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Ein Funke Utopie

Ein Text inspiriert vom Tag der Tierrechte

Traditionell ist der 10. Dezember der Welttag der Menschenrechte. Im Jahr 1998 wurde dieses Datum zusätzlich auch zum Internationalen Tag der Tierrechte bestimmt. Dass beide Gedenktage zeitgleich stattfinden, hat eine enorme symbolische Kraft: Diese Festlegung zeigt, dass Tierrechte eine logische Erweiterung und Ergänzung der Menschenrechte sind. Genauso, wie es ethisch nicht vertretbar ist, unseren Mitmenschen aufgrund von Merkmalen wie zum Beispiel Gender, Alter oder ethnischer Herkunft bestimmte Rechte vorzuenthalten, ist es ebenfalls nicht zu akzeptieren, dass grundlegende Rechte wie jenes auf Leben, Freiheit oder körperliche und geistige Unversehrtheit an der Artgrenze aufhören zu existieren. Dass Menschen unverletzliche Rechte innehaben sollen, während Angehörige anderer Spezies keinerlei Anspruch darauf besitzen, ist nach dem aktuellen Kenntnisstand der Wissenschaft nicht mehr haltbar.

Verschieden, aber gleichberechtigt

Uns Menschen verbindet mit anderen Tieren nämlich viel mehr, als manche von uns vielleicht denken. Natürlich sind nicht alle Eigenschaften und Bedürfnisse verschiedener gefühlsbegabter Lebewesen miteinander vergleichbar, doch in einigen entscheidenden Punkten ähneln wir uns sehr. Ganz gleich, ob Kalb, Kücken oder Menschenkind: Wir alle wollen am Leben bleiben und streben danach, Leid zu vermeiden. Wir alle sind in der Lage, Glück und Freude, aber auch Angst oder Schmerz zu empfinden. Und wir alle streben nach Freiheit und nach Erfüllung unserer individuellen Lebenspotenziale. Warum sollten wir also dem einen empfindungsfähigen Wesen bestimmte Rechte zugestehen und dem anderen nicht? Dies käme einer Willkür gleich, die auch aus gesellschaftspolitischer Sicht nicht mehr zeitgemäß ist.

Institutionalisiertes Unrecht

Die Vorstellung von einem „Recht des Stärkeren“ zur Rechtfertigung der Ausbeutung von „Schwächeren“ gilt unter Menschen heutzutage als ethisch inakzeptabel. Praktiken wie Sklaverei, Folter, Todesstrafe, Diskriminierung und willkürliche Haft sind innerhalb der menschlichen Gesellschaft als Menschenrechtsverletzungen weithin geächtet – zu recht. Doch strukturell äußerst ähnliche Formen der Gewalt und Herabwürdigung sind nach wie vor trauriger Alltag für Milliarden Hühner, Schweine, Rinder, Fische und unzählige andere Lebewesen. Ein solcher Umgang mit fühlenden Wesen gilt leider immer noch als selbstverständlich oder gar als „normal“, „natürlich“ und „notwendig“. Diese durchgängige Schlechterbehandlung von Tieren kann als eine der letzten weitreichenden Diskriminierungsformen der Geschichte betrachtet werden, auf die zukünftige Generationen wohl mit Entsetzen zurückblicken werden.

Wobei auffällig ist, dass die schwerwiegende Misshandlung der so genannten „Nutztiere“ von den einschlägigen Industrien sehr sorgfältig hinter hohen Mauern und geschicktem Marketing versteckt wird. Vielleicht, weil heutzutage viele Menschen intuitiv wissen, dass es sich hierbei um legalisiertes, institutionell verfestigtes Unrecht handelt. Und weil immer klarer wird, dass die vermeintliche Gleichgültigkeit der Mehrheit angesichts dieses Unrechts nur das Ergebnis einer sozialen Konditionierung ist. Nicht zuletzt sind es oft die Schreckensbilder aus den Tierfabriken, die eine stetig wachsende Zahl von Menschen dazu bewegen, diese „Normalität“ radikal zu hinterfragen, ihre Lebensweise zu ändern und schließlich für die Tiere aktiv zu werden.

Tierrechte und Menschenrechte gehen Hand in Hand

Ergänzend sei noch erwähnt, dass Tierrechte und Menschenrechte in vielerlei Hinsicht miteinander verknüpft sind. Je mehr der Status Quo der Tier(aus)nutzung die Rechte unserer Mitlebewesen gewissen menschlich-egozentrischen Belangen wie etwa dem Profitstreben unterordnet, umso mehr schadet dies auch der Verwirklichung der Menschenrechte. Ganz besonders relevant sind in diesem Zusammenhang zum Beispiel folgende Rechte: das Recht auf Nahrung, das in den Ländern des globalen Südens durch die Flächenkonkurrenz im Futtermittelanbau massiv bedroht ist; das Recht auf Gesundheit, das durch die Pandemierisiken aus der Intensivtierhaltung permanent gefährdet ist; das Recht auf angemessene Arbeitsbedingungen, das für die Arbeiter:innen in der gigantischen Industrie der Mastfabriken und Schlachthäuser kaum gewährleistet werden kann; und last but not least, das kollektive Recht auf eine intakte Lebensumgebung, das durch die verheerenden Klimafolgen der landwirtschaftlichen Tiernutzung systematisch verletzt wird. Hunger, Pandemien, Klimakollaps: Solch eine dystopische Welt haben die nachfolgenden Generationen wahrlich nicht verdient.

Eine realistische Utopie

Wie könnte nun ein positiver Gegenentwurf für eine Gesellschaft aussehen, in der unsere Mitlebewesen grundlegende Rechte genießen? Einen Einblick finden wir in „Zoopolis“, einem Klassiker der Tierethik. Im Rahmen einer politischen Theorie der Tierrechte entwerfen die Autor:innen das Bild einer friedlichen, egalitären Multispezies-Gesellschaft. In dieser Form des Gemeinwesens haben die Menschen echte Verantwortung für die von ihnen domestizierten Tiere übernommen und deren grundlegende Rechte gesetzlich verankert. Die politische Entscheidungsfindung nimmt Rücksicht auf die Bedürfnisse und Interessen aller gefühlsbegabten Wesen. Ein gewaltfreies Ernährungssystem ist eine Selbstverständlichkeit. Auch die menschliche Inbesitznahme und Zerstörung natürlicher Ökosysteme hat ein Ende gefunden. Wildtiere und ihre Habitate sind streng geschützt. Kulturfolger innerhalb der menschlichen Siedlungen erhalten besonderen Schutzstatus. Von einer solchen Utopie sind wir zwar noch sehr weit entfernt und es gibt auch noch fachliche Diskussionen über die genaue Umsetzung dieser Vision, aber das Entscheidende ist: Zoopolis ist auch aus heutiger Sicht denkmöglich.

Auf dem Weg dorthin braucht es Organisationen wie den VGT, die ihre Stimme für die Tiere erheben, Gesetzesverbesserungen erwirken und einen Bewusstseinswandel fördern. Denn momentan gibt es keinerlei Möglichkeit für nichtmenschliche Lebewesen, ihre Rechte juristisch einzuklagen. Der Tag der Tierrechte erinnert also auch daran, wie wichtig die Arbeit von Tierschutzorganisationen ist.

Deine Stimme für die Tiere

Die gute Nachricht ist: Jede:r Einzelne kann etwas für die Tiere tun. Ein sehr wichtiger Schritt ist der Verzicht auf Tierprodukte. Wer sich für eine vegane Lebensweise entscheidet, unterstützt den Wandel in Richtung eines tierfreundlichen und nachhaltigen Ernährungssystems. Wer darüber hinaus noch einen Beitrag leisten möchte, kann die Informationen von Tierschutzorganisationen wie dem VGT über Social Media teilen und an interessierte Personen im eigenen Umfeld weiterleiten. Außerdem sind tierschutzbewegte Menschen herzlich dazu eingeladen, bei unseren Aktionen, Infoständen oder Demonstrationen mitzumachen. Um der Politik zu zeigen, dass die Bevölkerung nicht mit Tierleid einverstanden ist, gibt es zahlreiche Petitionen, die an unseren Infoständen oder einfach online unterzeichnet werden können. Alle, denen es möglich ist, können den VGT natürlich auch finanziell mit einer Spende oder Patenschaft unterstützen.

Unterwegs nach Zoopolis

So kommen wir der Vision einer tierfreundlichen Welt Tag für Tag einen Schritt näher. Das ist wünschenswert, denn letzten Endes sind wir Menschen und alle anderen Tiere eine Schicksalsgemeinschaft. Unser aller Überleben auf diesem Planeten hängt davon ab, ob wir es schaffen, friedliche Formen des Zusammenlebens zu verwirklichen. Sehr schön auf den Punkt gebracht finden wir diese Einsicht in der Präambel einer möglichen Erklärung der Tierrechte, verfasst von der NGO „Our Planet. Theirs too“: Wir alle sind Tiere. Wir alle sind lebende, atmende Wesen, die sich dieselbe Erde teilen. Wir alle fühlen Schmerz und Leid, wenn wir verletzt oder unseres Lebens, unserer Familien, unserer Freiheit beraubt werden. Wir alle haben das Recht, Güte, Mitgefühl und Würde zu erfahren. Wir glauben an die Verwandtschaft aller Lebewesen und an die Möglichkeit für uns, in Frieden und Harmonie auf dem Planeten Erde miteinander zu leben.


Quellen:

Tag der Tierrechte - Foto-Aktion

Our Planet. Theirs too: The Declaration of Animal Rights

Tierrechte (Stiftung für das Tier im Recht)

Sue Donaldson / Will Kymlicka (2012): Zoopolis. A Political Theory of Animal Rights. Oxford University Press.

Melanie Joy (2013): Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen. Compassion Media.

Bernd Ladwig (2020): Politische Philosophie der Tierrechte. Suhrkamp.

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