

VGT-Recherche beweist: Problematisches Fischmehl und Fischöl für die Gmünder Lachsfabrik
Welche Nahrung sollen die Lachse in der geplanten Gmünder Fischfabrik erhalten? Der VGT hat recherchiert. Hier sind die Antworten.
Wichtige Fragen im Zusammenhang mit der geplanten Lachsfabrik in Gmünd betreffen die Nahrung, die die Zuchtlachse erhalten sollen. Die Herstellung von industriellem Fischfutter ist ja seit Jahren umstritten und aus mehreren Gründen problematisch. Deshalb hat der VGT seit Bekanntwerden der Pläne für die Lachsfabrik in Gmünd auf dieses Thema hingewiesen. Mag. Erich Schacherl, VGT Kampagnenmitarbeiter in einer Stellungnahme vom 21. März 2024: Diese marinen Anteile im Fischfutter sind ein Nebenprodukt der tierquälerischen und ausbeuterischen Meeresfischerei. Das bedeutet, die Gmünder Fischfabrik wird möglicherweise durch den Kauf und die Verwendung von Lachsfutter die tierquälerische und ausbeuterische Meeresfischerei unterstützen.
Eine Recherche zeigt nun, dass die Befürchtungen des VGT sehr wahrscheinlich wahr werden.
Die geschätzte Menge der täglich benötigten Nahrungsmenge für die Zuchtlachse wird im gewerbebehördlichen Bescheid GDW2-BA-235/003 der BH Gmünd vom 28. Juni 2024 1 folgendermaßen angegeben: Der Futtermittelbedarf der Anlage liegt bei ca. 10.200 Kilogramm pro Tag bzw. 1.893 Tonnen pro Jahr.
Das Futter für die Zuchtlachse in der Gmünder Lachsfabrik soll von dem dänischen Unternehmen BioMar angekauft werden.1 BioMar ist einer der weltweit größten Hersteller von Nahrung für Fischzucht. BioMar ist im Eigentum von Schouw & Co., einem dänischen Industriekonglomerat und Investmentkonzern.2
Unnatürliches Mastfutter für Zuchtlachse
Für Lachse in industrieller Intensivhaltung, wie sie in Gmünd geplant ist, gibt es spezielle Nahrung, die als Trockenpellets verabreicht wird. Zitat aus dem gewerbebehördlichen Bescheid GDW2-BA-235/003 vom 28. Juni 2024: Es handelt sich um speziell für Kreislaufanlagen entwickeltes Lachsfutter ... Futtermittel für die Aquakultur sind konzentrierte Nährstoff- und Energiepakete ...
Die Zuchtlachse erhalten also keine natürliche Nahrung, sondern künstlich hergestelltes Kraft- und Mastfutter. Ein großer Bestandteil des Fischfutters ist beispielsweise Soja. Die Lachse essen Soja. Artgerecht ist das nicht. Hat diese Nahrung möglicherweise negative Auswirkungen auf die Lachse?
30 Prozent tierische Anteile im Lachsfutter
Futterbestandteile des von BioMar hergestellten Fischfutters sind laut dem aktuellen BioMar Sustainability Report 3 50 % pflanzliche Trockenmasse, 16 % Fischmehl, 6 % Fischöl und 14 % Pflanzenöle. Dazu kommen noch 8 % LAPs und PAPs. Damit sind zu Tiermehl verarbeitete Schlachtabfälle von Nutztieren (z.B. Rinder, Schweine, Hühner, Puten, Ziegen, Gänse, Fische) und Körperteile wie Tierblut, Federn, Knochen, Klauen, etc. gemeint. Außerdem auch noch 6 % Mikrobestandteil, das sind Vitamine, Mineralien, Konservierungsstoffe, Farbstoffe, Aromen, Stabilisatoren und Texturierungsmittel.
Fischmehl und Fischöl von Fischen aus den Meeren
16 % Fischmehl und 6 % Fischöl im Lachsfutter. Woher kommen diese Bestandteile? Auch darüber informiert der BioMar Sustainability Report 2024. Es handelt sich um zu Mehl und/oder Öl verarbeitete Fische bzw. Fischteile aus der industriellen Meeresfischerei. Von folgenden Fischarten: Atlantischer Hering, Blauer Wittling, Thunfische (unterschiedliche Arten), Peruanische Sardelle, Europäische Sardine, Japanische Makrele, Makrele, Sardelle, Kabeljau, Lodde, Sprotte, Chilenischer Hering, Sardine, Sandaal, Pazifischer Pollack, Pazifische Sardine, Atlantische Menhade und Sardinelle. Dazu kommen Nebenprodukte der Aquakultur, das sind die Köpfe, Eingeweide, Haut und Gräten von Meeres- oder Zuchtfischen.
Insgesamt 223.341 Tonnen Fischmehl von den erwähnten Fischarten hat BioMar im Jahr 2024 hergestellt. Beim Fischöl sind es 87.574 Tonnen. Die Fanggebiete befinden sich in allen Meeren und Ozeanen der Welt: Atlantik, Pazifik, Arktisches Meer, Antarktisches Meer, Indischer Ozean, Mittelmeer und Schwarzes Meer.
Mehr als 400 Tonnen Fischmehl und Fischöl aus tierquälerischer Meeresfischerei
In Gmünd sollen jedes Jahr 1.893 Tonnen Lachsfutter verbraucht werden. Anhand der vorliegenden Informationen bedeutet das umgerechnet zirka 303 Tonnen Fischmehl und zirka 114 Tonnen Fischöl, die die Zuchtlachse benötigen. Mag. Erich Schacherl: Das ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Gmünder Lachsfabrik die tierquälerische und ausbeuterische industrielle Meeresfischerei durch den Ankauf von Lachsfutter unterstützen wird.
420 Zuchtlachse werden pro Stunde getötet
Im März 2024 hat der VGT anhand der damals vorliegenden Informationen errechnet, dass täglich ungefähr 1.820 Zuchtlachse in der Gmünder Fischfabrik getötet werden sollen. Nun zeigt sich, dass die aktuell vorliegenden Angaben die Berechnungen vom März 2024 erheblich übersteigen. Zitat aus dem gewerbebehördlichen Bescheid GDW2-BA-235/003 vom 28. Juni 2024: Pro Arbeitstag sollen am Standort pro Tag im Einschichtbetrieb bis zu 12 t Fisch verarbeitet werden können. Dies entspricht bei einem durchschnittlichen Gewicht von ca. 4,5 kg einer Gesamtanzahl von ca. 2.700 Lachsen. Bei einer täglichen Verarbeitungsdauer von ca. 6, 5 h .... entspricht dies wiederum ca. 420 Fisch pro Stunde bzw. ca. 7 Fisch pro Minute.
Quellen
- Gewerbebehördlicher Bescheid GDW2-BA-235/003 der BH Gmünd vom 28. Juni 2024
- Industriekonglomerat und Investmentkonzern Schouw & Co. (www.schouw.dk/en/about-us) [10.4.2025]
- BioMar Sustainability Report 2024 (www.biomar.com/our-promise/sustainability-report) [10.4.2025]