Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (06.05.2009)
Wien, am 06.05.2009Robbenprodukte in Europa verboten!
Durchbruch für den Robbenschutz im EU-Parlament
Das Europaparlament stimmte heute mit 550 von 640 Stimmen für ein Handelsverbot für alle Robbenprodukte. Der Verordnungsentwurf verbietet den profitorientierten Verkauf von Robbenprodukten innerhalb der EU.
Mit dieser Abstimmung sagt Europa klar und deutlich: „Nein, Europa will nichts mit der Robbenjagd und ihren blutigen Produkten zu tun haben," kommentiert Dr. Ralf Sonntag, Deutschland-Direktor des Internationalen Tierschutz-Fonds IFAW.
EU-weite Regelung
„Endlich haben wir eine EU-weite Regelung, die über unsere Grenzen hinaus dem Tierschutz Vorschub leistet", freut sich Jörg Leichtfried, SPÖ-Europaabgeordneter und Mitglied in der „Animal Welfare Intergroup" des Europäischen Parlaments, über die Abstimmung im Plenum des EU- Parlaments heute Dienstag.
Die liberale Fraktion ALDE hat als Berichterstattung des Parlaments ursprünglich lediglich ein Kennzeichnungssystem für Seehundprodukte vorgeschlagen, das zeigen sollte, ob ein Produkt unter Wahrung bestimmter Auflagen und tierschutzethischer Minimalkriterien hergestellt wurde. „Das ging uns nicht weit genug und hätte nur die bereits bestehenden Handelsverbote vieler EU-Mitgliedsländer untergraben", so Leichtfried. Auf Druck von Abgeordneten verschiedener Fraktionen konnte man sich auf eine schärfere Regelung einigen, nämlich ein Handelsverbot.
Drei Ausnahmen
In den Verhandlungen mit dem Rat wurden schließlich drei Ausnahmeregelungen ausbedungen. Der Handel mit Robbenprodukten soll dann erlaubt sein,
- wenn sie aus der Jagd im Rahmen der Subsistenzwirtschaft der indigenen Bevölkerung in der Arktis stammen
- wenn sie „in Einzelfällen für persönlichen Gebrauch importiert“ werden
- wenn es sich um „Nebenprodukte streng regulierter Jagd nach Maßgabe der nachhaltigen Meeresressourcen“ handelt.
„Wir hätten die letzten beiden Punkte gerne gestrichen, leider war eine konservative Mehrheit für diese Ausnahmen. Trotzdem ist es insgesamt ein guter Kompromiss", erläutert SPÖ-Europaabgeordneter Wolfgang Bulfon, Mitglied des zuständigen Ausschusses für Binnenmarkt und Konsumentenschutz.
Auswirkungen im Vorfeld der EU-Entscheidung
Schon im Vorfeld der EU-Parlamentsentscheidung sind die Auswirkungen auf die kanadische Robbenjagd zu beobachten. So wurden dieses Jahr bis Ende April insgesamt 57.000 Robben getötet – ein deutlicher Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren. Im Jahr zuvor waren es noch etwa 200.000 getötete Tiere und 2006 sogar 330.000 Sattelrobben. Die Preise für Robbenfelle stürzten 2009 auf neun Euro pro Fell – etwa die Hälfte des Preises, der noch 2008 erzielt wurde.
Insgesamt haben nun 30 Nationen den Verkauf von Robbenprodukten verboten, davon sieben der zehn für Kanada wichtigsten Exportländer.
Russland erläßt Jagdverbot auf Baby-Robben
Erst vor wenigen Wochen hat Russland nach langjährigem Drängen des IFAW ein Jagdverbot für Robben im Weißen Meer, die jünger als ein Jahr sind, erlassen. Damit wurde die russische Robbenjagd faktisch beendet.
Die Arbeit des Verein Gegen Tierfabriken
„In viele Köpfe haben sie sich hineingebrannt, die Bilder von blutrot gefärbtem Packeis, die Szenen, in denen wehrlose Robben brutal erschlagen werden – fast immer noch als Babies und vor den Augen ihrer Mütter,“ kommentiert Monika Springer, Mitarbeiterin des VGT, „Wir haben uns an den internationalen Aktionstagen gegen die Robbenjagd jahrelang beteiligt, suchten mehrmals die kanadische Botschaft mit Petitionen auf, trafen auf eine Robbenjagd-Delegation und veranstalteten Demozüge, um auf das Problem aufmerksam zu machen,“ so die Pelz-Kampagnenleiterin weiter, „und es ist nicht nur erfreulich, sondern es ist für den VGT auch immer wieder motivierend, wenn ein weiterer wichtiger Schritt für den Schutz von Tieren gegangen und gesetzlich verankert wird, sich auch in Zukunft unermüdlich zu engagieren!“