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Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (20.02.2024)

Wien, am 20.02.2024

Amphibien von A bis Z

Wissenswertes über die faszinierenden Lebewesen

A wie Amphibios

Amphibien leben sowohl an Land als auch am Wasser (amphibios bedeutet Leben in beidem). Sie brauchen das Land als Lebensraum und Wasser für ihre Fortpflanzung, weil dort der Laich abgelegt wird. Weil in den Gewässern die Nahrung rasch knapp werden würde, verlassen sie diese wieder, um in ihren Lebensraum auf dem Land zurückzukehren. Zu den Amphibien gehören:

  • Kröten
  • Frösche
  • Unken
  • Salamander
  • Molche

B wie Bsal

Batrachochytrium salamandrivorans (kurz Bsal), auch als Salamanderpest bekannt, ist eine schwere und tödliche Pilz-Erkrankung. Die Krankheit wurde vermutlich mit dem internationalen Amphibienhandel aus Asien eingeschleppt. Seit 2010 kommt es in Europa zu einem Massensterben von Feuersalamandern. Wanderer:innen sind angehalten, die Schuhe nach dem Betreten von Landstrichen, in denen die Salamanderpest wütet, z.B. mit 70%igem Alkohol zu desinfizieren.

C wie Chytridiomykose

Die 2. tödliche Krankheit, die, durch Klimawandel und Umweltgifte begünstigt, die Amphibienpopulationen rund um den Globus bedroht. In Mittel- und Südamerika sowie Australien hat die Epidemie bereits seit den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts zu einem Massensterben geführt. Nun gefährdet diese Pilzerkrankung auch die heimische Amphibienwelt. Ist der Pilz einmal in einem Ökosystem vorhanden, ist es unmöglich, ihn zu entfernen.

D wie Dunkelheit

Amphibien sind großteils nachtaktiv – einerseits, um sich vor Fressfeinden zu schützen, andererseits, um Wasserverluste über die Haut gering zu halten.

E wie Erdkröte (Bufo Bufo)

Erdkröten sind die Amphibien, die am weitesten wandern. Sie gehen bis zu 2-3 Kilometer weit. Nach dem Ablaichen verlassen sie das Gewässer sofort wieder. Die weibliche Erdkröte ist das größte in Österreich lebende Amphibium.

F wie Feuersalamander (Salamandra salamandra)

Der Feuersalamander hat eine Zeichnung, die so einzigartig ist, wie der Fingerabdruck eines Menschen. Sie kommt in der Natur immer nur 1x vor. Salamander paaren sich schon im Herbst. Deshalb wandern nur die weiblichen Tiere. Die Tiere kommen schon als Larven lebend auf die Welt. Salamander bevorzugen außerdem das Fließgewässer.

G wie Gefährdet

Ursachen der Gefährdung von Amphibien:

  • Trockenlegung von Gewässern
  • Verlust von Lebensräumen
  • Fragmentierung der Landschaft
  • Der Einsatz von Spritzmitteln in der Landwirtschaft, die Amphibien über die Haut aufnehmen
  • Klimakatastrophe
  • Hautpilz: Chytridiomykose
  • und vor allem: Straßenverkehr

Im Burgenland nimmt die Amphibienpopulation z.B. so stark ab, weil es einfach keine Laichgewässer mehr gibt und die, die es gibt, sind so stark verschmutzt, dass die sensiblen Amphibien dort keine Eier mehr legen können.

H wie Haut

Die Haut der Amphibien ist wasserdurchlässig. Feuchtigkeit nehmen sie über die Haut auf, sie trinken nicht wie wir Menschen. Aber auch Giftstoffe werden über die Haut aufgenommen. Deshalb ist es wichtig, im eigenen Garten keine giftigen Spritzmittel einzusetzen!

I wie International

Amphibien kommen weltweit vor, sogar in wärmeren Polarregionen. Die meisten Frösche gibt es in den Subtropen und Tropen.

J wie jetzt

Wollen wir die Amphibienpopulationen in Österreich vor dem sicheren Aussterben bewahren, müssen wir jetzt handeln. Es gibt unterschiedliche Methoden, um den Tieren zu helfen:

Methoden, um sie vor diesem Tod zu bewahren:

1.) einfach die Straße entlang gehen und einsammeln.

Eine leicht durchführbare aber nicht besonders effiziente Methode. Bitte immer vorsichtig sein und Warnweste nicht vergessen!!

2.) Zaun-Kübel-Methode

Das ist die Methode, die der VGT beim Amphibienschutzprojekt am Hanslteich anwendet. Neben der Fahrbahn werden Zäune aufgestellt und Kübel in die Erde eingegraben. Die Tiere gehen den Zaun entlang und fallen dann in den Kübel, von dem sie von allein nicht wieder hinaus können. Menschen gehen 2x pro Tag den Zaun entlang, nehmen die Tiere aus dem Kübel, dokumentieren wie viele, welche Art und welches Geschlecht, und tragen sie über die Straße. Das ist eine sehr gute Methode, um festzustellen, wie viele und welche Arten da wandern, und wo genau sie die Straße kreuzen – zur Datenerhebung. Die Probleme damit sind, dass auch andere Tiere in die Kübel fallen. Mindestens einmal täglich müssen die Kübel entleert werden, da die darin gefangenen Tiere sonst sterben. Ein Nachteil ist, dass nur den Tieren geholfen wird, die zum Laichgewässer und zurück gehen. Für die Herbstwanderung und die Wanderung der Jungtiere vom Gewässer weg in ihren Sommerlebensraum gibt es aktuell keine Hilfe.

3.) Tunnelmethode

Bauliche Maßnahme, die eine fixe Unterführung für alle Tiere darstellt. Das ist sehr teuer, aber sehr effektiv. Denn so können nicht nur die Tiere auf der Frühjahrswanderung geschützt werden. Auch die Jungtiere, die im Sommer die Gewässer verlassen, sowie jene, die im Herbst in die Winterquartiere aufbrechen, werden vorm Überfahrenwerden gerettet. Auch andere Tierarten wie Dachse, Füchse, Igel und Co können so sicher die Straße queren. Solche Anlagen müssen natürlich jährlich gewartet werden, was in Wien leider häufig verabsäumt wird. Allerdings ist es schwierig, bei schon bestehenden Straßen einen neuen Tunnel zu bekommen, weil baulich sehr viel beachtet werden muss und es dadurch sehr viel Geld kostet. Eine gesetzliche Verpflichtung hierfür besteht durch die RVS-Richtlinie.

4.) Straßensperre

Leider schwierig durchzusetzen gegenüber der mächtigen Autofahrer:innen-Lobby, aber in sehr seltenen Fällen wird das praktiziert.

K wie Keine Lobby

Amphibien haben keine Lobby. Sie haben nur uns Tierschützer:innen, die dafür sorgen müssen, dass Österreich und die einzelnen Bundesländer ihrer Verpflichtung nachkommen und Maßnahmen treffen, um Arten zu erhalten. Die FFH Richtlinie der EU verpflichtet die Mitgliedsstaaten, für die Erhaltung bzw. Erreichung eines "günstigen Erhaltungszustandes" für die genannten Arten zu sorgen.

L wie Laich

Der Laich von Fröschen und Kröten kann tausende Eier enthalten. Der Laich der Erdkröte ist in schwarzen Schnüren unter Wasser um Pflanzen gewickelt. Der Laich der Braunfroscharten ist in Ballen angeordnet. Während der Laichzeit im Frühjahr sollten Gewässer, die Laich enthalten, keinesfalls gestört werden.

M wie Molche

Molche haben eine Wassertracht. Damit tanzen sie im Wasser für die Frauen. Am Ende der Paarungszeit ändert sich ihr Aussehen wieder (z.B. ausgeprägte Färbung der Haut), der veränderte Schwanz wächst wieder ein und sie haben wieder ihre unscheinbare Landtracht.

N wie Nicht giftig!

Anders als oftmals behauptet, sind Amphibien nicht toxisch. Nach dem Kontakt mit Feuersalamandern sollten die Hände mit klarem Wasser abgespült werden. Manche Menschen reagieren mit Reizung, wenn das Hautsekret in Kontakt mit den Schleihäuten kommt. Auch Hunde und Katzen bitte von Amphibien fernhalten.

O wie Oesterreich

In Österreich haben wir 21 Amphibien-Arten. Davon sind ALLE auf der Roten Liste als gefährdet oder stark gefährdet eingestuft.

P wie Paarung

Amphibien erreichen die Geschlechtsreife in einem Alter von 2-3 Jahren. Sie laichen nicht jedes Jahr ab, sondern im Durchschnitt alle 2-3 Jahre. (Der Alpensalamander wartet z.B. ein schneereiches Jahr ab, weil er bei viel Schnee schlecht vorwärts kommen würde.)

Kröten- und Froschfrauen werden von den männlichen Tieren teilweise bereits am Weg zum Gewässer umklammert und lassen sich hintragen. Allerdings nicht aus Faulheit, sondern, um den Konkurrenten gegenüber einen Vorsprung zu haben.

Die weiblichen Tiere legen ihre Eier im Gewässer ab und die männlichen Artgenossen verteilen ihre Samen darauf. Der Laich wird dann in gallertartigen Hüllen ins Gewässer gelegt. Der Krötenlaich ist in Schnüren angeordnet. Der Froschlaich ist ballenförmig.

Alle heimischen Amphibien sind Einzelgänger:innen und betreiben keine Brutpflege. Sie legen ihre vielen Eier ab und verlassen diese sofort. Aus dem Laich schlüpfen nach 2-4 Wochen Kaulquappen, die zunächst über Außenkiemen atmen. Erst nach einiger Zeit der Metamorphose wird auf Lungenatmung umgestellt. Nach 2-4 Monaten verlassen die Tiere das Gewässer und gehen an Land.

Q wie Quaxi

Der ORF hat mit Quaxi dem Wetterfrosch dem Laubfrosch zu Bekanntheit verholfen. Durch die Haftscheiben an den Fingerspitzen ist Hyla arborea auch ein guter Kletterer. Dass Laubfrösche in Gefangenschaft das Wetter vorhersagen können, ist aber ein Mythos.

R wie RVS -Richtlinie

Amphibienschutz ist rechtsverbindlich (s. Verbindlichkeitserklärung). An Autobahnen und Schnellstraßen müssen Tunnel gebaut werden, wenn ein gewisse Anzahl an Arten und Individuen diese Straßen kreuzen. Das gibt die RVS Richtlinie 04.03.11 Amphibienschutz an Straßen vor. Die Richtlinie wurde vom Verkehrsministerium erarbeitet und besagt, dass an stark frequentierten Straßen bauliche Maßnahmen zu treffen sind.

S wie Straße

Der Wienerwald wäre eigentlich der perfekte Lebensraum. Wären da nicht überall Straßen. Leider verstehen die Amphibien auch nicht, wie gefährlich eine Straße ist. Durch die Wärme, die der Asphalt abstrahlt, sitzen v.a. die männlichen Erdkröten gerne sogar mitten auf der Straße und warten auf die weiblichen Erdkröten zur Paarung. Weil Erdkröten und Molche generell auch sehr langsam in der Fortbewegung sind, haben sie auf stark befahrenen Straßen kaum eine Überlebenschance.

T wie Temperatur

Amphibien sind wechselwarme Tiere. Das heißt, dass ihre Körpertemperatur (anders als bei z.B. Säugetieren) nicht konstant, sondern von der Außentemperatur abhängig ist. Bei Kälte und Frost bewegen sie sich nur sehr langsam oder erstarren. Wird es wärmer, bewegen sie sich wieder. Beim Molch ist es sehr gut zu sehen, wie er sich in der Hand plötzlich aufwärmt und sich wesentlich schneller bewegt. Daher: nicht erschrecken, wenn ihr bei Kälte ein Tier findet, das starr ist und sich kaum bewegt. Wahrscheinlich wird es bei Wärme wieder zu Leben erwachen. Im Winter fallen sie in Winterstarre.

Die Erdkröte gräbt sich über den Winter bis zu einem Meter tief ein. Alle anderen Arten verkriechen sich in Erdlöchern oder Baumwurzeln. Die warmen Winter machen den Tieren auch sehr zu schaffen. Dadurch, dass sie nicht in Winterstarre gehen, haben sie einen hohen Metabolismus, finden aber kaum Nahrung und erhöhte Stoffwechselrate bedeutet höheren Verbrauch an Fettreserven. Außerdem sterben die Parasiten nicht ab.

U wie Umwelt

Amphibien sind eine Schlüsselart", das heißt sie reagieren sehr schnell auf Umweltveränderungen. Die 360 Millionen Jahre alte Tierklasse wird als ein zuverlässiger Bioindikator für den Zustand der Ökosysteme der Erde angesehen. Der starke Rückgang der Amphibienpopulationen auch in Österreich ist ein alarmierendes Zeichen.

V wie Verkehr

Selbst wenn Menschen mit ihren Autos nur recht langsam über die Amphibien fahren, kollabieren ihre Lungen wegen des Sogs. Daher ist Schritttempo an Amphibienstrecken (grünes Krötenverkehrsschild!) angesagt.

W wie Wanderung

Für ihre Fortpflanzung wandern sie oft hunderte Meter, um in ihre Geburtsgewässer zu gelangen. Bei Erdkröten wurden sogar Wanderungen über mehrere Kilometer dokumentiert. Aber sie wandern nicht nur zum Ablaichen. Amphibien haben auch ein Sommergebiet und ein Wintergebiet. Leider müssen sie dafür in weiten Teilen Österreichs Straßen überqueren, die sehr häufig zum Tod führen.

X wie Triturus carnifex

Okay, mit dem X haben wir ein bisschen geschummelt. Aber der Alpenkammolch ist einfach zu wichtig, um ihn auszulassen! Der bei uns mittlerweile sehr seltene Schwanzlurch ist in Deutschland bereits ausgestorben. Weibliche Individuen und Jungtiere haben oft eine gelbe Rückenzeichnung in Linienform.

Y wie Yippie

Unsere Freude ist groß – denn auch heuer werden wir wieder hunderte Amphibien vor dem Überfahrenwerden retten! Wenn du auch mitmachen möchtest, melde dich bei uns!

Z wie Zahlen

Weltweit gibt es 6.347 Amphibienarten.1 Davon sind 30-50% vom Aussterben bedroht.2

Amphibien sind faszinierende Lebewesen – sie zu schützen und uns um den Arterhalt zu kümmern, ist unsere Pflicht!


Quellen

  1. IUCN, 2008
  2. Wissenschaft.de

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