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Megaskandal um dioxinverseuchtes Schweinefleisch in Irland trifft Europa

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (10.12.2008)

Wien, 10.12.2008

Bedrohung für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie könnte "so groß, wenn nicht größer als beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und von BSE sein"

Bedrohung für Landwirtschaft und Lebensmittelindustrie könnte „so groß, wenn nicht größer als beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und von BSE sein"

Kaum schienen BSE-Krise und Geflügelgrippe halbwegs verdaut, taucht schon das nächste Schreckgespenst am Horizont der industriellen Landwirtschaft und Tiermast auf: Irisches Schweinefleisch muss wegen einer möglichen Verseuchung mit krebserregendem Dioxin komplett vom Markt genommen werden. Alle Produkte, die seit dem 1. September 2008 verkauft wurden, sollen nun im In- und Ausland vernichtet werden.

Im Schlachtfleisch einiger Farmen wurde eine Konzentration chemischer Substanzen gefunden, die 80 bis 200 Mal höher war als erlaubt, teilte die irische Lebensmittelschutzbehörde FSAI am Samstag mit. Die Gesundheitsgefahr sei dem Vernehmen nach noch überschaubar. Die EU-Kommission bestätigte eine Dioxin-Belastung in irischen Produkten. Ursache sei wie bereits bei BSE verseuchtes Tierfutter gewesen. Nach Angaben der irischen Behörden tauchte belastetes Fleisch definitiv bereits in den Niederlanden, Frankreich und Belgien auf. Für die industrielle Landwirtschaft in Irland ist das Verkaufsverbot ein schwerer Schlag.

Dioxinähnliches PCB äußerst schädlich
Hinweise auf das dioxinähnliche Substanzgemisch PCB (Polychlorierte Biphenyle) waren in Tierfutter entdeckt worden, das an 47 Bauernhöfe in Irland geliefert wurde. Auch mindestens neun Farmen in der britischen Region Nordirland wurden beliefert. Die Aufnahme von größeren Mengen PCB führt zu akuten Beschwerden der Haut, verursacht Leber-, Milz- und Nierenschäden und schwächt das Immunsystem. Die Substanz ist in mehreren Ländern, so auch in Irland, seit langem verboten.

Kontaminierte Fleischprodukte möglicherweise in ganze Welt exportiert
Die Bürger in Irland sollen nun vorsichtshalber alle heimischen Schweinefleischprodukte Produkte wie Würstchen, Speck oder rohes Fleisch vernichten. Selbst Pizzen mit Schinken als Belag müssen aus Supermärkten genommen werden und dürfen nicht in Restaurants serviert werden. Die Schweinewirtschaft ist einer der größten Sektoren der irischen Agrarwirtschaft, rund 7000 Menschen sind dort beschäftigt. Der Export wird auf 368 Millionen Euro beziffert, das Schweinfleisch geht zu 50 Prozent nach Großbritannien. Aber auch Russland, Japan, Deutschland sowie andere EU-Länder importierten irisches Schweinefleisch im größeren Umfang.
Zu letzteren gehören laut EU-Kommission auch die EU-Mitgliedsstaaten Belgien, Zypern, Dänemark, Estland, Frankreich, Italien, Polen, Portugal, Schweden und die Niederlande. Bei den neun nicht zur EU gehörenden Importeuren handle es sich neben den schon erwähnten um Kanada, Singapur, Südkorea, die Schweiz, China, Hongkong und die USA. Nach Österreich sei das potentiell giftige Schweinefleisch nach Angaben der EU-Administration – nach jetzigem Wissenstand – nicht exportiert worden.

Größte Krise seit BSE und Maul- und Klauenseuche
Der agrarpolitische Sprecher der oppositionellen irischen Labour-Partei, sagte, der Rückruf könne sich zu einer Bedrohung für die Lebensmittelindustrie entwickeln. Diese könne «so groß, wenn nicht größer als beim Ausbruch der Maul- und Klauenseuche und von BSE sein».

Auch Irlands Rinderhöfe betroffen
Wie sich mittlerweile herausgestellt hat wurde mit Dioxin verseuchtes Tierfutter in Irland nach Angaben der EU-Kommission außer an Schweinehalter auch an Rinderzüchter geliefert – zumindest 38 Rinderfarmen seien laut irischem Agrarministerium mit verseuchtem Futter beliefert worden. Es seien nach jetzigem Wissensstand aber noch keine Milchbauern betroffen, erklärte die Behörde gestern in Brüssel.
Es wird untersucht, ob das Rindfleisch „inakzeptable“ Dioxinwerte enthalte. Das sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, da für die Fütterung von Kühen weit weniger Mischfutter verwendet werde als bei Schweinen, hieß es.

Ursache: Toxisches Maschinenöl im Tierfutter!
Nach ersten Erkenntnissen der irischen Behörden löste Industrieöl im Tierfutter den jüngsten Skandal um dioxinbelastetes Schweinefleisch aus.
Das Öl stammte offenbar aus einer Maschine zur Herstellung von Brotkrumen, wie das im Südosten Irlands ansässige Unternehmen mitteilte. Aus dieser Fabrik wurde verseuchtes Futter unter anderem an zehn Schweinefarmen in der Republik Irland und neun weitere in der britischen Provinz Nordirland geliefert. Der Betrieb des hauptverursachenden Futterherstellers wurde mittlerweile geschlossen.

Frappierende Parallelen zur BSE-Krise
Allein in Irland sollen nun rund 100.000 Schweine getötet werden. Der gesamte Futtermittel-Dioxin-Skandal erinnert frappierend an die BSE Krise der 90er Jahre, welche zunächst vor allem von Großbritannien ausging und wo ebenfalls eine fehlgeleitete Futterwirtschaft die Schattenseiten und gefährlichen „Side Effects“ der industrialisierten Landwirtschaft offenbarte: erst durch das Verfüttern zu Tiermehl verarbeiteter Artgenoss_innen an Rinder und indem man diesen quasi eine teilweise kannibalische Lebensweise aufzwang entstand und. verbreitete sich der für Tier und Mensch so gefährliche BSE-Erreger – mit schwerwiegenden Folgen bis zum heutigen Tag …

Ermittlungen laufen
Ob das Öl versehentlich oder vorsätzlich ins Tierfutter gelangte, war vorerst unklar. Die Ermittlungen seien voll im Gange, teilte die irische Polizei mit.
Die Chefveterinär_innen aus den 27 EU-Ländern würden am Mittwoch über eine Rückrufaktion beraten, teilte die EU-Kommission weiter mit. Laut EU reichen die von Irland unternommenen Schritte derzeit allerdings aus – freilich nur eine oberflächliche Symptombekämpfung, die am dahinter liegenden System der industrialisierten Landwirtschaft nichts verändert und die schon heute die nächsten Krisen und Skandale der Zukunft vorprogrammiert.

 

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