Jetzt soll der Trophäenjagd ein Riegel vorgeschoben werden. Ein Importverbot muss her. Das würde die Trophäenjagd im Ausland weitgehend verhindern.
VGT-Obmann Martin Balluch dazu: Die Jagd soll vorgeblich dazu dienen, die fehlenden großen Beutegreifer zu ersetzen. Warum knallt man dann genau diese Beutegreifer ab? Warum ist ein großer Bär in Rumänien ein legitimes Jagdziel? Nein, alle wissen, dass es bei der Jagd oft nicht um hehre Ziele geht. Wenn man sich selbstlos für den Schutz des Ökosystems einsetzt, dann zahlt man nicht tausende Euro, um ein Tier abknallen und dann ausstopfen lassen zu können. Da geht es um eine ganz primitive Lust, große männliche Tiere zu töten, und um pubertäre Prahlerei. Das gilt für den Abschuss großer Tiere in Afrika oder großer Bären in Rumänien genauso, wie für einen kapitalen Rothirsch oder einen kräftigen Wildschweineber im Lainzer Tiergarten. Ich bin sehr froh, dass die Stadt Wien nun diesen Schritt gesetzt hat, nachdem wir seit 2015 mit der Forstverwaltung von Wien in konstruktiven Gesprächen über eine neue Ausrichtung der Jagd diskutieren. Der Lainzer Tiergarten ist damit kein Jagdgatter mehr. Und demnächst wird es auch Grünbrücken über die Tiergartenmauer geben, sodass die Widltiere aus- und einwechseln können. Eine großartige Entwicklung!