Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (15.04.2020)
Leder
Hinter Leder steckt eine große und alte Industrie. Doch die Herstellung von Tierleder ist mit großem Tierleid verbunden.
Leder ist ein sehr ähnliches Produkt wie Pelz. Es wird aus der Haut toter Tiere hergestellt, die zuvor meist unter schrecklichen Bedingungen gehalten und getötet wurden. Die Herstellung von Leder ist außerdem ökologisch und menschenrechtlich bedenklich. Heute gibt es zahlreiche Alternativen, die einen Einsatz von Tierleder nicht länger rechtfertigen.
Allgemeines
Unter Leder versteht man eine durch Gerbung haltbar gemachte Tierhaut, die im Gegensatz zum Pelz keine Haare beinhaltet. Das meiste handelsübliche Leder wird aus der Haut von Rindern hergestellt, Leder kann aber auch aus Ziegen, Schafen, Gämsen, Schweinen, Pferden, Kängurus, Reptilien, Fischen, Straußen oder sogar Elefanten uvm. hergestellt werden. Es wird für vielfältige Zwecke verwendet, da es relativ wasserdicht und dennoch atmungsaktiv ist, von Kleidungsstücken und Accessoires bis hin zu Polstermöbeln, Autositzen und Sportgeräten. Der größte Anteil an Leder wird für die Produktion von Schuhen verwendet. (EC)
Zahlen und Fakten
Leder ist eine riesige Industrie. Der größte Teil des Leders stammt aus China und Indien, wo leider kaum Tierschutzgesetze existieren, die die Tiere schützen. 65 % allen Leders kommt von Rindern, 10 % von Schweinen, wobei China der größte Produzent von Schweinehäuten und -leder ist. Jährlich werden weltweit durch Lederwarenhandel rund 100 Milliarden US-Dollar eingenommen (UNIDO). Allein in der EU gibt es etwa 36.000 Firmen, die mit Leder oder verwandten Produkten arbeiten und dabei jährlich etwa 48 Milliarden Euro erwirtschaften. (EC)
Das Leiden der Tiere
Das meiste Leder stammt von Kühen und Kälbern. Dabei werden auch die Häute von Milchkühen verwendet. Bei der Haltung von Kühen, egal ob in der Milchindustrie oder der Mast, gibt es viele Kritikpunkte, wie etwa die Anbindehaltung, Vollspaltenböden, die Trennung von Mutter und Kalb, Tiertransporte und vieles mehr. Dabei gilt zu bedenken, dass die größten Lederproduzenten in Asien liegen. Dort gibt es keine mit unseren vergleichbaren Tierschutzgesetze und Aufdeckungen zeigten in der Vergangenheit immer wieder, dass die Tiere dort einen Alptraum durchleiden, bevor sie schlussendlich getötet werden. Bei Exoten ist es außerdem oft üblich, dass die Tiere lebendig gehäutet werden. Die Qualen, die diese Tiere erleiden müssen, sind wohl völlig unvorstellbar. Oft leben sie noch einige Stunden, bevor der Tod sie schließlich erlöst. PETA hat zum Beispiel im Jahr 2016 die grausamen Zustände in einer Krokodilleder-Farm in Vietnam aufgedeckt. Dort wurden die Tiere in kleinen kahlen Gehegen zusammengepfercht gehalten und teilweise bei Bewusstsein gehäutet. In den letzten Jahren ist auch der Absatz von Känguruleder gestiegen. Australien hat Kängurus zu einer Plage erklärt und die Jagd auf die Tiere eröffnet. Känguruleder kommt vor allem bei Sportschuhen zum Einsatz. Die Jagd auf das Nationaltier von Australien steht sehr in der Kritik, wie kürzlich der Film Kangaroo veranschaulichte.
Mythen
Über Leder existieren einige weitverbreitete Mythen, die oft aber nicht auf Fakten basieren. So glauben viele Menschen, Leder wäre ein Abfallprodukt der Fleischindustrie und deswegen nicht verwerflich. Außerdem hört man immer wieder das Argument, Leder wäre ein nachhaltiges Produkt.
→ Ist Leder ein Abfallprodukt?
Anders als oft propagiert, ist Leder kein Abfallprodukt der Fleischindustrie, genauso wenig wie Rindfleisch von Zweinutzungsrassen ein Abfallprodukt der Milchindustrie ist. Es handelt sich im Gegenteil um ein wichtiges und hoch nachgefragtes Nebenprodukt und macht laut PETA ZWEI bis zu 50 Prozent des Gesamtwerts der Rindernebenprodukte aus. Andere Tierarten wie Reptilien werden hauptsächlich für die Lederproduktion gezüchtet und getötet, da ihr Fleisch keinen so hohen Absatzwert hat.
→ Ist Leder nachhaltig?
Leder hat, als Nebenprodukt der Fleischindustrie, einen genauso schlechten ökologischen Fußabdruck. Die Haltung der Tiere, zumeist Rinder, ist mit hohem Flächenverbrauch und Ressourcenverschwendung sowie Treibhausgasemissionen sehr unökologisch. Außerdem braucht das Gerben allein etwa 500 Liter Wasser pro Quadratmeter Leder. Dabei kommen giftige Chemikalien zum Einsatz, die bei unsachgemäßer Handhabung auch in die Umwelt gelangen können. Außerdem ist bekannt, dass in den Gerbereien in Bangladesch oft Kinder arbeiten müssen und dabei den Chemikalien ungeschützt ausgesetzt sind. (GEO)
→ Ist Leder unbedenklich für die Gesundheit und die Umwelt?
Die Gerbung ist nicht unbedenklich. Während es zwar auch pflanzliche Verfahren gibt, ist die Chrom-Gerbung am weitesten verbreitet. Dafür werden hochgiftige Chemikalien wie Chrom(III) und Aluminiumsalze verwendet, die nicht nur sehr umweltschädlich sind, sondern über Rückstände auch bei Körperkontakt von Menschen aufgenommen werden können, wenn die Gerbung nicht sachgemäß durchgeführt wurde. (Wikipedia)
Alternativen
Es gibt viele Möglichkeiten, Leder zu ersetzen. Am bekanntesten ist das sogenannte Kunstleder, das dem Tierleder optisch sehr ähnlich sieht und meist aus einem Textilgewebe mit einer Kunststoffbeschichtung hergestellt wird. Immer größerer Beliebtheit erfreuen sich aber auch neuartige vegane Lederimitate aus Pflanzen, wie etwa Ananasleder, das aus den Fasern von Ananaspalmenblättern hergestellt wird, oder Apfelleder aus den Überresten der Apfelsaftindustrie. Auch Kork wird immer häufiger als Leder-Ersatz eingesetzt, weil es sehr strapazierfähig, wärmend, atmungsaktiv und spritzwasserdicht ist (PETA (2)). Bei all diesen Alternativen gibt es also keinen Grund, zu Tierleder zu greifen und damit diese tragische Industrie zu unterstützten.
Quellen
GEO: Was Sie wirklich über Leder wissen müssen
PETA: Die Wahrheit über Krokodilleder aus Vietnam
PETA (2): Veganes Leder: Das sind die 10 besten Lederimitate
PETA ZWEI: Was jeder über die Lederindustrie wissen sollte
Wikipedia: Leder