VGT: Steiermark muss sich schämen - vgt

Teilen:

VGT: Steiermark muss sich schämen

Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (08.03.2023)

Graz, 08.03.2023

Nach der Aufdeckung massiver Missstände auf einem steirischen Hühnerschlachthof demonstriert der VEREIN GEGEN TIERFABRIKEN heute vor der Landesveterinärdirektion in Graz für eine Reform des Kontrollsystems

Rund 30 Tierschützer:innen versammelten sich heute vor der steirischen Landesveterinärdirektion in Graz, um gegen die Missstände bei der Schlachtung und die Defizite im Kontrollsystem einzutreten. Auslöser waren die Aufnahmen aus einem Hühnerschlachthof, wo Hühner brutal erschlagen wurden und massenhaft ohne Rücksicht auf das einzelne Tier in die problematische CO2-Anlage gekippt wurden.

Zu wenig Kontrollen

Obwohl alle Schlachthöfe während des Betriebs laufend von einem amtlichen Kontrollorgan überprüft werden müssen, kritisiert der VGT Lücken in den Kontrollen. Trotz der Größe des zuletzt aufgedeckten Betriebs wird laut eigenen Angaben (s. OTS) nur ein amtlicher Tierarzt bzw. eine amtliche Tierärztin eingesetzt. Diese Kontrollperson soll quasi gleichzeitig in allen Schlachthofbereichen, von der Anlieferung bis zur Kontrolle der toten Tiere, anwesend sein. Das ist natürlich unmöglich, erklärt VGT Vize-Obmann David Richter. In diesen großen Schlachtbetrieben sind selbst zwei Kontrollorgane gleichzeitig recht wenig, um alle relevanten Bereiche zu überwachen. Wenn aber gar nur einzelne Tierärzt:innen eingesetzt werden, dann ist das deutlich zu wenig! Wir stellen in Frage, ob das im Sinne des Gesetzes ist. Hier fordern wir eindeutig eine Aufstockung der Kontrollorgane! Insbesondere die tierschutzrelevanten und besonders heiklen Bereiche, wo mit lebenden Tieren umgegangen wird, sollen im Fokus der Kontrollen stehen.
 

Zur Petition


Technologie nutzen

Der VGT unterstützt die Forderung nach Videoüberwachung besonders gefährdeter Abschnitte des Schlachtprozesses, wie Anlieferung der Tiere, Handling von lebenden Tieren, sowie Betäubung und Tötung. Der Nutzen dieser Kameras steht und fällt jedoch damit, wer diese überwachen soll. David Richter dazu: Videoüberwachung ist nur dann sinnvoll, wenn diese von externen, amtlichen Kontrollorganen festgelegt und überwacht wird! Schlachthof-betriebsinterne Überwachung wird den Tieren vermutlich kaum helfen. Wenn diese Aufnahmen jedoch von den amtlichen Kontrollorganen genutzt werden können, dann sehen wir Potential für Verbesserungen!

Weiters sieht der VGT Nachholbedarf in der Vernetzung einzelner Behörden und anderer Stellen. So wurde bereits in der Vergangenheit bekannt, dass die Kontrollorgane nicht über den Ausgang ihrer Meldungen erfahren. Ebenso werden Daten von Tierkörperverwertungsstellen, die relevante Informationen an die Bezirksverwaltungsbehörden liefern können, oder anderer relevanten Stellen, vermutlich noch nicht ausreichend genutzt.

Tierschutz ernst nehmen!

Im Ö1 Mittagsjournal vom 28.2. behauptete der stellvertretende Landesveterinärdirektor Harald Fötschl sinngemäß, dass Anzeigen und Protokolle den Tieren nichts brächten, sondern Maßnahmen von Ort entscheidend seien. Dem hält der VGT entgegen: Schon seit Jahren sind systematisch vorkommende Probleme bei der Einhaltung des Tierschutzes in Schlachthöfen bekannt. Ein Jahr nach dem Schlachthofskandal 2015 sprach der damals zuständige Landesrat Christopher Drexler von Maßnahmen wie Schulungen der Kontrollorgane und der Anweisung der Landesveterinärdirektion an alle amtlichen Tierärzt:innen, Missstände zu melden (vgl. Landtagssitzung Protokoll). Doch nun sieht sich die Steiermark erneut mit einem Tierschutzskandal in einem Schlachthof konfrontiert.

David Richter dazu: Schon im Fall des sogenannten Gammelschlachthofs südlich von Graz kamen 2019 Kontrolldefizite und mangelnde Unterstützung der amtlichen Tierärzt:innen duch die Landesveterinärdirektion ans Licht. Nun leiden einige Jahre später erneut zigtausende Tiere und die Antwort der Veterinärdirektion ist, dass Meldungen nichts bringen? Nun, in diesem System bringen sie offenbar wirklich nichts - und dafür muss sich die Steiermark schämen!

Der VGT fordert eine umfassende Reform des Schlachthofsystems, inklusive Ausbau und Stärkung der amtlichen Kontrollorgane und eine massive Verschärfung der Konsequenzen bei Tierleid-Meldungen durch das amtliche Kontrollpersonal. In dieser neuen Petition werden dazu nun Stimmen gesammelt: schlachthaus.vgt.at

Delegierte des VGT wurden während der Demonstration zu einem kurzen Gespräch in die Landesveterinärdirektion eingeladen, ein weiteres Gespräch wurde für Ende März in Aussicht gestellt.

Pressefotos (Copyright: VGT.at)


Gammelschlachthof 2019

Gammelschlachthof 2019 (Prozess)

Kontrolldefizite auch in NÖ

02.09.2025, Graz

Argumentationstraining für Aktivist:innen

Workshop am Institut für Ethik und Gesellschaftslehre

02.09.2025, Wien

Einladung zur 29-Stunden-Aktion im Tiertransporter

Eine als Kuh verkleidete Tierschützerin wird insgesamt 29 Stunden ohne Essen und Trinken in einem Mini-Tiertransporter verbringen

02.09.2025, Wien

Nach 24 Stunden in Innsbruck auf Vollspalten-Version von 2038: um nichts besser als der bisherige

Tierschützerin hat 24 Stunden auf jenem Vollspaltenboden verbracht, den die Regierung und die Schweineindustrie als „Ende des Vollspaltenbodens“ ab 2034/2038 verkaufen will

01.09.2025, Innsbruck

Einladung: Tierschützerin wird in Innsbruck 24 Std auf Vollspaltenboden verbringen

Platzangebot und Bodenbeschaffenheit entsprechen dabei dem, was die Regierung unter dem euphemistischen Begriff „Gruppenhaltung Neu“ als Ende des Vollspaltenbodens verkaufen will.

01.09.2025, Innsbruck

Tierschützerin Nicole startet jetzt 24 Stunden auf Schweine-Vollspaltenboden in Innsbruck

Nachdem sie bereits 24 Stunden am klassischen Vollspaltenboden verbracht hat, probiert sie jetzt den von der Regierung „Gruppenhaltung Neu“ genannten Vollspaltenboden aus

30.08.2025, Graz

Es gibt kein Verbot des Vollspaltenbodens: Tierschützerin beendet 24 Stunden Selbstversuch

Die von der Regierung ab 2038 für alle Schweinebetriebe vorgesehene „Gruppenhaltung Neu“ ist ein Vollspaltenboden ohne erkennbaren Unterschied zum Bisherigen.

29.08.2025, Graz

Tierschützerin beginnt in Graz 24 Stunden auf „Vollspaltenboden Neu“ für Schweine

Ab 2038 soll dieser neue Boden den angeblich so großartigen Standard in Österreich für alle Schweinebetriebe vorgeben – wir dürfen auf den Erfahrungsbericht gespannt sein

29.08.2025, Gerersdorf

Sensordaten von Hubmanns „Schweine am Acker im Zelt“ zeigen: keine Bodenbelastung

Dänische Univ.-Prof.in für Tiervokalisation berichtet, dass Schweine auf Naturboden extrem viel mehr emotional positive Laute von sich geben, als Schweine auf Vollspaltenboden