Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (27.12.2018)
Österreich, am 27.12.2018CO2-Betäubung bei Schweinen: nach wie vor grausam
Bereits seit vielen Jahren ist wissenschaftlich erwiesen, dass die Betäubung mit CO2-Gas zu starkem Leid führt. Dennoch wird immer noch rund die Hälfte der mehr als 5 Millionen Schweine in Österreich auf diese Weise betäubt, bevor sie getötet werden
Mit Treibpaddeln und Elektroschockern werden die Schweine durch Metallgänge getrieben. Immer vorwärts sollen sie sich bewegen – in Richtung Betäubungsanlage. Einzeln oder in kleinen Gruppen werden sie in Gondeln gezwungen. Dann geht es nach unten in die Gasgrube. Die Schweine beginnen, nach Luft zu schnappen und zu schreien. Sie schlagen ihre Köpfe gegen die Gitterstäbe der Gondeln, bis sie nach etwa einer halben Minute reglos übereinander liegen. Diese Bilder kamen 2015 im Zuge des Schlachthofskandals (www.schlachthofskandal.at) erstmals im großen Rahmen in Österreich ans Tageslicht.
Verstecktes Leid
Anders als bei Elektrobetäubungen oder dem Einsatz von Bolzenschussgeräten sind die Tiere bei der Gasbetäubung vom Menschen entfernt. Tief in den Gasgruben, durch Metallwände und Türvorrichtungen von den nächsten Arbeiter_innen getrennt, fiel es offenbar lange Zeit leichter, das Leid der Tiere zu verdrängen. Vor allem die Öffentlichkeit bekam davon gar nichts mehr mit – wenn überhaupt, dann würde das Märchen von friedlich einschlafenden Schweinen verbreitet. Doch friedlich ist die CO2-Betäubung keinesfalls.
Mindestens 30 Sekunden Todesqual
Die Aufnahmen des Schlachthofskandals aus mehreren großen und kleinen österreichischen Schlachthöfen zeigen grausames Leiden. Mittlerweile ist es ein internationales Anliegen zahlreicher Tierschutzorganisationen, die CO2-Gasbetäubung zu beenden. „Erstickungsgefühle und Atemnot werden in der Regel nicht durch Sauerstoffmangel hervorgerufen, sondern durch zu hohe Konzentrationen von CO2, das ja auch in geringen Anteilen in der Atemluft vorkommt, ausgelöst. Deswegen erleiden die Schweine bei Gasgemischen ab ca. 20% CO2 Erstickungsgefühle und schnappen nach Luft“, erklärt VGT-Aktivistin Lena Remich. Untersuchungen decken die Beobachtungen der Tierschützer_innen: Zwischen 33 und 103 Sekunden vergehen, bis die Schweine das Bewusstsein verlieren.1 Wenn der Tötungsschnitt zur Entblutung ganz ohne Betäubung erfolgt, dann verlieren Schweine etwa nach 25 Sekunden das Bewusstsein.2 „In beiden Fällen müssen die Tiere zwischen einer halben und einer Minute massiv leiden und Qualen erleben. Das ist so oder so keinesfalls tierschutzkonform" bestätigt Remich.
CO2-Betäubung beenden
Bei der Gasbetäubung gibt es bereits einige andere Möglichkeiten, die Gasgemische mit Argon oder Helium oder gar den reinen Einsatz dieser Edelgase nutzen. Diese würden das Leid der Tiere reduzieren, sind jedoch teurer und erfordern teils Umbauten der Betäubungsanlagen. Andere Betäubungsmethoden, wie die Elektrobetäubung, wirken zwar potentiell schneller, doch sind sie häufig anfälliger für Fehlbetäubungen. „Die CO2-Betäubung kann sich nicht dadurch über das Verbot der Tierquälerei hinwegsetzen, dass Alternativen weniger wirtschaftlich sind. Tierleid darf nicht ständig dem Profit untergeordnet werden. Tierquälerische Methoden, egal wie weit sie verbreitet sind, müssen hinterfragt und gegebenenfalls verboten werden“, so Remich weiter. Ein großer österreichischer Schlachthof baute seit dem Öffentlichwerden der Aufnahmen auf den Gasgondeln um und verzichtet nun auf die Gasbetäubung.
Tiere schützen – pflanzlich essen
Wer Tieren jegliches Leid ersparen will, der sollte auf Tierprodukte wie Fleisch, Milch und Eier verzichten. Denn getötet wird immer ein Lebewesen, das nicht sterben wollte.
Bitte unterstützen Sie die Petition gegen die CO2-Betäubung: vgt.at/CO2
(1) Verhoeven, Merel et al: Time to Loss of Consciousness and Its Relation to Behavior in Slaughter Pigs during Stunning with 80 or 95% Carbon Dioxide
(2) The ESFA Journal (2004): Welfare aspects of the main systems ofstunning and killing the main commercial species of animals