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VGT fordert Nominierungsrecht von Tierschützer:innen in JKU-Tierethikrat für Tierschutz-Dachverband

Petition für eine glaubwürdige ethische Entscheidung bei der Bewilligung von Tierversuchsprojekten an der Johannes Kepler Universität JKU Linz.

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Die bisher tierversuchsfreie JKU Linz startet in diesem Jahr erstmals mit Tierversuchen. Laut JKU soll ein Tierethikrat dafür sorgen, dass Anträge für Tierversuchsprojekte besonders streng geprüft und Genehmigungen restriktiver erteilt werden, als üblich. Zudem soll die Erforschung von tierversuchsfreien Alternativmethoden gefördert werden, um so zur Reduktion von Tierversuchen beizutragen.

Der VGT ist skeptisch, ob der versprochene bessere Schutz von Tieren über den Tierethikrat tatsächlich gewährleistet wird und fordert zumindest ein Nominierungsrecht für die Tierschutzsitze 1 im Tierethikrat durch den Dachverband der Tierschutzorganisationen pro-tier. Hinsichtlich der angekündigten Erforschung tierversuchsfreier Alternativmethoden fordert der VGT die Bereitstellung finanzieller Ressourcen in angemessener Höhe, d. h. eine Förderung und Mittelzuweisung, die nicht geringer ist als jene für die tierexperimentelle Forschung.

Hintergrund

Tierversuche und Tierethikrat

Die vormals tierversuchsfreie JKU Linz wird zukünftig Tierversuche durchführen. Im 2. Quartal 2023 soll die neue Biomedizinische Forschungseinrichtung am JKU MED Campus in Betrieb gehen. In Zeiten, in denen sogar gesetzlich der vollkommene Ausstieg aus dem Tierversuch als letztendliches Ziel definiert und die Förderung und Stärkung von tierversuchs-/tierleidfreien Forschungsmethoden aus wissenschaftlichen und aus ethischen Gründen propagiert wird, ein fragwürdiger Schritt.2, 3 Einziger Lichtblick: Die JKU Linz scheint den dringenden Bedarf an strengeren Kontrollen im Zuge der Überprüfung und Genehmigung von geplanten Tierversuchsprojekten erkannt zu haben. Sie verspricht, es anders zu machen als andere tierversuchsdurchführende Einrichtungen – und zwar restriktiver.

Gegenüber der Öffentlichkeit erklärt die JKU Linz, dass zu diesem Zweck ein Tierethikrat eingeführt wird, der jedes geplante Tierversuchsvorhaben an der Universität genau prüfen und über dessen Genehmigungsfähigkeit entscheiden wird. Dieser Tierethikrat soll zur Hälfte aus Laien und zur anderen Hälfte aus Expert:innen bestehen, wobei unter Letztgenannten auch Tierschützer:innen sein sollen.1

Der VGT ist skeptisch und befürchtet, dass es sich bei den Personen aus dem Tierschutz um ein Feigenblatt handeln könnte, sofern nicht gewährleistet ist, dass diese tatsächlich aus dem Tierschutz stammen. Grund für diese Befürchtung ist nicht zuletzt eine Aufdeckung des VGT im Rahmen der JKU-Tierversuchskampagne; denn diese zeigte, dass Kontrollen von Tierversuchsprojekten nur dann eine echte Chance auf die Berücksichtigung tierlicher Interessen haben, wenn sie von unabhängigen Expert:innen aus dem Bereich der tierversuchsfreien/tierleidfreien Forschung durchgeführt werden, die keinerlei persönliches Interesse an der Tiernutzung haben.4

Der VGT fordert daher, dass der Dachverband der Tierschutzorganisationen pro-tier diese Expert:innen aus dem Tierschutz für den Tierethikrat der JKU nominieren können muss. Dies würde der korrekten und transparenten Vorgehensweise entsprechen, die sich auch bei der Nominierung von Tierschützer:innen für den Bundestierschutzrat und die Bundestierversuchskommission findet.

Förderung tierversuchsfreier Forschung

Obwohl die JKU Linz von ihrer Verpflichtung spricht, Tierversuche zu reduzieren, hat sie ein Tierversuchslabor gebaut und wird nach eigener Aussage noch in diesem Jahr zum ersten Mal in ihrer Geschichte Tierversuche durchführen. Der allgemeinen Verpflichtung, Tierversuche so weit wie möglich zu reduzieren und diese durch Alternativmethoden zu ersetzen,2, 3 will die JKU Linz u. a. durch die Erforschung von Alternativmethoden zu Tierversuchen nachkommen. In der Tat gibt es weltweit große Fortschritte im Bereich der tierversuchsfreien Forschung und alleine in der Datenbank für Non Animal Technologies (NAT) finden sich aktuell 1657 Einträge zu etablierten tierversuchsfreien Forschungsmethoden – Tendenz steigend (nat-datenbank.de).5 Die weitere Erforschung und Etablierung zukunftsweisender, tierversuchs- und bestenfalls tierleidfreier Alternativmethoden zu Tierversuchen kann jedoch nicht mit Lippenbekenntnissen finanziert werden. Ein angemessenes Forschungsbudget ist hierfür unverzichtbar und sollte nicht geringer sein als das Budget, das für die tierexperimentelle Forschung bereitgestellt wird!

Die Unterzeichnenden dieser Petition fordern:

  1. Die Nominierung der Tierschutzexpert:innen 1 für den Tierethikrat der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz muss durch den Dachverband der Tierschutzorganisationen pro-tier erfolgen, d. h. entsprechend der Vorgehensweise bei der Besetzung des Bundestierschutzrates und der Bundestierversuchskommission.
  2. Das von der JKU Linz zur Verfügung gestellte Forschungsbudget zur Entwicklung und Förderung von tierversuchsfreien Alternativmethoden muss mindestens so hoch sein wie das für die tierexperimentelle Forschung.

Diese Petition richtet sich an den Rektor der Johannes Kepler Universität Linz, Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch.6

Quellen

  1. Ob nur eine einzige Person aus dem Tierschutz im Tierethikrat vertreten sein wird oder mehrere Personen ist bisher nicht geklärt; denn trotz mehrmaliger Nachfrage bei der JKU Linz bekam der VGT diesbezüglich keine Information. Ebenfalls unbeantwortet blieben Fragen hinsichtlich der Möglichkeit zur Nominierung von Tierschützer:innen für den Tierethikrat durch den Dachverband der Tierschutzorganisationen pro-tier.
  2. Richtline 2010/63/EU des Europäischen Parlaments und des Rates
  3. Gesamte Rechtsvorschrift für Tierversuchsgesetz 2012
  4. Falsch und verwirrend: Wissenschaftskolleg_innen kritisieren JKU-Tierexperimentator
  5. Stand 08.02.2023: 1657 Einträge in der Datenbank, davon 543 neue in den letzten 365 Tagen.
  6. Am 1. Oktober 2023 hat die vierjährige Funktionsperiode des neuen Rektors der Johannes Kepler Universität Linz begonnen. Herr Univ.-Prof. Dr. Stefan Koch hat hierbei den ehemaligen Rektor, Herrn Univ.-Prof. Dr. Meinhard Lukas, in seiner Funktion abgelöst.

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VGT fordert Nominierungsrecht von Tierschützer:innen in JKU-Tierethikrat für Tierschutz-Dachverband (29.09.2022)

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