Hinweis: Der Inhalt dieses Beitrags in Wort und Bild basiert auf der Faktenlage zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung (28.09.2006)
Große Schweinerecherche 2006: Die Ergebnisse
Dokumentiert wurden:
125 Schweinebetriebe österreichweit, repräsentativ
verteilt mit 120.675 Schweinen bzw. 3,82% aller Schweine
Österreichs
--> im Mittel fast 1000 Schweine pro Betrieb
Davon waren:
-
85,5% aller Mastschweine auf Vollspaltenboden
-
98,7% aller Mastschweine ohne Stroheinstreu
-
80,3% aller Mastschweine ohne Beschäftigungsmaterial
-
98,1% aller Zuchtsauen im Abferkelgitter
-
72,1% aller Zuchtsauen ununterbrochen im Kastenstand
-
100% der Kastenstände ohne Stroheinstreu
-
45,4% der Schweine mit gesetzwidrig zu kleinen Fenstern
-
0,05% der Schweine in Freilandhaltung
-
1,1% der Schweine mit Außenklimaraum
-
0,51% der Schweine in Biohaltung
Bereits während Erstellung der Studie wurde gemeldet, dass mindestens 10 große Schweinefabriken mit über 1000 Schweinen neu errichtet werden. Alle diese Fabriken werden wieder ohne Stroheinstreu und fast alle mit Vollspaltenböden gebaut. Auf der Landwirtschaftsmesse Agraria 2006 in Wels boten die Aussteller ebenfalls nur die konventionelle Form der Schweinehaltung mit Kastenständen, Vollspaltenböden und ohne Stroheinstreu an. Es ist daher sehr wichtig sofort einzuschreiten, Neubauten mit diesen Haltungsformen zu verbieten und für die alten, bereits gebauten Fabriken Übergangsfristen festzulegen, in denen sie sich anpassen müssen.
Der IGN*, eine Vereinigung unabhängiger WissenschaftlerInnen mit Spezialgebiet Nutztiere, machte 2005 folgende Feststellung: Eine verhaltensgerechte Unterbringung schließt die Möglichkeiten ein, dass die Schweine tiergerecht ruhen, eine tiergerechte Körperpflege durchführen und ein tiergerechtes Sozialverhalten pflegen können, sowie eine tiergerechte Beschäftigung zur Verfügung haben. Diese wissenschaftliche Erkenntnis gibt die Eckpunkte einer halbwegs tiergerechten Schweinehaltung vor.
Der VGT erhebt auf Basis der Daten dieser Studie und wissenschaftlicher Erkenntnisse zu den Bedürfnissen von Schweinen daher folgende Verbesserungen für die Schweinehaltung:
- Ein Ende von Vollspaltenböden.
Die Schweine benötigen bequeme Liegeplätze
und Fressplätze, die keinesfalls perforierte Böden
aufweisen dürfen. Spalten können sich im Kotbereich
der Schweine befinden.
- Verpflichtende Stroheinstreu
im Liegebereich. Die Stroheinstreu muss ausreichend
sein, um ein bequemes Liegen zu ermöglichen, und
muss regelmäßig gewechselt werden, um ein
Verdrecken zu verhindern.
- Ein Ende von Kastenstände
und zwar sowohl während der Schwangerschaft
als auch während und nach der Geburt. Die Gruppenhaltung
muss den Sauen auch in der Schwangerschaft geboten werden,
Bewegungsbuchten statt Abferkelgitter haben sich in
der Schweiz bewährt.
- Mehr Platz für die Schweine.
Das Platzangebot für Mastschweine ist mit z.B.
0,7 m² für ein 110 kg schweres Schwein absurd
niedrig. Für eine verhaltensgerechte Unterbringung
genügt es selbstverständlich nicht, dass Schweine
nur diejenige Fläche erhalten, die sie für
ein tiergerechtes Ruhen benötigen. Die Tiere müssen
darüber hinaus auch die Möglichkeit haben,
unterschiedliche Funktionsbereiche einzurichten und
insbesondere die Kotfläche vom Liegebereich und
dem Fressbereich räumlich deutlich zu trennen.
Zu einem tiergerechten Sozialverhalten gehört außerdem,
dass Individualabstände eingehalten werden können
und schwächere Tiere bei Auseinandersetzungen ausweichen
und Deckung suchen können. All das ist bei diesen
geringen Bodenflächen nicht möglich.
- Ein Ende von schmerzhaften Eingriffen durch Laien ohne Narkose und ohne Nachbehandlung der Schmerzen. Selbstverständlich dürfen schmerzhafte Eingriffe bei Tieren niemals von Laien ohne Narkose durchgeführt werden. Darüberhinaus fordert das Bundestierschutzgesetz bereits jetzt, dass Zähne- und Schwänzekupieren nur dann zulässig ist, wenn es keine andere Möglichkeit gibt Verletzungen zu vermeiden. Allerdings zeigen die Daten der Studie, dass diese Eingriffe in Österreichs Schweinefabriken routinemäßig erfolgen und daher grundsätzlich verboten werden müssen. Bei ausreichender Stroheinstreu und Bewegung der Sauen werden die Probleme, die durch mangelnde Beschäftigung und schwachen Milchfluss entstehen, auf gewaltfreie Weise hintangehalten.
* IGN: Internationale Gesellschaft für Nutztierhaltung (1978 von schweizer und deutschen WissenschaftlerInnen gegründet; Präsident: Prof. Dr. A. Steiger, Universität Bern, Institut für Genetik, Ernährung und Haltung von Haustieren, Abteilung Tierhaltung und Tierschutz, Bremgartenstr. 109a, CH - 3012 Bern)