Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (05.04.2022)
Wien, am 05.04.2022Einladung zum Vortrag: Die Jagd im Visier
Naturschutz oder sinnlose Tierquälerei? – Der VGT veranstaltet am 11. Mai in Wien und am 25. Mai in Graz Vortragsabende mit zwei sehr spannenden Persönlichkeiten.
Termine
- Wien
- (Einlass: 18:30 Uhr)
SkyDome – Schottenfeldgasse 29, 1070 Wien Bitte um Anmeldung unter: events (ät) vgt (punkt) at
Der Veranstaltungsort ist barrierefrei zugänglich und rollstuhlgerecht.
Eintritt frei! - Graz
- (Einlass: 18:30 Uhr)
Universität Graz, Universitätsplatz 6, HÖRSAAL 06.02
Bitte um Anmeldung unter: steiermark (ät) vgt (punkt) at
Eintritt frei!
Leopold Kanzler
Er hat ab 2020 viele Monate lang eine Fuchsfamilie fotografisch begleitet. Eines Tages war sie verschwunden. Erschossen, wie sich herausstellen sollte. Motiviert durch dieses persönliche Erlebnis hat er beinahe im Alleingang eine Petition zur Beendigung der Fuchsjagd in Wien initiiert. Einige seiner wunderbaren Schnappschüsse begleiten seinen Vortrag.
Leopold KANZLER war Nachrichtentechniker bei der Fernmeldebehörde in Wien. Seit seiner Pensionierung widmet er sich hauptsächlich seinem Hobby, der Tier- und Naturfotografie.
Mehr zur Person Leopold Kanzler
Leopold KANZLER hat seine berufliche Tätigkeit als Nachrichtentechniker bei der Fernmeldebehörde im November 2020 beendet. Im Jahr 2015 wurde ihm als besondere Auszeichnung für seine berufliche Tätigkeit, als Leiter der Funküberwachung Wien, der Berufstitel Regierungsrat
vom Herrn Bundespräsident verliehen. Seit seiner Pensionierung widmet er sich hauptsächlich seinem Hobby, der Tier- und Naturfotografie.
Als Sechsjähriger bekam er seinen ersten Fotoapparat. Eine alte, gebrauchte Baldak-Box, dazu einen Vergrößerungsapparat, eine Filmentwicklungsdose, Schalen, Fotopapier und die notwendigen Chemikalien zur Entwicklung von schwarz/weiß Bilder. Dieses Geschenk war der Grundstein für sein Hobby das ihm seither begleitet. Sein Interesse an der Schönheit der Natur brachte ihm letztendlich zur Tier- und Naturfotografie.
Ein respektvoller Umgang mit der Natur ist ihm ebenso ein wichtiges Anliegen wie auch ein aktiver Tierschutz. Dieser Grundeinstellung zur Folge versucht er auch anderen Menschen die Schönheit der Natur mit seinen Bildern vor Augen zu halten. Seine Bilder erscheinen in diversen Zeitschriften, Büchern und Kalendern. Er sieht es immer als eine große Herausforderung das Vertrauen eines Lebewesens zu gewinnen – nur so können anspruchsvolle und authentische Tierbilder entstehen!
Fotografische Schwerpunkte sind Biber, Feldhamster, Ziesel, Rehe, Hasen und Füchse die er zum Teil über Jahre fotografisch begleitet. Zahlreiche nationale und internationale Auszeichnungen zu diesem Thema konnte er in den letzten 15 Jahren erlangen.
Leopold Kanzler ist seit über 35 Jahren Vegetarier.
Kurzbeschreibung für den Bildvortrag
Beleitet wird sein Vortrag von zahlreichen seiner Fotos, im Fokus steht der Fuchs. Er über seine berührenden Erlebnisse mit einer Fuchsfamilie berichten: von der ersten Beobachtung einer Fuchsfähe im Garten im Spätsommer 2020, den darauffolgenden regelmäßigen Begegnungen bis hin zur Bildung einer Familie, der Aufzucht der Jungen und dem traurigen Ende das ein Jäger einem Großteil der Fuchsfamilie gesetzt hat. Danach erzählt er wie er die beiden verwaiste junge Füchse aufgepäppelt und einen beginnenden Räudebefall mit Hilfe einer Tierärztin erfolgreich behandeln hat.
Durch diese Erlebnisse geprägt hat er die Petition Abschaffung der Jagd auf Füchse
ins Leben gerufen, war über das Interesse in der Bevölkerung überwältigt und wird über den aktuellen Stand wird er berichten.
Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer
Öffentlich präsentieren sich Jäger und Jägerinnen gerne als Naturschützer. Doch es gibt zu viele Ungereimtheiten, zu viel Tierleid und Tod wird durch die Jagd verursacht. In diesem Vortrag soll die Diskrepanz zwischen Schein und Sein offenbart werden – und das mit stichhaltigen Argumenten und Analysen eines Menschen, der beide Seiten
kennt und versteht.
Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer war Amtstierarzt und ursprünglich selbst Jäger, gab die Jagd aber vor über zehn Jahren gänzlich auf. Er ist Autor zahlreicher Publikationen und Bücher.
Mehr zur Person Rudolf Winkelmayer
wHR Prof. Dr. Rudolf Winkelmayer hat in Wien Veterinärmedizin studiert (Mag., Dr.) und war bis zur Pensionierung praktischer Tierarzt (Fachtierarzt für Kleintiere) und Amtstierarzt sowie Lebensmittelwissenschafter (Dipl. ECVPH). 2006 wurde ihm vom Österreichischen Bundespräsidenten der Berufstitel Professor verliehen.
Rudolf Winkelmayer war ursprünglich selbst Jäger, gab die Jagd aber vor über zehn Jahren gänzlich auf und lebt seither auch vegan (AVAP – as vegan as possible).
Als Autor zahlreicher Publikationen und Bücher sah und sieht er sich vor allem als Vordenker in Sachen Tierschutz, Tierethik (insbesondere Jagd- und Wildtierethik) und ist weiterhin in diesen Fachbereichen publizistisch tätig.
Sein Vortrag
Die Jagd aus zeitgemäßer biologischer und tierethischer Sicht (Kurzfassung)
Die aktuelle Tierethik beschäftigt sich bislang vor allem mit dem Umgang mit Tieren, die von Menschen genutzt werden. Fragen über die moralische Berücksichtigungswürdigkeit von wildlebenden Tieren wurden im tierethischen Diskurs bislang eher seltener gestellt. Aber das ändert sich derzeit und dieses Feld wird sich in Zukunft vermutlich rasant weiterentwickeln (der Begriff Tier ist hier im Sinne von nichtmenschlichen Tieren
gemeint).
Brauchen wir also nicht grundsätzlich einen neuen Ansatz im Umgang mit Tieren?
Konkret stellt sich die Frage, ob moralische Akteure empfindungsfähigen wildlebenden Tieren aus ethischer Sicht positive Pflichten in der Form von Rettungs-, Hilfs- und Unterstützungspflichten schulden, und falls ja, was diese Pflichten genau beinhalten. Und dies alles vor dem Hintergrund, dass uns Evolutions-, Verhaltens- und Kognitionsbiologie sowie die Tierethik laufend neue Erkenntnisse liefern, die nahelegen, dass unser derzeitiger Umgang mit Tieren, vor allem hinsichtlich Tiernutzung, bei intellektueller Redlichkeit längst nicht mehr akzeptabel ist.
Die Grundsätze der Tierethik sind natürlich auch auf Fragen hinsichtlich des Umgangs mit jagdbarem Wild anzuwenden, denn viele Menschen haben schließlich großes Interesse an diesen Tieren. Und das nicht nur, wenn es sich dabei um die Wiederkehr der großen Beutegreifer wie Bär, Wolf und Luchs handelt. Sie wollen die Deutungshoheit über Wildtiere nicht nur den Jägern überlassen und haben damit recht, denn freilebende Wildtiere zählen bis zu ihrem Fang bzw. bis zum Erlegen zum unbeweglichen Gut; sie gelten privatrechtlich als herrenlos (§ 295 ABGB) und stehen grundsätzlich jedermann zur Aneignung frei (res nullius). Im Hinblick auf jagdbare Wildtiere wird dieses Aneignungsrecht durch das öffentliche Recht (vor allem durch das Jagd-, Fischerei- und Naturschutzrecht) eingeschränkt.
Diese Überlegungen über den zeitgemäßen Umgang mit Wildtieren führen auch zur Frage, wie die Jagd grundsätzlich aus zeitgemäßer biologischer und tierethischer Sicht künftig zu sehen ist.
Nicht zuletzt ist auch der Umgang mit invasiven gebietsfremden Arten ist ein Thema, das ein Umdenken erfordert und bei dem wir als Gesellschaft nach Möglichkeiten eines fairen Umgangs suchen sollten.