Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (21.12.2022)
Salzburg, am 21.12.2022Tierquälerei geht weiter: Fiakerpferde dursten und hungern bei winterlichen Temperaturen
VGT dokumentiert bisher unbekannte Missstände bei den Salzburger Fiakern
Es war eiskalt in der Salzburger Altstadt, Schnee und Eis lagen auf den Straßen. Während sich unzählige Menschen am Christkindlmarkt vergnügten und mit warmen Getränken und Speisen aufwärmten, standen am Montag ein paar Meter weiter die Fiakerpferde in der Kälte und mussten den ganzen Arbeitstag am Standplatz ohne Futter und Wasser auskommen.
Am 24. November 2022 stimmte der Bauausschuss des Salzburger Gemeinderats trotz etlicher Missstände und anhaltender Kritik für eine Verlängerung des im April 2023 auslaufenden Vertrages zwischen der Stadt Salzburg und den Fiakern um weitere 5 Jahre. Dabei wurden wichtige Punkte in den Vereinbarungen, die die Tiere schützen sollen, gestrichen. Auch der einstimmige Gemeinderatsbeschluss, wonach die Tiere ab 30 Grad Hitzefrei bekommen sollen, wird nicht im neuen Vertrag verankert.
Nun konnte am Montag beobachtet und gefilmt werden, dass den Pferden während ihres gesamten Aufenthalts am Alten Markt weder Futter noch Wasser angeboten wurde. Zwar standen in einer Ecke ein paar Kübel mit Wasser, doch diese wurden nicht zum Tränken der Pferde verwendet. Vielmehr wurde der Eindruck erweckt, die Eimer würden lediglich dazu dienen, die Tourist:innen und Bürger:innen im Sinne der Tierfürsorge zu beruhigen.
Wenn Fiaker-Pferde den ganzen Tag über weder Wasser noch Futter bekommen, ist das eindeutig tierschutzwidrig, da dies ihren speziesspezifischen, physiologischen Bedürfnissen widerspricht und sie darunter ungerechtfertigt leiden
, statiert der ehemalige Amtstierarzt Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer. In natürlicher Umgebung verbringen Pferde normalerweise bis zu 18 Stunden täglich mit Grasen.
Georg Prinz vom VGT stellt fest: Die Fiaker stilisieren sich immer als große Tierliebhaber:innen und dann müssen die Pferde in der eisigen Kälte den ganzen Tag Kutschen mit Tourist:innen durch die hektische und überfüllte Stadt ziehen – ohne am Standplatz einen einzigen Tropfen Wasser zu bekommen! Pferde brauchen natürlich nicht nur im Sommer Wasser, sondern auch im Winter. Wer Hunden oder Katzen den ganzen Tag nichts zu trinken anbietet, gilt – zurecht – als Tierquäler:in. Im November wurde von der Stadt Salzburg eine Verlängerung der Fiakerverträge beschlossen, ohne die Missstände zu beseitigen, die im Sommer aufgedeckt wurden. Nun gibt es neuerlich schwerwiegende Missstände. Wo ist der Amtstierarzt, der angeblich so gut kontrolliert? Wir fordern angesichts dieser Verstöße eine Neuevaluierung der Vertragsverlängerung. Diese beruhte auf der Annahme, dass es zu keinen Gesetzesverstößen durch die Fiaker kommt. Eine Annahme, die mit jedem weiteren Verstoß weniger haltbar wird.
Der VGT wird eine ausführliche Dokumentation an den Magistrat der Stadt Salzburg übergeben, aus der die fehlende Fütterung und Wasserversorgung hervorgeht. Laut 1. Tierhaltungsverordnung sind für Pferde drei Futterrationen täglich vorgeschrieben, also morgens, mittags, abends. Nach der Fütterung ist eine Ruhepause von einer Stunde einzuhalten. In freier Natur sind Pferde zwölf bis achtzehn Stunden mit der Futteraufnahme beschäftigt, die Fresspausen sind nie länger als drei bis vier Stunden. Eine ad libitum Versorgung mit Wasser sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Wird über einen so langen Zeitraum die Möglichkeit, zu Trinken, verwehrt, muss das als Verstoß gegen §13 Tierschutzgesetz gewertet werden.