

Sind langsam wachsende Hühner „Umweltsünder“?
Land schafft Leben rechtfertigt tierquälerische Zuchtpraktiken mit vermeintlicher Nachhaltigkeit. Der VGT klärt auf.
Als beliebtes Argument der Tierindustrie gegen die Aufzucht langsamer wachsender, gesünderer Masthühner wird oft die Nachhaltigkeit vorgeschoben. Hannes Royer, seines Zeichens Land schafft Leben
-Obmann, plappert es bereitwillig nach.1 Die Tiere würden länger leben und mehr essen, was den ökologischen Fußabdruck vergrößert, heißt es. Auf den ersten Blick scheint das einleuchtend, doch in Wahrheit ist dieses Argument kurzsichtig und lässt vieles außer Acht.
Die Gesundheit langsamer wachsender Masthühner ist deutlich weniger beeinträchtigt. Die Tiere müssen dadurch weniger oft mit Antibiotika behandelt werden. Zum einen kann der Umstieg auf langsamer wachsende Rassen also dazu beitragen, die Bildung antibiotikaresistenter Keime zu mindern. Zum anderen führt der bessere Gesundheitszustand zu einer geringeren Sterblichkeit während Mast und Transport. Zusätzlich kommt es zu weniger krankheitsbedingtem Verwurf von Fleischteilen am Schlachthof. Fallen diese Verluste weg, braucht man insgesamt weniger Tiere. Langsam wachsende Hühnerrassen kommen außerdem mit weniger Soja im Futter aus, was eine nachhaltige Beschaffung des Futters erleichtert. (vgl. dazu Sustainability and the Better Chicken Commitment
2 sowie Funding destruction of the Amazon and the Cerrado- savannah
3)
Mostert et al.4 haben festgestellt, dass Systeme mit höheren Tierwohlstandards und langsam wachsenden Hühnern insgesamt weniger Emissionen verursachen als die konventionelle Produktion. Die Fallstudie des norwegischen Hühnerfleisch-Produzenten Norsk Kylling 5 beweist ebenfalls, dass eine durchdachte Umstellung zu weniger Tierleid, weniger Verlusten und geringeren Emissionen führt.
VGT-Campaignerin Denise Kubala, MSc, lehnt das Totschlagargument der Tierindustrie entschieden ab: Die Fallstudien zeigen, dass die Aussage haltlos ist und sogar das Gegenteil der Fall sein kann. Schnell wachsende Masthühner sind zuchtbedingt immensem Leid ausgesetzt und sind daher als Qualzuchten nach dem österreichischen Tierschutzgesetz einzuordnen. Solche Zuchten sind verboten, auch wenn das derzeit von der Industrie ignoriert wird. Das Beibehalten dieser Tierqual ist keine Option für eine nachhaltige Zukunft.
Menschen, denen Nachhaltigkeit tatsächlich am Herzen liegt, empfiehlt der VGT, öfter auf pflanzliche Lebensmittel zurückzugreifen. Denn eine pflanzliche Ernährung ist die mit Abstand umweltfreundlichste.6
Weiterlesen: Auswirkungen der Qualzucht bei Masthühnern
Quellen
- vgl. Langsam(er) wachsende Hühnerrassen: Tierwohl-Rassen bringen Zielkonflikte mit sich (https://www.landschafftleben.at/service-aktuelles/events-und-presse/pressebereich/pressemitteilungen/Langsam-er-wachsende-Huehnerrassen-Tierwohl-Rassen-bringen-Zielkonflikte-mit-sich_p6567) [3.4.2025]
- Sustainability and the Better Chicken Commitment, Open Wing Alliance 2024 [4.3.2025]
- Funding destruction of the Amazon and the Cerrado-
savannah. Eerlijke Geldwijzer (Fair Finance Guide Netherlands, August 2020 [3.4.2025] - Mostert, P. F., A.P. Bos et al.: The impact of changing toward higher welfare broiler production systems on greenhouse gas emissions: a Dutch case study using life cycle assessment, in: Poultry Science Volume 101, Issue 12, 2022
- Norsk Kylling: Pioneers of higher welfare and sustainable chicken production, Compassion in World Farming, 2023 [3.4.2025]
- Schlatzer, Martin und Thomas Lindenthal: Die Auswirkungen einer Reduktion des Fleischkonsums auf Tierhaltung, Tierwohl und Klima in Österreich – unter Berücksichtigung eines 100 % Bio-Szenarios. Studie im Auftrag von Vier Pfoten, Wien 2022.