Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (29.02.2024)
Graz, am 29.02.2024Grauenhafte Zustände auf Vollspaltenboden, aber für ÖVP-Schmiedtbauer „schmeckt‘s gleich“
VGT-Demo vor dem Landhaus in Graz: die ÖVP scheint stolz darauf zu sein, dass sie die Schweine leiden lässt
Ihr sei völlig egal, ob ein Schwein auf einem einstreulosen Vollspaltenboden gehalten werde oder auf Stroh oder im Freiland, ließ die steirische ÖVP-Landesrätin für Landwirtschaft, Simone Schmiedtbauer, die Öffentlichkeit wissen (vgl. Interview Kleine Zeitung). Das Schweinefleisch schmecke sowieso gleich. Mit diesem zynischen Statement hat die ÖVP-Funktionärin bewiesen, dass sie keinerlei Mitgefühl mit Tieren hat, zumindest wenn es um Tiere geht, die sie nutzen und essen will. Angesichts der katastrophalen Zustände in Schweinefabriken mit Vollspaltenboden ist ein derartiger Standpunkt kaum zu ertragen. Gestern hat der VGT eine weitere derartige Schweinefabrik in der Südsteiermark aufgedeckt. Die Bilder von dort lassen niemanden kalt – außer die ÖVP. Ein neues Video aus diesem Skandalbetrieb zeigt das schreckliche Leid jener Schweine, die in den engen Buchten ohne Stroheinstreu und ohne artgemäße Beschäftigung einander bei lebendigem Leib förmlich aufessen.
Deshalb protestierte der VGT heute vor dem Landhaus in Graz. Eine Tierschützerin mit Schmiedtbauer-Maske hielt eine Sprechblase: Vollspaltenboden ist mir egal! Hauptsache, es schmeckt.
Damit wird die totale Gefühlskälte der steirischen Landesrätin für Landwirtschaft offenbart. Mehr als 90 % der Bevölkerung wollen Stroh für Schweine. Es kann nicht sein, dass Menschen mit völlig verdrehtem Wertekompass, die sich weit außerhalb unserer Wertegemeinschaft befinden, diesem Mehrheitswunsch im Weg stehen können! Tierschutz ist Staatsziel in der Bundesverfassung. Der Vollspaltenboden ist verfassungswidrig.
VGT-Obmann DDr. Martin Balluch dazu: Immer mehr ÖVP-Funktionär:innen überbieten sich seit Neuestem förmlich mit der Behauptung, dass der Vollspaltenboden für Schweine kein Tierschutzproblem sei. Es wird jetzt grundsätzlich infrage gestellt, ob man ihn überhaupt abschaffen soll. Dazu eine persönliche Beobachtung. Im Juni 2022 musste ich mich 2 Tage in einem Schlachthof bei Linz aufhalten und die Tötung von Schweinen aus nächster Nähe verfolgen. Im Wartebereich befanden sich Tiere aus Freiland- und aus Vollspaltenhaltung. Der Unterschied ist auf den ersten Blick zu erkennen. Während sich Freilandschweine geschmeidig wie Hunde bewegen, humpeln Vollspaltenschweine mit steifen Gelenken dahin, als hätten sie Krücken. Ausnahmslos. Es ist offensichtlich, dass den Schweinen die Gelenke schmerzen. Objektiviert wird das durch zahlreiche Studien, die feststellen, dass über 90 % der Schweine aus Vollspaltenhaltung schmerzhaft entzündete Gelenke haben. Nein, liebe ÖVP, so nicht. Dass der Vollspaltenboden Tierquälerei ist, ist ein Konsens, der nicht mehr hinterfragt wird. Jetzt geht es nur darum, ab wann alle Schweine Österreichs verpflichtend einen weich eingestreuten Liegebereich erhalten.
Zwischen Einzelfall und „Normalität“
Von Seiten der Branche reagiert man indes unterschiedlich auf den neuesten Skandal. Zwischen einer bedingungslosen Verteidigung des Betriebs durch den zuständigen Betreuungstierarzt bis hin zu Erschütterung über die Aufdeckungsbilder ist alles dabei. Darin zeigt sich allerdings auch die Zerstreutheit und Uneinigkeit der Landwirtschaft mit den systematischen Problemen in der Schweinehaltung.
VGT-Campaigner David Richter klärt auf: Die Empörung der Bevölkerung über die Zustände in der Tierhaltung, die immer öfter aufgedeckt werden, muss ernstgenommen werden. In diesem riesigen Schweinebetrieb mit mehreren Tausend Tieren mag es zwar Krankenbuchten geben – doch selbst dort ist Vollspaltenboden verbaut! Die Aufnahmen zeigen z.B. ein schwer hinkendes Schwein mit Wunden an den Gelenken in einer Absonderungsbucht, auf hartem Beton-Vollspaltenboden! Das entspricht keinesfalls den Bedürfnissen der Tiere, insbesondere nicht kranker Tiere. Weiters haben alle Mastschweine im Betrieb kurz abgeschnittene Schwänze, obwohl das Schwanzkupieren schon seit langem nicht mehr routinemäßig durchgeführt werden darf. Auch das haben wir zur Anzeige gebracht. Ob die BH und die Branche dem nachgehen wird, liegt leider nicht in unserer Hand.
Der VGT wird am Montag, 4.3. um 10.30 Uhr vor der für diesen Skandalfall zuständigen BH in 8430 Leibnitz, Kada-Gasse 12, demonstrieren.
Bild- und Videomaterial (Copyright: VGT.at):
Video von der Aufdeckung: Neue Aufdeckung: Blutiges Tierleid im Stall von Styriabrid-Funktionär